80:99-Niederlage in Heidelberg – Totaleinbruch in der zweiten Halbzeit
Die Tigers Tübingen haben das Auswärtsspiel bei den MLP Academics Heidelberg mit 80:99 (45:44) verloren. In der ersten Halbzeit gestaltete sich die Partie komplett auf Augenhöhe, die Schützlinge von Trainer Danny Jansson führten nach neun Minuten mit 25:18. Das war die höchste Führung der Gäste im Spiel. Vor der Geisterkulisse war das Spiel auch entsprechend. Viele Fehler, wenige Highlights. Die Führung wechselte öfters hin und her. Letztendlich gingen die Gästen mit einer 45:44-Führung in die Halbzeitpause.
Nach der Pause schalteteten die MLP Academics einen Gang höher und übernahmen die Kontrolle im Spiel. Tübingen leistete sich nun zu viele Fehler und war nicht mehr konkurrenzfähig. Nach 30 Minuten führte die Mannschaft von Trainer Branislav Ignjatovic mit 74:63. Die letzten zehn Minuten war dann nur noch Schaulaufen, des Gastgebers brachte den Vorsprung sicher über die Zeit. Am Ende stand ein 99:80-Sieg für die Kurpfälzer zu Buche. Die höchste Führung des Gastgebers war Sekunden vor Schluss mit 22 Zählern (99:77).
Vor allem die zweite Hälfte von den Tigers war extrem schlecht. An beiden Enden des Feldes sollte nichts gelingen. Diese Vorstellung muss dringend aufgearbeitet werden. Sa`eed Nelson war mit 28 Zählern Topscorer der Partie (neun Rebounds, neun Assists), gefolgt vom guten Armin Trtovac (21), den die Gäste nie in den Griff bekamen sowie Evan McGaughey (20). Leistungsträger Jordan Geist konnte sich erlauben, in der ersten Halbzeit ohne Punkte zu bleiben. Nach dem Seitenwechsel kam der US-Amerikaner noch auf elf Zähler. Bei den Raubkatzen war Josh Sharkey mit 21 Zählern bester Punktesammler. Isaiah Crawley knickte Ende des dritten Viertel nach 17 Zählern um und konnte nicht mehr weiterspielen. Bei allen Wurfquoten hatten die Kurpfälzer die besseren Werte, was spielentscheidend war. Zudem kassierten die Jansson-Schützlinge mit 99 Punkten erneut wieder viel zu viele Zähler. So wird es schwierig, dauerhaft Spiele zu gewinnen.
Weiter geht es für die Tigers Tübingen am kommenden Sonntag mit einem Heimspiel gegen die Kirchheim Knights, die gegen die Bayer Giants Leverkusen mit 88:71 siegreich waren. Hochball ist um 18 Uhr in der Paul Horn-Arena. Dieses Spiel natürlich wieder ohne Zuschauer.
Der Spielfilm:
Erstes Viertel: Die ersten zehn Minuten gestalteten sich äußerst ausgeglichen. Auffallend war die komplette Geisterkulisse ohne Zuschauer. Die fehlende Stimmung übertrug sich auf beide Mannschaften, die wenig körperlich spielten – Fouls waren Mangelware. Ganz im Sinne eines Trainingsspiels. Die MLP Academics waren in den Anfangsminuten optisch etwas besser, so beim Stand von 13:10 nach sechs Minuten durch Nelson. Im weiteren Verlauf kamen die Tübinger auch langsam in die Partie. Nach einem 7:0-Lauf führten die Gäste nach neun Minuten mit 25:18. Trtovac verkürzte mit einem Drei-Punkt-Spiel zum 21:25-Viertelende. Insgesamt konnten sechs Führungswechsel verzeichnet werden. Die spektakulärste Aktion landete Roland Nyama mit einem sehenswerten Korbleger mit Foul zum 22:18 unmittelbar davor. Nyama kümmerte sich zudem gut um Geist und Shyron Ely, die noch nicht zur Entfaltung kommen konnten. Schrecksekunde in der Schlusssekunde, als Sharkey nach einem Zusammenprall am Boden liegen blieb. Glücklicherweise ging es für den Point Guard weiter.
