“Die Tigers sind wie eine große Familie” – Dauerkarten-Inhaber Bernd Weigel im Interview
Noch bevor die ProA-Saison 2019/2020 aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden musste, hatte Dauerkarten-Inhaber Bernd Weigel signalisiert, seine Saisontickets verlängern zu wollen und war somit Vorreiter einiger bereits bei uns eingegangener Treue-Bekundungen. Darüber sind wir sehr dankbar, uns wird einmal mehr verdeutlicht, was für eine einzigartige Fan-Gemeinde hinter den Tigers Tübingen steht. Grund genug für uns, das Gespräch mit dem 57-Jährigen zu suchen. Im Interview erklärt der passionierte Tigers-Fan unter anderem seine Beweggründe für die frühe Dauerkarten-Verlängerung.
Herr Weigel, Sie haben bereits vor einigen Wochen angekündigt, Ihre Dauerkarten verlängern zu wollen. Wie kamen Sie trotz sportlich schwieriger Saison zu dieser sehr frühzeitigen Entscheidung?
Als echter Fan hält man auch zum Team, wenn es mal nicht so läuft, sozusagen nach dem Motto “Tigers in guten wie in schlechten Zeiten”. Ich wollte ein Zeichen setzen, denn meiner Meinung nach wird bei den Tigers sehr engagiert und mit viel Herzblut gearbeitet. Das fängt bei Prof. Bamberg an, der sich stark für den Basketball-Standort Tübingen einsetzt, über Manager Robert Wintermantel, der unglaublich viel für die Tigers Tübingen geleistet hat, und geht bis zur Geschäftsstelle, auf der man stets freundlich empfangen wird und wo man auch mal Sonderwünsche erfüllt bekommt. Daher würde ich die Tigers als große Familie bezeichnen – und in Familien hält man zusammen und rennt nicht gleich davon, wenn es nicht läuft. Außerdem waren auch in der Saison 2019/2020 wieder sehr spannende Spiele dabei und irgendwann muss es ja auch mal wieder bergauf gehen sportlich.
Wie kamen Sie zum Basketball im Allgemeinen und speziell zu den Tigers Tübingen?
Eigentlich hatte ich die Tigers immer nur in der Presse verfolgt, bis ich in der Saison 2008/2009 Karten für das Derby gegen Ulm geschenkt bekam. Die Stimmung war gewaltig, das Spiel war ausgeglichen und spannend, sodass meine Frau und ich trotz Niederlage sofort vom Basketball sowie von den Tigers infiziert wurden. In der darauffolgenden Saison folgte direkt die erste Dauerkarte und bis heute habe ich seitdem nur ein Heimspiel verpasst. Dies liegt sicherlich auch an der Fankultur im Basketball: Es herrscht einfach ein fairer Umgang unter gegnerischen Fans, sodass man in den allermeisten Fällen problemlos nebeneinander sitzen, mitfiebern und sich nach der Schlusssirene gepflegt über das Spiel unterhalten kann. Im Gegensatz zu manchen Sportarten, in denen Gewalt teilweise ein ernstes Thema ist, geht es beim Basketball sehr friedlich zu.
Sie sind seit einigen Jahren Stammgast bei unseren Heimspielen in der Paul Horn-Arena. Was war bislang Ihr absolutes Highlight als Tigers-Fan?
Unvergessen bleibt für mich die Partie gegen Bamberg in der Saison 2009/2010: Sekundenbruchteile vor Schluss konnte Romeo Travis den Ball im Korb versenken und sicherte unseren Tigers damit den nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg gegen damals extrem stark einzuschätzende Bamberger. Auch das Tigers-Team aus der Saison 2012/2013 ist mir sehr positiv im Gedächtnis geblieben. Eine tolle, junge Mannschaft um Josh Young, Vaughn Duggins, Ruben Spoden, Kenny Frease, Johannes Lischka, Reggie Redding, Tyrone Nash und Julian Albus, die die Playoffs nur ganz knapp verpasst hat und einen legendären Sieg gegen Bayern München feiern konnte. Insgesamt gab es aber schon unzählige Highlights in der Paul Horn-Arena – auch in der ProA. Im Grunde fasziniert mich jedes Basketballspiel aufs Neue, denn 25 Punkte Vorsprung oder Rückstand bedeuten gar nichts. Dazu ist es schön, mit ehemaligen Spielern wie Young, Duggins oder Spoden in Kontakt zu bleiben. Young macht mittlerweile in Vechta ja einen richtig guten Job und Spoden war mit dem TV Langen schon mehrfach in der Uhlandhalle zu Gast zum Duell gegen die Regionalliga-Mannschaft der SV 03 Tigers Tübingen.
Egal ob Manager, Spieler oder Fan – wie in sämtlichen Lebensbereichen, betrifft die Corona-Krise auch im Sport jeden. Wie gehen Sie persönlich mit der gegenwärtigen Situation um?
Durch meine Arbeit am Universitätsklinikum Tübingen ist man ohnehin ziemlich sensibilisiert, was ansteckende Krankheiten und Viren angeht. Wichtig ist aktuell, Abstand zu halten, regelmäßig die Hände zu waschen und verstärkt auf Hygiene zu achten. Wenn man sich daran hält, kann man den Alltag relativ normal bewältigen. Ungewohnt ist aber natürlich die Distanz zu Freunden und Bekannten und auch die fast gespenstische Leere auf den Straßen, sogar bei schönstem Wetter. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich die Lage zeitnah etwas entspannt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Tigers Tübingen?
Ich hoffe, auch in Zukunft weiterhin spannende Tigers-Spiele in der Paul Horn-Arena besuchen zu dürfen. Auf absehbare Zeit in die easyCredit BBL zurückzukehren, wäre natürlich ein großer Wunsch – aber nur auf gesunder finanzieller Basis und dann am besten mit einem glücklichen Händchen bei der Spielerauswahl. Schön wäre auch, die familiäre Atmosphäre trotz Profisport weiterhin beizubehalten.
Bernd Weigel, vielen Dank für das Gespräch und viel Gesundheit!