Das erste Viertel verschlafen – 64:77-Niederlage gegen Tabellenführer Jena
Mit einer 64:77 (36:47)-Niederlage mussten sich die Tigers Tübingen den Gästen von Science City Jena geschlagen geben. Das erste Viertel war der negative Knackpunkt aus Tübinger Sicht und ging mit 6:27 verloren. Dennoch gab sich die junge Mannschaft von Trainer Danny Jansson nicht auf und kämpfte sich im zweiten und dritten Viertel zurück ins Spiel. Im Schlussabschnitt spielten die Gäste jedoch ihre Routine aus und brachten das Spiel letztendlich sicher nach Hause. In der 27. Minute kamen die Schwaben auf 43:47 heran, zu mehr sollte es aber nicht mehr reichen. Vielversprechend lief das Debüt des für den verletzten Isaiah Crawley nachverpflichteten Ryan Mikesell: Elf Punkte, drei Rebounds und drei Assists standen am Ende auf dem Statistikbogen für den 24-Jährigen. Der US-Amerikaner deutete an, dass er durchaus eine Verstärkung sein kann. Topscorer waren auf Tübinger Seite der Finne Elias Valtonen mit 14 Punkten und auf Jenaer Seite Kasey Hill mit 17 Punkten. Hier geht’s zur Statistik! Hier geht’s zum Re-Livestream.
Erstes Viertel (6:27):
Die Tigers begannen etwas überraschend mit Gianni Otto in der Startformation. Dafür nahm Josh Sharkey auf der Bank Platz. Mit Timo Lanmüller, Enosch Wolf, Daniel Keppeler und Otto standen gleich vier Deutsche in der Starting-Five der Hausherren. Hinzu kam der Wiedergenesene Elias Valtonen. Die Raubkatzen fanden zunächst überhaupt nicht ins Spiel. Zwar erspielten sie sich in der Anfangsphase noch freie Würfe, diese wollten aber nicht fallen. So lag Tübingen nach dreieinhalb Minuten bereits mit 1:11 im Hintertreffen – Danny Jansson musste seine erste Auszeit nehmen und brachte anschließend Neuzugang Ryan Mikesell und Sharkey ins Spiel. Mikesell fand stark ins Spiel und versenkte gleich einen Distanzwurf zum 4:11 nach vier Minuten. Drückend überlegen blieb aber weiterhin die Mannschaft von Trainer Frank Menz, der an diesem Samstag seinen 57. Geburtstag feierte. Tübingen agierte offensiv viel zu hektisch und verdaddelte ein ums andere Mal den Ball. Defensiv waren die Tigers häufig den berühmten Schritt zu langsam. Nach acht Minuten zierte ein ernüchterndes 4:21 die Anzeigetafel der Volksbank Arena. Das schwächste Tübinger Viertel der Saison endete mit einem Vierpunktspiel von Vuk Radojicic zum 6:27. Vor allem beim Rebound hielten die Tübinger Winterschlaf. Lediglich deren drei krallten sich die Hausherren, während die Gäste auf stolze 15 Korbabpraller kamen.
Zweites Viertel (30:20):
Der Start in den zweiten Abschnitt war besser auf Tigers-Seite. In der zwölfte Minute hatten sie bereits neun Zähler erzielt – drei mehr als im gesamten ersten Abschnitt. Da die Verteidigung jedoch trotz gut hörbarer Anfeuerungsrufe von Hallensprecher Claus Sieghörtner weiterhin nicht allzu sattelfest war, reduzierte sich der Rückstand in Eichhörnchen-Manier: Pünktchen für Pünktchen. Gemeinsam griffen die Tigers auch beim Rebound besser zu und gewannen das Rebound-Duell in diesem Viertel mit 7:3. Auch Neuzugang Mikesell war weiter gut im Spiel und erzielte seine Punkte vier bis sieben. Ein Highlight von ihm war sicherlich sein Dunk in Bedrängnis, der nochmals einen Extra-Schub auf Tigers-Seite auslöste. Eine Minute vor der Viertelpause war der Rückstand halbiert (32:42). Dass er dennoch zweistellig blieb, lag am besten Jenaer Spieler Kasey Hill, der die letzte Minute nochmals aufdrehte. So ging es mit einem 36:47-Rückstand in die Kabinen.
Drittes Viertel (17:15):
Den Schwung aus dem zweiten Viertel konnten die Tigers auch in den dritten Spielabschnitt nehmen. Ein 5:0-Lauf brachte Tübingen in Schlagdistanz (41:47, 23. Minute). Wer hätte das zum Ende des ersten Viertels erwartet? Nun waren es die Gäste, die sich plötzlich ungewohnte Fehler erlaubten. Viel Freude bereitete weiterhin Mikesell, der mit seinen Zählern zehn und elf zum 43:47 (27. Minute) Menz zur Auszeit zwang. Es war gleichzeitig der geringste Rückstand im gesamten Spiel. Zu diesem Zeitpunkt war der Neuzugang Tübingens Topscorer. In der Folgezeit legte Jena wieder etwas zu, während Tübingen offensiv einige unglückliche Aktionen hatte. So konnte sich die Thüringer wieder etwas absetzen. Mit einem 53:62-Rückstand ging es ins Schlussviertel.
