Bild: Pressefoto Ulmer / Markus Ulmer

Den Sieg im Schlussabschnitt aus der Hand gegeben – 87:94-Niederlage bei den Eisbären Bremerhaven

20 Feb 2020

Die Tigers Tübingen haben das Auswärtsspiel bei den Eisbären Bremerhaven vor 782 Zuschauern in der Stadthalle Bremerhaven mit 87:94 (54:42) verloren. Die Mannschaft von Trainer Andy Hipsher hat weite Teile des Spiels kontrolliert, bricht im letzten Viertel (13:29) aber komplett ein und muss den fast schon sicher geglaubten Sieg noch hergeben. Diante Baldwin war mit 20 Zählern Topscorer der Partie, bei der Mannschaft von Eisbären-Trainer Michael Mai sind Kasey Hill (18 Zähler) und Rohndell Goodwin (17 Zähler) die entscheidenden Kräfte auf dem Parkett.

Es ist schwer zu begreifen, dass die Raubkatzen ohne Zählbares 740 Kilometer zurück in den Süden reisen müssen. Denn von Beginn an zeigten die Hipsher-Schützlinge eine gute und engagierte Leistung und war in den ersten 20 Minuten das klar bessere Team, punkteten zuverlässig und holten wichtige Rebounds. So zogen die Schwaben, ohne ihren verletzten Kapitän Enosch Wolf (siehe Dschungelgeflüster) bis zur Pause auf 54:42 davon. In der Offensive agierten die Tigers dabei geschlossen, traten als Team auf und spielten uneigennützig. Und auch die Würfe von jenseits der Drei-Punkte-Linie fielen.

Kurz nach Wiederanpfiff erzielte Marvin Smith das 56:42. Die Tigers waren mit 14 Zählern in Front und auf dem besten Weg, zwei ganz wichtige Punkte im Kampf um die Playoffs einzufahren. Noch waren aber genau 19 Minuten auf der Uhr – Lichtjahre im Basketball. Und die Gastgeber kamen nun besser in die Partie. Bis zur letzten Pause stellten die Eisbären den Punktestand auf 65:74 und den Rückstand damit wieder in den einstelligen Bereich. Noch schienen die Tigers aber die Kontrolle und vor allem die Nerven zu behalten. Dies änderte sich jedoch just mit Beginn des Schlussabschnitts.

Tigers geben das Spiel aus der Hand

Bremerhaven zog nun spürbar in der Defensive an und setzte die Tübinger früh unter Druck. Drei Ballverluste der Tigers binnen weniger Angriffe ließen den Vorsprung schnell schrumpfen. Und die Tigers wurden nun nervös, fanden offensiv keine guten Würfe mehr und ließen das zuvor starke Teamplay vermissen. Vier Minuten vor dem Ende waren es dann die Tigers, die plötzlich 79:84 in Rückstand lagen. Zwar zeigten die Raubkatzen nochmals ihre Krallen, glichen 90 Sekunden vor Schluss wieder aus, doch Bremerhaven traf nun seine Würfe, die Tigers hingegen nicht mehr. (Zu den Statistiken)

Bis zum nächsten Spiel der Tigers Tübingen vergehen nun zehn Tage, ehe am Sonntag, den 1. März 2020 (17 Uhr), Spitzenreiter NINERS Chemnitz in Tübingen seine Visitenkarte abgibt. Um für das anstrengende Saisonfinale in der Hauptrunde mit sechs Partien im März gewappnet zu sein, haben die Spieler bis Montag frei.

Die Stimmen

Andy Hipsher (Trainer Tigers Tübingen): “Das ist natürlich eine bittere Niederlage. Gratulation an Michael Mai und sein Team. Sie haben im Schlussabschnitt gezeigt, warum sie ein Top-Team in dieser Liga sind. Wir haben drei Viertel lang auf beiden Seiten des Feldes gute Arbeit geleistet. Im letzten Spielabschnitt haben wir das aber dann vermissen lassen. Vor allem offensiv sind wir völlig aus unserem Rhythmus und kaum noch in unsere Setplays gekommen. Wir können mit den ersten 30 Minuten zufrieden sein, aber ein Spiel endet erst nach 40 Minuten und wir müssen eben auch 40 Minuten unsere Leistung abrufen, um ein solches Spiel zu gewinnen!”

Michael Mai (Trainer Eisbären Bremerhaven): “Tübingen hat uns in der ersten Halbzeit kontrolliert. Wir wussten, dass sie ein gutes Team sind, aber das bedeutet nicht, dass wir zum Beispiel sechs Offensiv-Rebounds in einer Aktion zulassen dürfen. Wir haben dann im richtigen Moment das Momentum auf unsere Seite gezogen. Dafür muss ich meiner Mannschaft Respekt aussprechen. Auch haben wir zum Ende hin angefangen, stärker zu verteidigen, was uns letztendlich auf die Siegerstraße brachte.”

