Foto: Nils Althoff

Anderes Spiel, gleiches Bild – 94:102-Niederlage in Leverkusen

03 Jan 2021

Die Tigers Tübingen haben das Auswärtsspiel bei den BAYER GIANTS Leverkusen mit 94:102 (47:39) verloren. Bis zur 36. Minute lag die Mannschaft von Trainer Danny Jansson fast immer in Führung, der Auftritt war sehr ordentlich. Leider sollte erneut in der Endphase der Partie der Einbruch kommen. JJ Mann brachte per Dreier die Riesen vom Rhein mit 86:84 erstmals nach dem ersten Viertel wieder in Führung. Von diesem Schock sollten sich die Schwaben leider nicht mehr erholen. Topscorer der Begegnung war Tübingens Isaiah Crawley mit 29 Zähler und acht Rebounds. Obwohl die Raubkatzen das so bedeutsame Reboundduell mit 31:23 für sich entscheiden konnten, gingen die Tigers am Ende erneut als Verlierer vom Platz. Erneut 20 Ballverluste waren zu viel, um die Partie siegreich gestalten zu können. Dazu haperte es aus der Distanz: nur fünf Treffer bei 19 Versuchen (29 Prozent) waren zu wenig. Auch der Blick auf die Freiwürfe war nicht erfreulich: von 24 Versuchen gingen nur 17 durch die gegnerische Reuse (71 Prozent). Das Team von Trainer Hansi Gnad konnte sich im Lauf des Spiels deutlich steigern. Stark waren 26 von 28 Freiwürfen (93 Prozent). Der ehemalige Nationalspieler nahm zudem keine Auszeit im Spiel. Bester Punktesammler bei Leverkusen war Haris Hujic mit 25 Zähler, davon perfekte 13 von 13 Freiwürfen. Hier geht`s zur Statistik!

Erstes Viertel (23:19):

Die Tigers starteten mit Josh Sharkey, Timo Lanmüller, Elias Valtonen, Isaiah Crawley und Enosch Wolf in die Partie. Und die Gäste kamen gut in das Spiel, nach drei Minuten führten die Raubkatzen mit 6:2. Der Gastgeber begann wie erwartet mit einer Zonenverteidigung. Das Spiel gestaltete sich in den Anfangsminuten auf beiden Seiten schnell und wild. Das erste Highlight der Begegnung besorgte Haris Hujic für die Gnad-Truppe mit einem erfolgreichen Vier-Punkt-Spiel, gleichzeitig die erste Führung (12:11) für den Gastgeber nach vier Minuten. Die Tübinger Defense agierte wie zuletzt in Jena in der ersten Halbzeit ordentlich, die GIANTS taten sich im Angriff sichtlich schwer. Aber auch bei den Schwaben stockte der Motor im weiteren Verlauf. Nach acht Minuten leuchtete eine knappe 17:16-Führung auf der Anzeigentafel. Mehr Kampf als spielerische Klasse charakterisierte den ersten Abschnitt, welchen die Rheinländer mit einem kurzen Spurt mit 23:19 für sich entscheiden konnten. Topscorer der Begegnung war Valtonen mit acht Zählern, Crawley hatte bereits zwei Fouls gesammelt und aus der Distanz konnten die Raubkatzen bei vier Versuchen noch keinen Treffer verbuchen.

Zweites Viertel (16:28):