Zweites Viertel: Der Beginn des zweiten Abschnitts gehörte den Jansson-Schützlingen. Nach 14 Minuten betrug der Vorsprung beim Stand von 32:27 knappe fünf Zähler. In der gleichen Minute handelte sich Geist schon seit drittes persönliches Foul ein und nahm fortan auf der Bank Platz. Der US-Amerikaner blieb noch ohne einen Zähler im Spiel. Eine Minute später krachte Crawley nach einer Rettungsaktion per Salto über die Bande – die Ladung war aber sehenswert. Die Raubkatzen nahmen nach 15 Minuten beim Stand von 32:31 ihre erste Auszeit. Im weiteren Verlauf lagen die Tübinger stets mit ein paar Zählern in Front. Insgesamt fehlte aber bei beiden Kontrahenten aber der Spielfluss – das Spiel war geprägt von vielen Fehlern auf beiden Seiten. Die Raubkatzen lagen in den zweiten zehn Minuten immer in Führung, bis zur Schlussminute als Niklas Würzner die Führung zum 44:43 drehte. Doch Sharkey hatte noch einmal den Ball und legte den Ball zur 45:44-Halbzeitführung in die gegnerische Reuse. Sharkey war es, der den einzigen von drei Dreier in Minute zum 40:36 (17. Minute) verwandelte. Auch beim Gastgeber fiel kaum was (1/10 Dreiern). Heidelbergs Leistungsträger Geist und Shyron Ely blieben in der ersten Halbzeit ohne Zähler. Trtovac kam als Topscorer der Begegnung auf gute 15 Punkte, der zudem ohne Foul blieb. Die Tübinger konnten den Big Man überhaupt nicht in den Griff bekommen. Nelson zeigt mit 13 Zählern ebenfalls ein gutes Spiel. Die besten Scorer der Gäste waren Sharkey (10), Crawley (9), Enosch Wolf (7) und Elias Valtonen (7).
Drittes Viertel: McGaughey eröffnete die zweite Halbzeit mit einem Vier-Punkt-Spiel zum 48:45 nach 22 Minuten. Valtonen konterte mit dem ersten Dunk der Begegnung wenige Momente später. Beide Team konnten ihre Intensität etwas erhöhen, auch die Aktionen wurden auf beiden Seiten besser. Crawley verwandelte ein Alley-oop-Anspiel von Sharkey nach 25 Minuten zum 55:57. Zuvor lagen die Kurpfälzer meist knapp in Führung, die nun immer mehr die bessere Mannschaft waren. Beim Stand von 56:64 nahm Jansson nach 28 Minuten sein nächstes Timeout. Es war gleichzeitig die höchste Führung im Spiel. Bei den Tigers lief nun nichts mehr zusammen. Bis zur 29. Minute gelang der Ignjatovic-Truppe ein 13:0-Lauf zum 69:56. Erst Sharkey konnte mit drei erfolgreichen Freiwürfen zum 59:69 diesen Lauf brechen. In der Defense lief wenig zusammen, nur mit Fouls war der Gastgeber zu stoppen. Zu aller Unnot knickte auch noch Crawley mit dem rechten Sprunggelenk kurz vor dem Viertelende um, der mit 17 Punkten bester Punktesammler der Raubkatzen war. Für den US-Amerikaner ging es nicht mehr weiter. Sharkey war es, der die letzten Zähler zum 63:74 erzielte. Nelson mit 21 Zählern und McGaughey 20 waren die Topscorer bis dato in der Begegnung.
Viertes Viertel: Heidelberg kontrollierte nun die Partie. Der Ball lief gut, dazu wurden die Angriffe hochprozentig abgeschlossen. Der bisher blasse Geist kämpfte sich nun die Begegnung und sorgte nach 32 Minuten per Dreier zum 79:65 für die höchste Führung im Spiel. Die Raubkatzen produzierten hingegen weiter viele Fehler, auch im Angriff stockte der Motor. Das Spiel plätscherte nun vor sich hin, die MLP Academics hielten den Vorsprung weiterhin zweistellig. So beim Stand von 84:74 nach 36 Minuten. In den letzten vier Minuten änderte sich nichts mehr am Ergebnis, Heidelberg erhöhte noch den Vorsprung und setzte sich am Ende dank einer deutlichen Leistungssteigerung verdient mit 99:80.
