38 Minuten auf Augenhöhe reichen nicht für Sieg in Jena
Über den Großteil der Partie agierten die Tigers Tübingen am Samstagabend auf Augenhöhe mit BBL-Absteiger Science City Jena. Am Ende sollte das jedoch nicht reichen. Mit 86:78 (40:37) setzten sich die qualitativ hochwertig besetzten Thüringer schlussendlich durch. Überragender Akteur auf dem Parkett war Tigers-Forward Justin Strings mit 27 Punkten und neun Rebounds. Kris Davis (15), Enosch Wolf (11) und Sven Stammberger (10) konnten ebenfalls zweistellig punkten.
Die Partie wurde vom für viele unerwarteten Tod von Birgit Menz überschattet. Am gestrigen Freitag verstarb die Ehefrau des Jenaer Trainers Frank Menz im Alter von 52 Jahren nach schwerer Krankheit. Die Tigers Tübingen sind schockiert über diese Nachricht und befinden sich in Gedanken bei den Hinterbliebenen. Für Menz stand Assistenztrainer Steven Clauss an der Seitenlinie.
Strings in Gala-Form
Unter der Leitung des 62-jährigen Deutsch-Amerikaners fanden die Gastgeber ähnlich wie die Tigers nur langsam in die Partie. Darauf folgte ein hochintensives, aber stets faires, Spiel, in dem Jena zwar meist in Front lag, die Tübinger sich aber stets in Schlagdistanz befanden. Angeführt von einem exzellent aufspielenden Justin Strings hielt die Mannschaft von Head Coach Doug Spradley die Partie bis zur Schlussminute offen, muss die Heimreise letztlich aber ohne Zählbares antreten. Unter anderem das Ausscheiden von Enosch Wolf und Besnik Bekteshi, die jeweils fünf Fouls begangen, zog den Tigers den Zahn. Weiter geht es für die Neckarstädter nach der Länderspielpause am 7. Dezember (20 Uhr, Paul Horn-Arena) mit einem Heimspiel gegen die Nürnberg Falcons BC.
Die Stimmen
Doug Spradley (Trainer Tigers Tübingen): “Glückwunsch an Steven und seine Mannschaft. Sie haben verdient gewonnen. Wir haben nicht gut genug gespielt, um die Partie zu gewinnen. Viel mehr gibt es heute nicht zu sagen.”
Steven Clauss (Trainer Science City Jena): “Wir haben ein schweres Spiel erwartet und so ist es auch gekommen. Wir haben viele einfache Punkte liegengelassen und konnten Justin Strings vor allem in der ersten Halbzeit nicht stoppen. Dafür haben wir gegen die Tübinger Guards einen sehr guten Job gemacht und insgesamt hart und konsequent verteidigt. Ich würde Doug zustimmen und sagen, dass wir verdient gewonnen haben.”
Der Spielfilm
Erste Halbzeit
Erstes Viertel
1. Minute: Starting Five: Diante Baldwin, Kris Davis, Roland Nyama, Justin Strings und Enosch Wolf.
2. Minute: Die Zuschauer sehen eine hektische Anfangsphase mit zahlreichen Fehlwürfen und Ballverlusten. Enosch Wolf eröffnet die Partie mit zwei Punkten.
4. Minute: Nach einigen Offensiv-Rebounds am Stück trifft Justin Strings einen Korbleger zum 6:7 aus Tigers-Sicht. Kurz darauf bringt Kris Davis die Raubkatzen per Dreier erstmals in Führung.
5. Minute: Wolf muss mit zwei frühen Fouls auf der Bank Platz nehmen. Für den 2,15-Meter-Hünen betritt Philipp Neumann die Partie.
6. Minute: Bislang wirken die Thüringer etwas frischer und aggressiver. Einen Dunking von Justin Leon zum 9:13 nimmt Tigers-Coach Doug Spradley zum Anlass für die erste Auszeit des Spiels.
8. Minute: Das tut weh! Jenas BBL-erfahrener Point Guard Brad Loesing verwandelt einen Dreier mit Foul. Auch der fällige Freiwurf findet sein Ziel – 19:12 Jena.
