Das Spiel (noch) aus der Hand gegeben! Tübingen verliert nach Verlängerung noch mit 103:108 in Rostock
Am fünften Spieltag waren die Tigers Tübingen nur ein paar Sekunden vom zweiten Saisonsieg entfernt. Im ersten Aufeinandertreffen nach dem verlorenen ProA-Finale der Saison 2021/2022 führten die Schwaben bei den ROSTOCK SEAWOLVES vor 4.435 Zuschauern in der Rostocker StadtHalle in einem wahren Krimi acht Sekunden vor dem vermeintlichen Ende noch mit 93:89, ehe das Team von Trainer Christian Held durch einen Husarenstreich zum 93:93 ausgleichen konnte. Chris Carter verwandelte einen Freiwurf, nach dem Fehlwurf im zweiten Versuch holte sich der Kapitän den Rebound. Den anschließenden Dreier traf Derrick Alston Jr. zum viel umjubelten Ausgleich. Der letzter Tübinger Angriff war nicht mehr erfolgreich. In der Verlängerung war dann das Momentum beim Gastgeber. So blieb nach der 103:109 (93:93; 33:39)-Niederlage trotz guter Leistung ein fader Nachgeschmack. Garanten für die gute Tübinger Leistung waren diesmal zwei Protagonisten: Offensiv trug gewohnt Jhivvan Jackson seine Mannschaft mit 32 Zählern, ganze 19 davon im vierten Viertel. Jimmy Boehim und Mateo Šerić, die 19 beziehungsweise 16 Punkte erzielten, trugen sich ebenfalls zweistellig in das Tübinger Scoreboard ein. Zudem bekam das Trio grandiose defensive Unterstützung von Daniel Keppeler: Ganze sechs Mal schickte der Center einen gegnerischen Wurf zurück an den Sender und stellte damit eine Saison-Bestmarke in der easyCredit BBL auf. Auf Rostocker Seite erzielten Alston Jr. mit 29 Punkten und Tyler Nelson mit 23 Zählern die meisten Punkte, Chevez Goodwin erzielte ein Double Double aus 18 Punkten und 14 Rebounds. Der höchste Tübinger Vorsprung ereignete sich in Minute vier beim Stand von 10:5, die SEAWOLVES lagen ihrerseits mit neun Punkten beim Stand von 39:30 in der 20. Minute am höchsten in Front. Für die Schwaben war es die vierte Niederlage im fünften Spiel. Der Gastgeber konnte mit dem Erfolg seinen zweiten Sieg im vierten Versuch sichern.
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Zum nächsten Tübinger Spiel gastiert ALBA BERLIN in Tübingen. Gespielt wird am Montag, den 6. November 2023, um 20 Uhr in der Paul Horn-Arena. Tickets gibt es im Onlineshop.
Erstes Viertel (22:17):
Die Gäste aus Tübingen erwischten nach der langen Anfahrt in den Nordosten Deutschlands den besseren Start und gingen nach gut zwei Minuten mit 6:2 in Führung. Die Raubkatzen waren zudem präsent beim defensiven Rebound und zogen vorne aggressiv zum Korb. Lohn der Arbeit waren einige Freiwürfe, die zudem hochprozentig getroffen wurden. Die SEAWOLVES hingegen versuchte ihr Glück wie der letzte Tübinger Gegner aus Heidelberg vornehmlich aus der Distanz und trafen im ersten Abschnitt auch gleich vier Mal. Bei Tübingen war der bisherige Topscorer Jackson im ersten Viertel hingegen noch gar nicht im Spiel und scheiterte sowohl aus der Nähe als auch aus der Distanz mehrfach. Gut drei Minuten vor der Viertelpause beim Stand von 14:12 kam es dann zu einer fast fünf-minütigen Pause, als die Spieluhr überprüft werden musste. Aus der Zwangsunterbrechung kamen beide Kontrahenten deutlich abgekühlt zurück, ehe Keppeler seinen ersten Highlight-Block gegen Robin Amaize setzte. Offensiv lief allerdings nicht viel zusammen bei den Gästen. Mit einem 17:22-Rückstand ging es in die erste Viertelpause.