Die Stimmen zum Spiel:
Branislav Ignjatovic (Trainer MLP Academics Heidelberg): “Gegen Leverkusen haben wir zuletzt keine gute Leistung gezeigt. Wir wollten heute diese Niederlage wettmachen. Zu Beginn des Spiels haben wir uns schwer getan. Wir waren nicht richtig in der Partie, Tübingen hat munter aufgespielt und war ebenbürtig. Nach dem Seitenwechsel konnten wir uns in einen Rausch spielen. Dazu war unsere Defense sehr effektiv, in der Offense sind dann auch einige wichtige Würfe gefallen. Im Laufe der Begegnung konnten wir uns dann einen komfortablen Vorsprung herausspielen, den wir nicht mehr hergegeben haben.
Danny Jannson (Trainer Tigers Tübingen): “Wir sind eigentlich ganz gut ins Spiel gekommen. Wir haben in der Offensive gute Akzente setzen können, defensiv war es ausbaufähig. Leider ist es uns nicht gelungen, einen größeren Vorsprung herauszuspielen. In der zweiten Halbzeit hat Heidelberg dann die Intensität erhöhen können. Gleichzeitig sind wir komplett eingebrochen. In der Offensive gelang nichts mehr, in der Defensive sahen wir überhaupt nicht gut aus. Wir müssen nun die Köpfe frei bekommen, das Spiel schnell abhaken, gleichzeitig die Partie aufarbeiten und am Sonntag gegen Kirchheim neu angreifen.”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Comeback von Bekteshi, Sorgius vor Rückkehr: In den vergangenen zwei Monaten war Besnik Bekteshi nach einer hartnäckigen Sprunggelenksverletzung zum Zuschauen verdammt. Der 27-Jährige verpasste somit nahezu die gesamte Vorbereitung. In dieser Woche kehrte Bekteshi ins Teamtraining zurück, beim Spiel in Heidelberg gehörte der Shooting Guard wieder zum Team. In knapp neun Minuten Einsatzzeit kam die Tübinger Raubkatze jedoch noch auf keine Punkte. Für Matti Sorgius ist ebenfalls Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Das Eigengewächs musste in den vergangenen sechs Wochen aufgrund einer Vorstufe eines Ermüdungsbruchs pausieren. Nach einer Kontroll-MRT-Untersuchung erhielt Sorgius nun von Teamarzt Dr. Philipp Calgéer grünes Licht, in den kommenden Tagen langsam in den Trainingsbetrieb zurückzukehren.
Tigers Tübingen – ein Team hält zusammen: Tigers-Trainer Danny Jansson arbeitet in dieser Spielzeit mit einem extrem jungen Team zusammen. Mit Sorgius, Mirjan Broening und Timo Fischer gehören drei Eigengewächse zum Kader der ProA-Mannschaft der Neckarstädter. 14 Spieler umfasst das komplette Team der Raubkatzen. Im Training haben die Spieler unter der Leitung viel Spaß und lernen von Tag zu Tag zu. Der Zusammenhalt ist groß. Die jungen Spieler haben Anschluss und bekommen von Jansson regelmäßig die Chance, sich zu präsentieren. Durch die Regularien können nur zwölf Spieler auf dem Spielberichtsbogen gemeldet werden, Lucas Schiebelhut musste gegen Heidelberg pausieren. Doch er und Sorgius reisten mit dem Team nach Heidelberg, um emotionale Unterstützung zu geben. Das hat es in Tübingen längere Zeit nicht gegeben und belegt die gute Grundstimmung bei den Raubkatzen.
Alter Bekannter am Steuer: Seit dieser Saison 2020/2021 fahren die Tigers Tübingen wieder mit Hahn-Reisen aus Reutlingen. Das Unternehmen aus der Achalmstadt betreute die Tübinger nach dem Bundesligaaufstieg im Jahr 2004 für satte zehn Jahre. Mit der neuen Runde kehrten die Raubkatzen zum altbekannten Partner zurück. Auf der heutigen ersten Auswärtsreise wurden die Tübinger von einem bekannten Gesicht gefahren. Konstantin Divitajkin, der die Tigers Tübingen zuletzt drei Jahre als Fahrer betreute, hat zum November ein Arbeitsverhältnis bei Hahn-Reisen begonnen und seine alte Mannschaft gleich wieder übernommen. Ohne Stau ging es mit einem neuen Mercedes-Bus reibungslos nach Heidelberg. Die Freude über das Wiedersehen war groß. “Es ist schön, wieder mit den Tigers zu fahren. Das hat mir immer viel Spaß gemacht”, so Divitajkin.