Der Spielfilm

Erste Halbzeit

Erstes Viertel

1. Minute: Starting Five: John Jordan, Diante Baldwin, Besnik Bekteshi, Marvin Smith und Philipp Neumann.

3. Minute: Das Spiel beginnt zäh auf beiden Seiten. Vor allem die Eisbären sind noch überhaupt nicht treffsicher. Vier Zähler von Jordan und zwei Punkte von Neumann bringen die 6:2-Führung.

4. Minute: Erst nach 209 Sekunden pfeifen die Schiedsrichter das erste Foul. Die Spieler suchen noch nicht den direkten Körperkontakt.

5. Minute: Rohndell Goodwin holt per Korbleger die erste Führung (8:7) für den Gastgeber.

8. Minute: Nach mehreren Offensiv-Rebounds holt Baldwin per Korbleger die Führung zum 17:16 zurück. Die Begegnung ist geprägt von wenigen Fouls, speziell bei den Gästen – bisher gab es nur ein Foul von Jordan.

9. Minute: Bekteshi trifft drei Freiwürfe nach Foul von Goodwin an der Dreierlinie zum 20:18.

10. Minute: Anthony Canty leistet sich nach Ballverlust an Jordan ein unsportliches Foul. Der US-Amerikaner trifft jedoch nur einen Freiwurf zum 24:19. Durch den Bonusangriff legt der Tübinger Neuzugang zum 26:19 nach. Wenig später ist das erste Viertel beendet. Justin Strings trifft einen Buzzer Beater per Tip-in zum 28:21. Jordan ist mit zehn Zählern bester Punktesammler.

Zweites Viertel

13. Minute: Das zweite Viertel beginnt mit wenigen Punkten auf beiden Seiten. Die Hipsher-Schützlinge können den Vorsprung beim Stand von 30:25 halten. Wenig später gleicht William Vorhees mit fünf Zählern in Serie zum 30:30 aus.

14. Minute: Im Basketball kann es schnell gehen. Sven Stammberger (zwei Zähler) und Baldwin per Dreier sorgen wieder für die Führung (35:30). Die Tigers spielen nun eine Zonenverteidigung.

16. Minute: Smith trifft den fünften Dreier für sein Team zum 41:34. Eisbären-Coach Mai nimmt das erste Timeout in der Begegnung. Das Spiel geht schnell vorbei, die Schiedsrichter halten sich mit Foulpfiffen zurück.

18. Minute: Erstmals führen die Raubkatzen zweistellig. Bekteshi locht zwei Dreier hintereinander ein – gleichzeitig ein 8:0-Lauf der Tigers. Es steht 49:36. Mai muss die nächste Auszeit nehmen.

20. Minute: Beide Kontrahenten gehen beim Spielstand von 54:42 für die Schwaben in die Pause. Der Grund für die Tübinger Führung ist die gute Quote aus der Distanz – acht Treffer bei 17 Versuchen bedeuten starke 54 Prozent. Bekteshi ist mit 14 Zählern Topscorer der Partie. Die Tigers präsentieren sich in den ersten 20 Minuten treffsicher. So kann es weitergehen. Kurios: Selten haben die Tigers nur sechs Fouls in einer Halbzeit gesammelt.

Zweite Halbzeit

Drittes Viertel

23. Minute: Bei den Eisbären nimmt nun Hill das Heft in die Hand. Doch die Raubkatzen können die Führung weiter halten. Baldwin trifft einen von zwei Freiwürfen zum 59:46.

25. Minute: Die Seestädter intensivieren nun ihre Bemühungen. Vorhees, der nun schon bei 16 Zählern steht, ist immer wieder im Mittelpunkt. Doch die Gäste halten dagegen, Jordan trifft per Korbleger zum 64:51. In der Stadthalle Bremerhaven ist es sehr ruhig.

27. Minute: Hipsher nimmt beim Stand von 66:58 sein erstes Timeout. Zuvor treffen Oliver Clay per Korbleger und Sid-Marlon Theis per Dreier fünf schnelle Zähler in Folge.

30. Minute: Die Eisbären robben sich so langsam an die Tigers heran. Anthony Canty trifft zunächst einen Dreier zum 65:72, doch im letzten Angriff zeigt Jordan keine Nerven und legt einen Buzzer Beater zum 74:65 in den Korb. Jordan, Baldwin und Bremerhavens Vorhees führen die Punkteliste mit jeweils 16 Zählern an. Das Schlussviertel verspricht Spannung!

Viertes Viertel

32. Minute: Die Mai-Truppe erwischt den besseren Start in die letzten zehn Minuten. Joshua Braun und Goodwin treffen jeweils einen Dreier zum 71:76. Das wird noch eine ganz spannende Kiste. Jetzt heißt es, dagegenhalten!

34. Minute: Hipsher nimmt eine Auszeit, um das Spiel zu beruhigen. Seine Schützlinge führen zwar noch mit 77:72, doch die Eisbären setzen jetzt alles auf eine Karte. Leider hat Jordan jüngst sein viertes Foul gesammelt und muss nun extrem aufpassen.

