Das Gewinnen verlernt?
Wer die Spiele der Regionalliga-Basketballer des SV 03 Tigers Tübingen derzeit live mitverfolgt, wird sich womöglich fragen, ob die Schützlinge von Coach Manu Pasios das Siegen verlernt haben. Das Team dominiert teilweise das Spielgeschehen und steht am Ende trotzdem mir leeren Händen da. „Bisher hatten wir nur ein Spiel in der Rückrunde, in welchem wir keine Chance hatten. Dies war in Kaiserslautern. Die anderen Spiele hätten wir alle gewinnen können“, so ein enttäuschter Tübinger Trainer.
Speyer, Gießen, Kaiserslautern, Fellbach, Langen, Stuttgart und nun Saarlouis. Aus den letzten neun Partien ging man nur zwei Mal als Sieger vom Platz. Wäre da nicht die starke Hinrunde mit sieben Siegen gewesen, wäre man nun womöglich in akuter Abstiegsnot. Bei der 91:98-Niederlage gegen Saarlouis wäre ein Sieg nicht nur drin, sondern ein Muss gewesen. „Der Gegner tritt mit nur sieben Mann an und wir schaffen es nicht, das Tempo hoch zu halten. Spätestens Mitte der zweiten Halbzeit muss dem Gegner die Puste ausgehen“, sagte Pasios.
Doch es kam anders. Knapp 60 Punkte kassierte der Tigers-Nachwuchs in Durchgang zwei, was Pasios auf die Palme brachte. Und trotzdem war sie da, die Siegchance. In der entscheidenden Phase des Spiels übernahmen die US-Amerikaner oder die Routiniers in den jeweiligen Teams. Bei Tübingen hingegen war am Sonntag der älteste Spieler gerade einmal 21 Jahre alt. Eingekaufte ausländische Profis gibt es bei den Tübingern nicht. Somit müssen die Jungen lernen, auch in brenzligen Situationen Verantwortung zu übernehmen. Das klappt nicht immer. Oft fehlen die Ruhe und die Abgeklärtheit. Die Würfe werden viel zu früh genommen, vermeintlich einfache Korbleger verlegt und Pässe nicht präzise genug an den Mann gebracht.
Mit Aleksandar Nadjfeji fehlte den Tübingern am Sonntag zudem ein weiterer Big Man, und vor allem erfahrener Spieler. Es wurde viel „Smallball“ gespielt, womit der Gegner zeitweise seine Probleme hatte. Doch mit Ricky Easterling haben die Saarländer eine wahre Regionalliga-Legende in ihren Reihen, die einmal heiß gelaufen, nicht zu stoppen ist. 31 Punkte und zwölf Rebounds gingen am Ende auf das Konto des US-Amerikaners. Filip Kamenov, ein weiterer Importspieler stand ihm mit 28 Punkten und neun Rebounds in nichts nach. Den dritten Profi der Sunkings, Point Guard Xavier Williams, hatte man trotz seiner 15 Punkte, bei schwachen Quoten, weitestgehend unter Kontrolle. Auf Tübinger Seite war Nemanja Nadfjefi nicht zu stoppen. Der Sohn von BBL-Legende Aleksandar Nadjfeji spielte mit seinen Gegenspielern Katz und Maus. Rekordverdächtige 37 Punkte gelangen dem gebürtigen Serben. Am Ende haben wieder Kleinigkeiten die Partie entschieden. Ein Fehlpass, ein verworfener Dreier, ein Turnover auf Tübinger Seite, während der Gegner den Dreier traf, den Korbleger verlegte und sich clever foulen ließ, um an der Freiwurflinie den Sack zuzumachen. Endstand: 91:98 aus Tübinger Sicht.
SV 03 Tigers Tübingen: Nemanja Nadjfeji 37, Schmitz 16, Zacek 12, Skaistlauks 8, Hiller 8, Breoning 3, Obed Francisco 3, Kunst 2, Schwaibold 2, Schüler, Emmanuel Francisco
von Tobias Fischer