Zweites Viertel (17:16):
Fast 90 Sekunden dauerte es zu Beginn des zweiten Abschnittes, ehe “Kao” Akobundu-Ehiogu mit einem schönen Tip-In die ersten Punkte zum 19:22 erzielte (zwölfte Minute). Überhaupt war das Spiel in den ersten vier Minuten des zweiten Viertels Magerkost in der Offensive. Nach vier Minuten hatte das Held-Team gerade einmal vier Pünktchen erzielt, etwas besser machten es die Tigers mit acht Zählern. Nach 14 Minuten stand es 26:25 für die Hausherren, Held bat seine Jungs zur Auszeit. Ansehnlicher wurde das Spiel auf beiden Seiten auch danach nicht, aber immerhin konnten die Raubkatzen mit 27:26 (15. Minute) und 30:29 (17. Minute) zwei Mal die Führung zurückerobern. Auch zwei Minuten vor der Halbzeitpause war das Spiel mit 30:30 noch ausgeglichen, doch dann brachen die defensiven Dämme etwas bei den Tigers: Mit einem 9:0-Lauf zum 39:30 gaben sie das ausgeglichene Spiel in dieser Phase aus der Hand. Dass es zur Pause dennoch mit 39:33 noch einigermaßen erträglich war, lag an Boeheim, der mit der Sirene beim Dreier gefoult wurde und alle drei Freiwürfe traf.
Drittes Viertel (21:26):
Die Tigers kamen defensiv und offensiv verbessert aus der Kabine. So konnten sie Punkt um Punkt verkürzen, insbesondere Šerić Mitte des dritten Abschnittes und im Anschluss dann Keppeler standen mehrfach im Rampenlicht. Nach einem fulminanten Dunking in Minute 25 zum 50:48 aus Tigers-Sicht und einem Block im Gegenzug, beging er beim nächsten Angriff der SEAWOLVES ein Foul an seinem Gegenspieler Chevez Goodwin und kassierte gleich auch noch ein technisches Foul hinterher. Die folgende Phase konnten die Hausherren nutzen, um mit einem 8:2-Lauf auf 58:50 nach 27 Minuten davonzuziehen, ehe eine erfolglose “Coach’s Challenge” von Held wegen eines unsportlichen Fouls an Javon Masters das Momentum wieder auf Tigers-Seite kippen ließ (27. Minute). Bis zum Schlussviertel verkürzten die aufopferungsvoll kämpfenden Schwaben wieder auf 59:60.
Viertes Viertel (33:34):
Dieses begann jedoch mit einem Nackenschlag für die Raubkatzen: Robin Amaize versenkte gleich den ersten Wurf aus der Distanz zum 63:59 (31. Minute). Timo Lanmüller und Jackson ließen die Köpfe jedoch nicht hängen und sorgten nur eine Zeigerumdrehung später mit einem Dreier und einem Korbleger für den Führungswechsel (64:63). Die folgenden Minuten blieb es nun ein verdammt enges Spiel mit allenfalls minimalen Vorteilen für die Tigers Tübingen. Defensiv sorgte weiter Keppeler für Furore und räumte hinten weitere zwei Rostocker ab, vorne drehte nun Jackson auf: 14 Zähler erzielte er in den ersten sechs Minuten dieses Abschnittes. Nach einem weiteren Jackson-Dreier zur 81:78-Führung nahm Coach Held eine Auszeit (36. Minute). Drei Minuten vor Schluss deutete sich beim 83:83 ein echter Hitchcock an: Die Tigers legten nun immer wieder vor und die SEAWOLVES antworteten in schöner Regelmäßigkeit. 18 Sekunden vor dem Ende schien das Jansson-Team beim 93:89 auf die Siegerstraße einzubiegen, doch Rostock kam nochmals herausragend zurück: Nach einem absichtlich verworfenen Freiwurf von Carter angelten sich die Hansestädter den Rebound und glichen durch Alston Jr. von der Dreierlinie tatsächlich nochmals aus (93:93). Der letzte Wurf von Jackson ging daneben. So ging es das erste Mal diese Saison für die Tigers in die Verlängerung.