Leverkusen hatte wie erwartet in der Lufthoheit Vorteile. Tigers-Spielmacher Sharkey glich mit seinem ersten Punkt von der Freiwurflinie nach 13 Minuten zum 26:26 aus. Bei den Gästen war es vor allem Crawley, der unter den Körben dagegenhielt. Lanmüller zeigte erneut eine tolle Leistung in der Defense, vor allem gegen Hujic. In der Offense netzte der 19-Jährige aus der Distanz zum 35:28 ein – die höchste Führung im noch jungen Spiel. Und es wurde sogar noch besser. Ein Steal von Wolf verwertete der Tübinger Kapitän zum 39:28 per Dunking nach 17 Minuten. Tübingen wechselte in seinen Verteidigungsformen, Leverkusen zeigte sich beeindruckt. Gnad hatte dennoch großes Vertrauen in seine Mannschaft, auf eine Auszeit mussten die Zuschauer an den Endgeräten vergeblich warten. So war es sein Gegenüber Jansson, der 78 Sekunden vor der Halbzeitpause bei einer 45:36-Führung das erste Timeout nahm. Letztendlich ging es nach einer wilden ersten Halbzeit mit 47:39 für die Gäste in die Kabinen. Valtonen war mit 14 Punkten Topscorer der Begegnung, der zudem ein Alley-Oop-Anspiel von Gianni Otto zum 46:37 per Dunking verwandelte. Überraschenderweise konnten die Raubkatzen das Reboundduell bisher mit 21:12 für sich entschieden. Jedoch fiel nur ein Dreier von neun Versuchen, dazu wurden fünf Freiwürfe (acht von 13, 62 Prozent) leichtfertig an der Linie liegengelassen.

Drittes Viertel (27:23):

Die Rheinländer kamen mit neuem Mut aus der Halbzeit, die Tigers hielten jedoch weiter eisern dagegen. Crawley dunkte den Ball nach Steal von Sharkey mit voller Wucht durch die gegnerische Reuse – Spielstand 53:43 nach 23 Minuten. Valtonen und Crawley waren nun die Hauptakteure auf Seiten der Schwaben, doch die BAYER GIANTS erhöhten Schritt für Schritt die Intensität. Crawley konnte eine kritische Phase nach 26 Minuten per Dreier zum 62:53 entschärfen. Doch nun häuften sich wieder die Fehler bei den Raubkatzen, unkonzentrierte Abschlüsse und Ballverluste prägten nun das Bild bei den Schwaben. Jansson musste beim Stand von 65:61 nach 28 Minuten seine nächste Auszeit nehmen, Leverkusen kam innerhalb von wenigen Minuten auf zahlreiche Punkte. Und der Negativtrend ging weiter. Ein unsportliches Foul von Otto und ein technisches Foul von Jansson führten zum 67:66 45 Sekunden vor der Viertelpause. Der Vorsprung war dahin. Glücklicherweise traf Otto einen wilden Dreier mit Ablauf der Uhr zum 70:66 nach 30 Minuten – der 25-Jährige hatte seinen Fehler wieder ausgebügelt. Topscorer der Partie war Crawley mit 22 Zählern.

Viertes Viertel (36:24):

Die letzten zehn Minuten mussten wie so oft die Entscheidung herbeiführen. Crawley war weiterhin der Spieler des Tages, der mit zwei weiteren Dunkings das 74:70 nach 32 Minuten sicherstellte. Das Spiel war nun auf Messers Schneide. Eddiy Edigin war es dann, der per Dreier den 77:77-Ausgleich besorgte – noch waren fünf Minuten zu spielen. Höchste Spannung in der Ostermann Arena, beide Mannschaften hatten frühzeitig die Teamfoulgrenze von jeweils fünf Vergehen erreicht. In Minute 36 handelte sich GIANTS-Kapitän Heinzmann das vierte und fünfte Foul (technisches Foul) ein. Sharkey traf zwei von drei Freiwürfen zum 84:81 für die Raubkatzen. Auf der Gegenseite wurde Sharkey ebenfalls mit einem unsportlichen Foul belastet, die Nerven lagen nun blank. Grant Dressler verkürzte von der Linie zum 83:84. JJ Mann war es dann, der per Dreier die Führung für den Gastgeber erzielte. Spielstand 86:84 und noch knapp vier Minuten zu spielen. Das Momentum lag nun bei der Gnad-Truppe. Mann war nun heiß, der nächste Dreier fiel zum 91:86. Jansson hatte bei noch 2:51 Minuten Restzeit unbedingt Redebedarf. Letztendlich brachte der Favorit das Spiel dank der besseren Nerven über die Ziellinie. Nach einem Freiwurf von Marko Bacak zum 97:90 war die Partie 40 Sekunden vor der finalen Sirene entschieden. Leider die nächste Niederlage aus Tübinger Sicht. Endstand: 102:94.