Viertes Viertel (11:15):
In der Anfangsminute passierte nicht viel, aber dann konnte Jena nach leichten Ballverlusten der Tigers zwei schnelle Körbe in Folge erzielen, sodass Coach Jansson zur Auszeit gezwungen wurde. Simons erzielte daraufhin einen Dreier, ehe Mikesell zwei freie Dreier aus der Ecke verfehlte und Jena das wiederum gut ausnutzen konnte. So betrug der Rückstand plötzlich wieder 14 Zähler (56:70, 33. Minute). Irgendwie war in der Tigers-Offensive jetzt der Wurm drin und es wurde des öfteren kaum ein guter Wurf angebracht. Jena reichte in der Folge eine solide Leistung, um das Viertel routiniert zu Ende zu spielen und somit das Spiel aufgrund des ersten Viertels verdient nach Hause zu bringen (64:77). Für die Tübinger bleibt die Erkenntnis, dass prinzipiell auch mit den Großen mitgehalten werden kann, dafür aber eine konstante Leistung über vier Viertel erforderlich ist. Zwar wurden zwei Viertel gewonnen, die Hypothek aus dem ersten Abschnitt war jedoch für die zweitjüngste Mannschaft der Liga zu groß.
Die Stimmen zum Spiel:
Danny Jansson (Coach Tigers Tübingen): “Im ersten Viertel waren wir nicht bereit. Zu Beginn des Viertels hatten wir ein paar offene Würfe, die wir nicht getroffen haben. Dann kam eins zum Anderen. Aber wir haben uns zurückgekämpft und hatten sogar die Chance weiter zu verkürzen, aber Ryan Mikesell hat die offenen Dreier leider nicht getroffen. Er ist ein Wettkampfspieler, aber wir dürfen nicht vergessen, dass er seit Juli 2020 keine Wettkampfpraxis hat. Er ist ein Profi und hat sich fit gehalten. (Anmerkung der Redaktion: nicht wie James Harden)
Ryan Mikesell (Neuzugang Tigers Tübingen): “Tübingen ist eine wunderschöne Stadt. Es sind supernette Leute hier. Meine Mitspieler sind cool, sie haben mich gut aufgenommen. Es war eine gute Erfahrung für mich. Ich bin ein Wettkampf-Typ und möchte immer gewinnen. Am Ende hat Jena ein paar Würfe mehr getroffen. Das erste Viertel war natürlich nicht gut für uns, aber nach 20 Punkten Rückstand sind wir auf vier Zähler rangekommen. Mein Spiel war nach nur einer Trainingseinheit recht gut, aber ich war vielleicht bei 60-70 Prozent,. Mein Ziel ist es, dem Team zu helfen, Spiele zu gewinnen.”
Frank Menz (Coach Science City Jena): “Ich freue mich, dass wir hier gewonnen haben. Wir wussten, dass wir es hier schwer haben werden. Wir haben anstrengende Wochen hinter uns. Wir mussten – wie wahrscheinlich alle Mannschaften – neue Spieler integrieren. Von daher bin ich zufrieden, dass wir hier gewinnen konnten. Wir haben 30 Minuten sehr sehr gut verteidigt. Tübingen hat 34 Punkte in drei Vierteln gemacht. Im zweiten Viertel waren wir leider nicht da und haben deswegen das Spiel nochmals knapp werden lassen.”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Happy Birthday, Frank Menz: Der ehemalige Bundestrainer Frank Menz, inzwischen in Jena Trainer und Sportdirektor, feierte heute seinen 57. Geburtstag. Die Spieler des ambitionierten Tabellenführers versüßten ihrem Head Coach (Vertrag bis 2023) den Abend und schenkten ihm zwei weitere Zähler im Titelrennen.
Willkommen, Ryan Mikesell: Viel Zeit, sein neues Team kennenzulernen, hatte der Neuzugang der Tigers nicht. Erst am Donnerstag stieß der 2,01-Meter-Mann ins Teamtraining der Unistädtler. Die Verletzung von Isaiah Crawley zwangen die Tübinger Verantwortlichen zum Handeln. Mikesell hat einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben. Bei der Niederlage gegen den Tabellenführer Jena zeigte Mikesell sein Potenzial. Dreier, Rebounds, Zug zum Korb und ein spektakulärer Dunking in der ersten Halbzeit – Mikesell scheint ein Allrounder zu sein. Er kam in 26 Minuten Einsatzzeit auf elf Punkte, drei Rebounds und drei Assists. Willkommen in Tübingen, Ryan Mikesell!
Die BARMER 2. Basketball Bundesliga und die Vereine gedenken den Corona-Opfer: Wir bedanken uns bei allen Helfern in der Corona Krise! Die COVID-19-Pandemie hat weltweit mehr als 2 Millionen Menschen das Leben gekostet. Wir möchten allen Betroffenen unsere Anteilnahme zum Ausdruck bringen. Gleichzeitig möchten wir all denjenigen unseren großen Dank und Anerkennung aussprechen, die sich in der Medizin, Pflege, Versorgung, Politik und vielen weiteren Bereichen unermüdlich im Kampf gegen die Pandemie und deren Folgen einsetzen. Allen voran gilt unser Dank den Ärzten und dem medizinischen Personal in Krankenhäusern, Kliniken oder Praxen. Sie sind der Infektion durch COVID-19 noch viel stärker ausgesetzt und machen trotz dieses Risikos weiter. Auch die LKW-Fahrer, Kassierer und zahllosen anderen Mitarbeiter der Lebensmittelversorgung, die auch in der Krise für die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse sorgen, sowie Polizisten, Feuerwehrleute, Soldaten, Mitarbeiter in Bildungseinrichtungen und Mitarbeiter der Energie- und Wasserbetriebe – all jenen sei herzlich gedankt. Auch gilt dies für viele freiwillige Helfer und alle anderen Berufsgruppen, die dem Risiko zum Trotz einfach weiter machen.
Wir sind froh, dass die Tigers Tübingen weiter spielen können und unseren Fans hoffentlich in dieser schweren Zeit hoffentlich etwas Freude bereiten können – wenn auch nicht live in der Halle sondern im Internetstream. Wir wollen in diesem trüben Alltag für etwas Ablenkung bei unseren Fans sorgen.