Verlängerung (15:10):
In den ersten 60 Sekunden war beiden Teams die Nervosität anzumerken. Lanmüller eröffnete aus der Distanz zum 96:93 in Minute 41, doch Rostock konterte mit zwei Punkten von Carter und Eric Lockett zum 97:96 in der 42. Minute. Erstmals seit längerer Zeit lagen die Rostocker wieder in Führung. Die Tigers ließen sich heute jedoch nicht entmutigen und erkämpften sich in Person von Šerić die Führung zum 101:100 ganze 100 Sekunden vor dem Ende zurück. Da bei dieser Aktion auch noch Rostocks Topscorer Alston Jr. sein fünftes Foul kassierte, blieb die Hoffnung auf den zweiten Auswärtssieg bei den Tigers bestehen. Diese schwand jedoch rapide, als die Rostocker 15 Sekunden vor dem Ende mit 106:103 in Führung lagen und Šerić zwei Freiwürfe vergab. Die finale positive Wendung des Spiels blieb jedoch aus, die Tigers mussten nach der 103:108-Niederlage mit langen Gesichtern die mindestens genauso lange Rückreise antreten.
Die Stimmen zum Spiel:
Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Zunächst Glückwunsch an Coach Christian Held und seine Rostocker Mannschaft. Es ist nicht klug, wenn man ein Spiel aus der Hand gibt, welches man eigentlich schon gewonnen hat. In der letzten Minute der regulären Spielzeit haben wir ärgerliche Punkte bekommen, Rebounds nicht geholt und dumme Fouls gemacht. Wir müssen nun die Köpfe oben behalten und weitermachen. Nochmals: Wir hatten das Spiel eigentlich schon gewonnen. Unsere Aufgabe muss es nun sein, das Spiel besser zu beenden.”
Christian Held (Trainer ROSTOCK SEAWOLVES): “Vielen Dank für die Glückwünsche. Es war definitiv ein schweres Spiel heute. Wir haben in der ersten Halbzeit defensiv einen sehr guten Job gemacht, das haben wir in der zweiten Halbzeit dann so nicht mehr hinbekommen. Vor allem gegen Jackson, als wir dann auch Probleme mit den Fouls bekommen haben. Man hat dann aber gemerkt, dass wir viele Spieler und den Glauben haben, solche Spiele noch drehen zu können. Am Ende haben wir auch ein paar gute Entscheidungen getroffen. Es ist sehr, sehr glücklich für die Mannschaft, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Hieraus müssen wir nun lernen.”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Noch ohne Helmanis: Die Tigers Tübingen haben das Spiel bei den ROSTOCK SEAWOLVES mit der gleichen Formation wie gegen die MLP Academics Heidelberg bestreiten müssen. Center Krišs Helmanis konnte wegen seiner Schulterverletzung aus dem Spiel bei den Telekom Baskets Bonn vor knapp vier Wochen noch nicht wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Am Wochenende trainierte der 21-Jährige individuell in Tübingen. Ziel ist es, dass der Lette in Diensten der Schwaben am Dienstag in die Vorbereitung für das Spiel gegen ALBA BERLIN (6. November 2023) einsteigen kann.
SEAWOLVES mit Neuzugang: Die ROSTOCK SEAWOLVES haben mit Center Till Gloger und Point Guard Mike Smith ebenfalls Verletzungspech zu beklagen. Beide Akteure fallen längere Zeit aus. Für Gloger konnten die Seestädter im ehemaligen Tübinger Yasin Kolo einen Ersatz verpflichten. Für Smith wurde unter der Woche der US-Amerikaner Wes Clark unter Vertrag genommen. Während Kolo (ohne Punkte) bei Trainer Christian Held derzeit noch keine Rolle spielt, absolvierte Clark sein erstes Spiel gegen die Schwaben für seinen neuen Arbeitgeber. In knapp acht Minuten kam der 28-Jährige auf drei Punkte, einen Rebound und einen Assistant.
Hut ab, ROSTOCK SEAWOLVES!: Auch wenn die Niederlage in Rostock mehr als schmerzt, muss man auch die Entwicklung am Basketball-Standort Rostock mehr als loben. In den vergangenen Jahren gelang es den SEAWOLVES von der Regionalliga bis in die Bundesliga aufzusteigen. Dies ist zum einem sportlich sehr schwierig, hinsichtlich der Anforderungen der easyCredit Basketball Bundesliga in den Lizenzstatuten noch kniffliger. Die Macher um Jens Hakanowitz und Thomas Käckenmeister sowie Trainer Christian Held haben diesbezüglich in den letzten Jahren viel richtig gemacht. Großer Zuspruch kommt auch von den Fans. Dass an einem Sonntag gegen den Aufsteiger aus Tübingen stolze 4.435 Zuschauer den Weg in die StadtHalle Rostock gefunden haben, ist bemerkenswert. Hut ab, ROSTOCK SEAWOLVES!