Die Stimme:

Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Es ist schwer, Worte zu finden. Wir haben erneut die Partie über lange Zeit kontrolliert. Am Ende stehen wir wieder mit leeren Händen da. Wenn es in die Crunchtime geht, verlieren wir komplett die Linie und die Nerven. Wir haben offensichtlich ein mentales Problem. Glückwunsch an Leverkusen. Sie sind eine gute Mannschaft, doch wir haben heute den Sieg erneut leichtfertig verschenkt. Das darf uns so nicht passieren. Das war bereits das fünfte Spiel. Im letzten Viertel erlauben wir uns durch Dummheiten 16 Freiwürfe für den Gegner, das war heute der Genickbruch. Für meine Mannschaft ist es eine richtige Herausforderung, Spiele zu gewinnen. Wir halten lange Zeit gut mit, sind auch besser. Am Ende gewinnt jedoch der Gegner. Nun stehen wir vor einer ganz wichtige Begegnung in Ehingen am kommenden Mittwoch.”

Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:

Dienstbeginn bei Nacht, Dienstende bei Nacht: Das gab es in den letzten 20 Jahren noch nicht. Trainer, Spieler sowie das betreuende Personal starteten bereits in der Dunkelheit in den Arbeitstag. Um 7:30 Uhr erwachte die Geschäftsstelle noch in der Nacht im Licht, die Corona-Schnelltests standen zu früher Morgenstunde auf dem Programm. Teamärztin Amei Röhner Zangiabadi nahm die Abstriche, anschließend ging es um 8:30 Uhr gen Leverkusen. Im Bus angekommen, wurde erst einmal die eine oder andere Stunde an Schlaf nachgeholt. Nach der Mittagspause um 11 Uhr kam der Tübinger Tross um 13:30 Uhr an der Ostermann Arena, gegenüber der BayArena von Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen, im Rheinland an. Nach der Partie ging es durch die Nacht zurück in Richtung Tübingen, wo der Arbeitstag erneut bei nächtlicher Dunkelheit um kurz vor Mitternacht endete.

Leverkusen verbindet Geschichte mit Tübingen: Der bis heute amtierende deutsche Basketball-Rekordmeister BAYER GIANTS Leverkusen verbindet auch zwei geschichtliche Erinnerungen aus der Vergangenheit. Teambetreuer Martin Kurz war in der Saison 2001/2002 als damals 16-Jähriger erstmals als Betreuer für die Tübinger Basketballer im Einsatz. “An dieses Spiel kann ich mich noch genau erinnern. Das Team ist mit dem Bus gefahren. Jochen Schmid nach der Arbeit und ich nach der Schule im Auto hinterher. Ein tolles Erlebnis, inklusive eines 87:84-Auswärtssieges”, schwelgte Kurz in Erinnerungen. Ebenfalls interessant ist der Aspekt, dass die damaligen WALTER Tigers Tübingen am 24. Oktober 2004 das erste Spiel in der Paul Horn-Arena nach der Fertigstellung der Arena absolvierten. Auch hier gab es ein glückliches Ende für die Raubkatzen. Das damalige Team von Trainer Pat Elzie setzte sich mit 85:78 gegen die Rheinländer durch.

Training und Spiele in der Ostermann Arena: Aufgrund der gegenwärtigen Corona-Situation finden in der Spielstätte der Rheinländer neben dem Profisport keine weiteren Veranstaltungen statt. Nutznießer sind die Basketballer sowie die Handballerinnen (erste Liga) und Volleyballerinnen (zweite Liga) unterm Bayer-Kreuz. “Der Parkettboden kann die ganze Zeit aufgebaut bleiben. Training und Spiele sind somit möglich. Nur Werbung und sonstiges Material müssen die Mannschaften jeweils abbauen”, berichtete Steffen Zimmermann vom Organisationsteam der BAYER GIANTS Leverkusen. Ein großer Vorteil in sonst schwierigen Zeiten für die Vereine, die aufgrund von Hygienebestimmungen insgesamt viel mehr Arbeit als sonst bewältigen müssen.

von Tobias Fischer