36. Minute: Es ist passiert. Goodwin holt die erste Führung für die Eisbären seit dem ersten Viertel zurück. Es steht 78:77 für Bremerhaven. Es ist unglaublich, welche einfachen Fehler sich die Tigers nun leisten. In kürzester Zeit verspielen die Raubkatzen ein gutes Spiel. Das Momentum liegt nun klar bei den Eisbären, jedoch völlig unnötig – 13:3 lautet die Zwischenbilanz. Clay scheidet mit dem fünften Foul aus.

38. Minute: Goodwin ist nun der Spieler des Spiels. Der US-Amerikaner macht acht Punkte in Serie zum 84:79 – Hipsher nimmt eine Auszeit. Nach dem Wiederanpfiff leistet sich Vorhees ein unsportliches Foul – gleichzeitig sein fünftes Foul. Smith trifft beide Freiwürfe zum 81:84.

39. Minute: Baldwin gleicht mit zwei Freiwürfen zum 84:84 aus. Noch sind 88 Sekunden zu spielen. Jedoch trifft Adrian Breitlauch einen Dreier mit Foul von Smith zum 87:84, auch der Freiwurf sitzt. Es steht 88:84.

40. Minute: Das Spiel ist aus. Die Tigers haben leider einen Weg gefunden, dieses Spiel zu verlieren. Das ist unglaublich schmerzhaft. Hier wäre viel mehr drin gewesen! Bremerhaven gewinnt mit 94:87.

Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel

Kapitän Wolf mit Zwangspause

Die Tigers Tübingen mussten das Auswärtsspiel bei den Eisbären Bremerhaven ohne ihren Kapitän Enosch Wolf bestreiten. Der 29-Jährige laborierte seit mehreren Wochen an einer schmerzhaften Muskelverletzung im Armbereich. Mit der Hilfe von Physiotherapie, Schmerzmitteln und einer ärztlichen Medikation schleppte sich der Center über die Trainingseinheiten und Spiele in der BARMER 2. Basketball Bundesliga. Nach dem bedeutenden Sieg gegen die Artland Dragons wurde Wolf nun aus dem Trainingsbetrieb genommen. Mit einer speziellen Behandlung und gleichzeitiger Ruhe soll Wolf zeitnah wieder ins Training einsteigen können. Wann dies genau sein wird, hängt vom Heilungsverlauf der Verletzung ab. Die Tigers Tübingen wünschen gute Besserung!

Geburtstagskind Neumann

Für Center Philipp Neumann war das Auswärtsspiel in Bremerhaven eine besondere Partie. Neben der Tatsache, dass die Raubkatze mit der Nummer 14 aufgrund der Verletzung von Wolf noch mehr gefordert war, feierte der Blondschopf am heutigen Donnerstag seinen 28. Geburtstag. “Es ist nicht das erste Mal, dass ich während der Saison an meinem Geburtstag nicht bei meiner Familie sein kann”, berichtete das Geburtstagkind beim morgendlichen Frühstück. Die Tigers Tübingen wünschen Philipp Neumann an seinem Ehrentag alles Gute, viel Glück und Erfolg sowie noch mehr Gesundheit.

Eishockey überholt Basketball

Wie die Tigers Tübingen spielten die Eisbären Bremerhaven 14 Jahre am Stück in der easyCredit Basketball Bundesliga. Ein Jahr nach den Schwaben erwischte es aber auch die Seestädter mit dem Abstieg aus dem deutschen Basketball-Oberhaus. Während man in den vergangenen Jahren die Stadthalle Bremerhaven ordentlich füllen und zudem Event-Games im AWD-Dome zu Bremen mit knapp 10.000 Zuschauern verzeichnen konnte, müssen die Eisbären nun merklich kleinere Brötchen backen. Trotz des sportlichen Erfolges, kamen die Korbjäger aus Bremerhaven in den ersten elf Begegnungen vor den eigenen Fans nicht über 1.047 Zuschauer im Schnitt hinaus. In der Partie gegen die Tigers waren es am Donnerstagabend sogar nur 782 Interessierte. Neues sportliches Zugpferd in Bremerhaven ist seit einigen Jahren das Eishockey-Team der Fischtown Pinguins. Die Eishalle ist mit 4.647 Zuschauern regelmäßig ausverkauft und somit sportlich wie wirtschaftlich ein harter Konkurrent für die Eisbären. “Eishockey boomt hier wie blöd”, sagte auch einer der Taxifahrer am Donnerstagmorgen beim Transfer zum Training. Erst am gestrigen Mittwoch duellierten sich die Seestädter mit dem Verfolger aus Wolfsburg. Am Ende siegten die Niedersachsen mit 4:3. Trotz der Niederlage vor 4.396 Zuschauern sind die Pinguins bereits vorzeitig für die Playoffs qualifiziert.

von Tobias Fischer