Bild: Pressefoto Ulmer / Markus Ulmer

Eine Momentaufnahme, die Lust auf mehr macht!

06 Okt 2019

Nein, entspannt zurücklehnen tut sich in Tübingen keiner. Auch ist man im Schwabenland noch weit davon entfernt, in irgendeiner Weise abzuheben. Doch der Saisonstart macht definitiv Lust auf mehr! Drei Siege in den ersten drei Partien zum Auftakt in die neue Runde gelangen den Tigers zuletzt in der Saison 2007/2008.

Das liegt mittlerweile zwölf Jahre zurück. Der gute Saisonstart ist vor allem deshalb überraschend, weil die Tigers auf keine einfach Vorbereitung zurückblicken und noch immer mit dem Verletzungspech zu kämpfen haben. Gegen Karlsruhe musste der erst vor gut einer Woche verpflichtete Philipp Neumann mit einer Blessur am Finger pausieren. „Die ganze Saison ist ein Prozess. Eine Verletzungssituation wie in der Vorbereitung habe ich in meinen 18 Jahren als Trainer noch nicht erlebt. Dass wir als Team in den Bereich kommen, in dem man davon sprechen kann, dass wir an unserer vollen Leistungsfähigkeit kratzen, dauert sicherlich vier oder fünf Wochen“, erklärte Head Coach Doug Spradley noch vor dem Saisonstart. Doch war macht die Tigers bereits jetzt so stark?

Das Team funktioniert!

Gründe für den positiven Saisonstart gibt es viele. Auf drei mehr oder weniger offensichtliche, soll im Folgenden eingegangen werden.

Die Defensive

Ja, die Tigers verteidigen, und zwar gut. War in den letzten Jahren vor allem die Verteidigung die Achillessehne der Tübinger, zeigt sich bisher ein völlig anderes Bild. Stand heute stellen die Tübinger die beste Defensive der Liga. Das ist nach drei Spieltagen natürlich wenig aussagekräftig, zeigt aber eine klare Tendenz. Im Schnitt ließen die Raubkatzen nur 71 Punkte in den ersten drei Partien zu. Erfreulich dabei vor allem, wie sich die Mannschaft dabei präsentiert. Kaum ein Wurf der Gegner ist ohne Gegenwehr, als Mannschaft steht man sehr kompakt und agiert klug. Das switchen, also das übernehmen eines anderen Gegenspielers, funktioniert bereits sehr gut, was auf eine gute Kommunikation auf dem Parkett hindeutet. Und auch beim Rebound packen die Tiger bisher kräftig zu. Mit durchschnittlich 37,3 gesammelten Abprallen, davon über 28 am defensiven Brett, sind die Rebounds unter Tübinger Kontrolle.

Die Offensive

Auch offensiv müssen sich die Tigers vor niemanden verstecken. Mit durchschnittlich 86,6 erzielten Punkten steht man aktuell an zweiter Stelle der Pro A. Einzig die Eisbären Bremerhaven haben insgesamt vier Pünktchen mehr erzielt. Jetzt kann man natürlich argumentieren, das liegt auch an daran, dass die Tübinger viele Würfe von außen nehmen. Und falsch ist diese Annahme sicherlich nicht. Betrachtet man die Mannschaften mit den meisten Versuchen von „Downtown“, liegen die Tigers mit knapp 25 Versuchen im oberen Drittel der Liga. Mit einer Trefferquote von 40,5 Prozent gehört man aber zeitgleich zur Ligaspitze, was die Erfolgswahrscheinlichkeit betrifft. Doch wir alle wissen, dass der Dreier ein heimtückischer Wurf ist. Und hier zeigt sich eine Stärke im System von Spradley: Fällt der Dreier nicht, gibt es Alternativen. Die Tigers spielen zwar schnell, aber auch geduldig und kontrolliert. Dies zeigt sich auch mit bisher nur 30 Ballverlusten – wohlgemerkt in allen drei Spielen zusammen. Ein absoluter Spitzenwert der BARMER 2. Basketball Bundesliga. Zudem ziehen die Guards immer wieder stark zum Korb und die großen Spieler können sowohl in Korbnähe, als auch aus der Mitteldistanz sicher abschließen. Ist der Wurf von außen zu, findet sich immer eine Option aus der Mittel- oder Nahdistanz. Dabei hilft auch, dass die Spieler der Tigers alle mit einem guten Drive zum Korb ausgestattet sind. Für die Gegner ist dies nur schwer zu berechnen und bringt viel Bewegung in die Tigers-Offensive.

Die Ausgeglichenheit

Sowohl offensiv, als auch defensiv treten die Tigers bereits als Einheit auf, in der keiner extrem hervorsticht. Sucht man einen Star, dann sucht man diesen vergeblich. Das Kollektiv ist der Star. In jedem Spiel setzte sich ein anderer Tigers-Spieler an die Spitze der besten Punktesammler. Dahinter sammelte sich stets ein Kollektiv, das in ähnlichen Bereichen punktete: Gegen Karlsruhe war zum Beispiel Besnik Bekteshi mit 16 Punkten bester Korbschütze, dahinter versammelten sich vier Spieler, die zwischen 15 und 13 Zählern erzielten und drei weitere, mit jeweils sieben erzielten Punkten.

Gleiches Bild gegen den FC Schalke 04 Basketball: Topscorer Enosch Wolf (19 Punkte) erhält von gleich fünf Mitspielern, die zwischen 17 und neun Punkte erzielen, Unterstützung. Bei den Artland Dragons erzielten die Schwaben zwar „nur“ 74 Punkte, nach Topscorer Marvin Smith (21) reihten sich aber sieben Spieler ein, die zwischen zehn und fünf Punkte auf ihr Guthabenkonto eintragen konnten. Die Tigers sind nicht von ein oder zwei Offensivkräften abhängig. Das ist ein wichtiger Vorteil, denn wird ein Spieler in der offensive kaltgestellt, kann immer ein Mannschaftskamerad übernehmen. Die gegnerische Defensive stellte dies bisher vor große Probleme.

Heidelberg und Rostock vor der Brust

Doch genug der Lobeshymnen. Dass sich im Sport binnen weniger Wochen fast alles ändern kann, sollte jedem bewusst sein. Bereits am Mittwoch steht für die Tigers in Heidelberg ein echter Brocken an, bereits am Samstag kommt mit den Rostock SEWAOLVES ein Top-Team der Liga in den Dschungel. Jump ist um 20:00 Uhr in der Paul Horn-Arena. (TICKETS) Auch wenn bisher noch nichts erreicht ist, außer drei Siege, der Saisonstart stellt eine schöne Momentaufnahme dar, die sich in den kommenden Wochen und Monaten hoffentlich weiter bestätigt.