10. Minute: Während die Defensive bis dato ordentlich steht, finden die Spradley-Schützlinge im ersten Viertel offensiv gegen mit hoher Intensität agierende Saalestädter kaum Mittel. So leuchtet nach zehn gespielten Minuten ein 20:14 für die Hausherren von der Anzeigetafel.
Zweites Viertel
12. Minute: Wiederholt arbeitet Science City-Center Oliver Mackeldanz stark am offensiven Brett und ist nur durch ein Foul zu stoppen. Von der Freiwurflinie sorgt der 29-Jährige für den ersten zweistelligen Rückstand der Tigers. Im Gegenzug gelingt Strings ein wichtiges zum „And-One“ zum 17:24. Überhaupt ist Strings bis dahin bester Tübinger mit acht Zählern.
14. Minute: Die Zuschauer in der Sparkassen-Arena zu Jena haben bestimmt schon besseren Basketball gesehen als die ersten 14 Minuten der heutigen Partie. Gelungene (Offensiv-)Aktionen sind in dieser wilden Phase auf beiden Seiten Mangelware.
16. Minute: Erneut ist es Strings, der sein Team mit drei schnellen Korblegern in Serie im Spiel hält – 23:31 aus Sicht der Schwaben.
18. Minute: Ganz wichtiger Dreier aus der Ecke von Nyama! Damit bleiben die Tigers in Schlagdistanz, es steht 28:38. Wenig später schließt Baldwin aus der Transition erfolgreich ab und wird dabei gefoult. Nach weiteren Punkten durch Neumann liegt man nur noch mit 33:38 im Hintertreffen.
20. Minute: Power Forward Strings ist „on fire“! Überragende 18 Zähler stehen rund eine Minute vor der Halbzeit auf dem Konto des US-Amerikaners. Jenas heutiger Head Coach Steven Clauss ruft beim Stand von 40:35 für Jena zur Dienstbesprechung.
20. Minute: Dank eines 12:2-Laufs in den Schlussminuten des zweiten Spielabschnitts ist die Begegnung beim Stand von 37:40 zur Halbzeit komplett offen. Bester Mann auf dem Parkett ist in den ersten 20 Minuten zweifelsohne Strings mit 20 Punkten, womit er mehr Zähler erzielt hat als der Rest der Tigers-Truppe (17). Es ist alles angerichtet für einen spannenden zweiten Durchgang.
Zweite Halbzeit
Drittes Viertel
22. Minute: Die Tigers gehen in Führung! Kris Davis trifft per Korbleger, was allerdings mit sieben schnellen Zählern der Saalestädter gekontert wird. Schon führen die Hausherren wieder mit 47:41.
24. Minute: Auf den Lauf von Science City hat Davis die richtige Antwort und verwandelt von jenseits der 6,75-Meter-Linie zum 44:47.
25. Minute: Monsterblock von Roland Nyama, der Dennis Nawrocki beim Korbleger-Versuch spektakulär abräumt!
26. Minute: Tigers-Captain Wolf begeht sein drittes Foul. Auch Sven Stammberger ist mit drei Vergehen vorbelastet.
28. Minute: Den Zuschauern wird weiterhin ein enges und intensives Spiel geboten. Doch in dieser Phase scheint das Pendel ein wenig in Richtung Jena auszuschlagen: Wolf kassiert Foul Nummer vier, Loesing trifft von „Downtown“ zum 62:54 für die Thüringer – Auszeit Tigers.
30. Minute: Die Tübinger kommen fokussiert aus der Timeout und verkürzen in Person von Strings und Stammberger auf 59:62. Jena kommt kurz vor der Viertelsirene durch Alex Herrera zu Zählern, gleichbedeutend mit einem 59:64-Rückstand für das Team von Doug Spradley nach 30 gespielten Minuten.
Viertes Viertel
33. Minute: Herrera baut die Führung des Tabellendritten auf 68:61 aus. Wolf lässt sich von den Punkten seines Gegenspielers nicht beeindrucken und punktet im Gegenzug ebenfalls in der Zone. Kurz darauf ist es wieder der Tübinger Center, der auf 65:68 verkürzt. Wenig später ist die Partie für den Tübinger Center mit fünf Fouls beendet – das schmerzt!
