Drei Viertel gewonnen und das Spiel verloren – Blackout im zweiten Viertel kostet den Sieg
Die Tigers Tübingen warten weiterhin auf den zweiten Saisonsieg. Bei der 90:97 (34:51)-Heimniederlage gegen die Artland Dragons war es ein Dornröschenschlaf im zweiten Viertel, der den Tigers das Genick brach. Dieses ging mit 10:33 an die Gäste. Das vorläufig letzte Spiel in der Paul-Horn-Arena wurde nach einem 21-Punkte-Rückstand (27. Minute) zwar noch einmal spannend, denn die Gastgeber kämpften sich im vierten Viertel noch einmal zurück ins Spiel. Für den großen Wurf reichte es aber nicht. Bester Tübinger Werfer war Troy Simons mit 22 Punkten. Bei den Gästen avancierte Gerel Simmons mit 25 Zählern zum Topscorer der Begegnung. Hier geht es zum Scouting.
Erstes Viertel:
Die Tigers begannen recht nervös und erlaubten sich zahlreiche Fehlwürfe und Ballverluste. Da auch die Gäste ähnlich hektisch agierten, blieb das Spiel zu Beginn sehr ausgeglichen. Rückkehrer Enosch Wolf brachte dann offensiv frischen Wind ins Team und erzielte kurz nach seiner Einwechslung fünf schnelle Punkte zum 16:13 (achte Minute). Es sollte eine Initialzündung im Spiel der Hausherren werden, die nun binnen 30 Sekunden sechs weitere Zähler zum 22:14 erzielen konnten. Die Mannschaft von Dragons-Trainer Tuna Isler erlaubte sich bis zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Ballverluste. Mit einem 24:18 ging es wenig später in die erste Viertelpause. Stolze zehn Punkte gingen auf das Konto von Wolf.
Zweites Viertel:
Den besseren Start in den zweiten Abschnitt erwischten die Gäste aus dem Artland. Nach einem 0:7-Lauf, der die Tigers in Rückstand geraten ließ, nahm Coach Danny Jansson eine Auszeit. Auf Tübinger Seite dagegen dauerte es hingegen knapp drei Minuten, ehe es die ersten fünf Zähler gab. Einem erfolgreichen Dreier ließ Elias Valtonen nur Sekunden später zwei weitere Punkte folgen. Mitte des Viertels war es beim Stand von 29:29 weiterhin ein enges und zerfahrenes Spiel. Doch während die Norddeutschen in der Folgezeit den ein oder anderen Dreier versenkten, ging bei den Raubkatzen gar nichts mehr in der Offensive. So betrug der Rückstand plötzlich doch zehn Zähler (31:41). Und da bei den Dragons aus der Distanz nun alles klappte, ging es mit einem ernüchternden 34:51-Rückstand in die Kabine. Das 10:33 im zweiten Viertel gab Coach Jansson reichlich Material für seine Pausenansprache.
Drittes Viertel:
Die Tübinger kamen zunächst aggressiver aus der Halbzeit. Zwei Steals von Mirjan Broening sorgten für vier schnelle Tigers-Punkte. Doch die Dragons zeigten sich unbeeindruckt. Ein Dreier von Chase Griffin sorgte für einen ernüchternden 40:57-Zwischenstand. Die Tübinger zeigten sich bemüht, allerdings fanden die Gäste stets die passende Antwort – vor allem die erfolgreichen Distanzwürfe der Dragons taten den Hausherren weh. Simons zeigte sich frustriert und kassierte ein technisches Foul. Kurz darauf netzte Danilelius Lavrinovicius einen weiteren Dreier ein. Der Tigers-Rückstand wuchs über 20 Punkte an (51:72; 27. Minute). Angeführt von Roland Nyama setzten die Tigers nun zu einem 8:0-Lauf an. Die Gäste unterbrachen den Tübinger Lauf mit einer Auszeit. Die Hausherren zeigten sich nun aber wie ausgetauscht. 37 Sekunden vor dem Ende des Viertels brachte ein Dreier von Gianni Otto die Tigers wieder auf 64:74 heran. Kurz darauf ging es mit einem 68:76-Rückstand in die letzte Viertelpause.