35. Minute: Der starke Strings trifft aus der Mitteldistanz, der Rückstand beträgt jetzt nur noch einen Punkt – Auszeit Jena. Wer als Sieger vom Parkett gehen wird, ist keineswegs absehbar.
36. Minute: Strings ist jetzt überall: Erst verkürzt der sympathische Forward auf 69:70, dann schnappt er sich auf spektakuläre Weise einen Steal. Jena zeigt mehrfach Nerven von der Freiwurflinie. Die Teamfoul-Grenze ist bei beiden Kontrahenten bereits erreicht. Zum Leidtragenden der in dieser Phase sehr strengen Linie der Schiedsrichter wird darauf Besnik Bekteshi, der mit fünf Fouls ebenfalls zum Zuschauen verdammt ist.
38. Minute: Die Spannung im Hexenkessel Sparkassen-Arena ist förmlich spürbar. Nach einem erfolgreichen Distanzwurf von Nawrocki will Coach Spradley seine Mannschaft sprechen und bittet zur Auszeit. Beim 72:78 aus Tigers-Sicht ist noch nichts verloren, doch es wird alles andere als einfach.
40. Minute: Das ist wohl die Entscheidung! Loesing trifft von außen zum 83:73. Darauf folgen ein Dreier von Stammberger sowie ein technisches Foul gegen Nyama. Beim Zwischenresultat von 76:85 33,2 Sekunden vor Spielende folgt nochmals eine Tübinger Timeout, die die Wende aber nicht mehr bringt: Die Tigers Tübingen unterliegen nach großem Kampf mit 78:86 bei Science City Jena.
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel
Duell der Wolf-Brüder
Beim heutigen Gastspiel der Tigers in Jena standen zwei Brüder besonders im Fokus: Enosch und Julius Wolf. Der ältere der beiden Geschwister, Enosch, steht bekanntlich seit Sommer 2018 in Tübingen unter Vertrag und ist seither als Mannschaftskapitän und Leistungsträger nicht mehr aus dem Team wegzudenken. Bruder Julius, gute zwei Jahre jünger als der Tigers-Center, gehört seit 2013 zum festen Inventar von Science City Jena und hielt den Thüringern auch nach dem Abstieg aus der easyCredit BBL die Treue. Im Vorfeld der Partie bestellten die Wolf-Brüder bei ihren Clubs jeweils fünf Trikots, die in der Mitte geteilt und im Anschluss zusammengenäht wurden. So konnten Familie und Freunde beide “Wolfs” in Fankleidung unterstützen, ohne dabei Partei ergreifen zu müssen.
Aller guten Dinge sind (nicht) drei
Zu Erstliga-Zeiten waren die Tigers Tübingen vor der heutigen Begegnung bereits zweimal in der 2014 eröffneten Jenaer Sparkassen-Arena zu Gast: 2016/2017 unterlagen die Raubkatzen denkbar knapp mit 79:82 nach Verlängerung, woran auch 20 Zähler von Garlon Green nichts ändern konnten. Ziemlich genau ein Jahr später, im Dezember 2017, mussten sich die zu dieser Zeit von Mathias Fischer trainierten Schwaben dem Gastgeber erneut geschlagen geben. Für den 74:69-Erfolg von Science City Jena sorgten damals unter anderem renommierte Akteure wie Julius Jenkins, Immanuel McElroy und Derrick Allen. Heute – im dritten Anlauf – sollte es leider erneut nicht mit einem Erfolg in der Sparkassen-Arena klappen.
Trauer um Birgit Menz
Es gibt Momente und Situationen, in denen der Basketball in den Hintergrund rückt. So möchten wir an dieser Stelle nochmals unser tiefstes Mitgefühl an Frank Menz und alle Hinterbliebenen richten, die am gestrigen Freitag Birgit Menz verloren haben. Mit nur 52 Jahren verstarb die ehemalige Basketball-Nationalspielerin nach schwerer Krankheit. Über viele Jahre hinweg gehörte Birgit Menz zu den prägendsten Figuren des deutschen Damenbasketballs und feierte große Erfolge wie den Gewinn der Bronzemedaille bei der 1997 in Ungarn ausgetragenen Europameisterschaft der Damen. In Gedenken an Birgit Menz wurde vor dem Sprungball eine Schweigeminute eingelegt.