Viertes Viertel:
Der Schlussabschnitt begann zunächst vielversprechend, als Nyama den Rückstand weiter verkürzen konnte. Den viertelübergreifenden 19:4-Lauf der Tigers zum 70:76 unterbrach jedoch erneut ein Dreier der Gäste (was sonst?), ehe Isaiah Crawley mit einem unsportlichen Foul an Robert Oehle das Momentum wieder auf Seiten der Nordlichter brachte. So stand es 4:53 Minuten vor dem Ende wieder 71:82 – Auszeit Jansson. Ob finnisch gesprochen wurde, wissen wir nicht, aber Valtonen erzielte mit einem sehenswerten Dunk das 73:82. Doch irgendwie wollte der Turbo nicht zünden bei den Schwaben und der Rückstand pendelte sich bei neun Punkten ein, ehe der starke Simons mit einem Dreier weiter verkürzen konnte. Und wie letzte Woche (in Person von Sid-Marlon Theis) war es dieses Mal mit Oehle erneut ein Ex-Tübinger, der mit einem Mitteldistanzwurf zum 89:83 die Tigers wieder etwas abkühlte. Doch die Hausherren gaben sich weiterhin nicht geschlagen. Die beiden Großen, Wolf und Daniel Keppler, verkürzten 45 Sekunden vor dem Ende wieder auf vier Zähler (90:94). Dass es dennoch nicht reichte zum zweiten Saisonsieg, lag wiederum an Oehle, der einen Fehlwurf der Dragons unter dem Korb einsammelte und so den Sieg für seine Mannschaft sicherte.
Stimmen zum Spiel:
Daniel Jansson (Tigers Tübingen): „Das zweite Viertel war eine Katastrophe. Das ist auch eine mentale Sache. Diese Dinge passieren aber im Basketball. Es gibt Läufe und wechselndes Momentum. Um ein starkes Team zu sein, muss man solche Situationen meistern. Wir hatten heute ein paar schlechte Ballbesitze und sind dann auseinander gebrochen. Das ist nicht zu akzeptieren. Um das besser zu machen, reicht manchmal nur ein Stopp in der Verteidigung. Wir hatten auch ein paar unglückliche Ballverluste. Aber vor allem auch nach einer Auszeit müssen wir besser verteidigen und offene Korbleger vermeiden. Solange wir das nicht hinbekommen, wird es ein hartes Jahr werden.”
Tuna Isler (Artland Dragons): „Im zweiten Viertel haben wir die Defense gespielt, die uns geholfen hat, Tübingen zu kontrollieren. Tübingen hat ein sehr interessantes junges Team, das gegen Rostock gezeigt hat, dass es scoren kann. Wir haben die Spieler kontrolliert, die wir kontrollieren wollten. Ich bin froh, dass wir es über die Bühne gebracht haben. Der Puffer aus dem zweiten Viertel hat uns dabei natürlich geholfen. Am Ende war es aber auch ein mentaler Druck für Tübingen, dass sie sich immer wieder an uns herankämpfen mussten. Wir haben lange gezittert am Ende.“
Dschungelgeflüster:
Ersatzgeschwächte Gäste: Die Artland Dragons mussten heute auf ihre Leistungsträger Adrian Breitlauch (Sprunggelenksverletzung) und Quadir Welton (Knieverletzung) verzichten. Beim heutigen Morgentraining konnten die Dragons nur auf neun Spieler zurückgreifen. Dragons-Kapitän Breitlauch (10,5 Punkte pro Spiel) und das Kraftpaket Welton (9,5 Punkte, 8,5 Rebounds) fehlten den Gästen schmerzlich. Mit dabei war hingegen der Ex-Tübinger Robert Oehle, der von 2012 bis 2014 das Trikot seiner heutigen Gegner trug. Oehle kam heute auf sieben Punkte.
Ersatzgeschwächte Hausherren: Nach seiner Sprunggelenksverletzung aus der Vorbereitung war Besnik Bekteshi zuletzt auf dem aufsteigenden Ast, ehe er diese Woche im Training erneut umknickte. Den Belastungstest vor dem Spiel bestand der Fuß trotz umgehend eingeleiteter umfangreicher Therapie leider nicht, sodass Bekteshi wieder aussetzen musste – gute Besserung an Besnik!
Verlust: Die Tigers Tübingen trauern um Manfred Holoch und Ellen Walker. Manfred Holoch verstarb am 10. November im Alter von 71 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. Bis zu seiner Rente arbeitete Holoch als Gärtner beim Bauhof der Stadt Tübingen. Mit seiner Frau Annerose war er bei den Tigers bis zuletzt als zuverlässiger Ordner aktiv. Kaum ein Mitarbeiterfest wurde ausgelassen, auf dem Weihnachtsmarkt und dem Stadtfest war Holch über viele Jahre eine zuverlässige Kraft. Leider müssen wir auch den Verlust von Ellen Walker verkraftem, die am 6. Dezember verstarb. Trotz ihres Handicaps im Rollstuhl war Walker stets eine fröhliche Persönlichkeit und glühender Tigers-Fan. Beide Persönlichkeiten waren dem Tübinger Basketball viele Jahrzehnte eng, treu und leidenschaftlich verbunden. Der Verlust schmerzt, die schönen Erinnerungen blieben. Wir wünschen den Angehörigen in dieser schweren Zeit viel Kraft, Mut und Zuversicht.