Foto: Pressefoto Ulmer / Markus Ulmer

Tigers kassieren gegen Paderborn erste Heimniederlage

26 Okt 2019

Die Tigers Tübingen haben am 7. Spieltag der BARMER 2. Basketball Bundesliga die erste Heimniederlage hinnehmen müssen. Gegen die Uni Baskets Paderborn verlor die Mannschaft von Head Coach Doug Spradley zwar knapp, aber verdient, mit 75:77 (41:40). Vor 2300 Zuschauern in der Paul Horn-Arena hatten die Tübinger den letzten Angriff, doch der spielentscheidende Wurf von Diante Baldwin verpasste sein Ziel. Justin Strings tippte den Ball zwar noch durch die Reuse, doch da war die Spielzeit bereits abgelaufen. Für die Tigers erzielte Baldwin 17 Zähler und verteilte fünf Vorlagen. Auf Seiten der Gäste avancierte Christopher Trapp mit ebenfalls 17 Punkten und fünf erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen zum Matchwinner.

In vielen Fällen herrscht auch nach sehr knappen Niederlagen ein halbwegs gutes Gefühl. Nicht jedoch am Samstagabend. Denn das Gefühl, dass man gerade das Parkett unnötigerweise als Verlierer verlassen hat, überwog bei Mannschaft und Fans. Dabei könnte man durchaus positive Dinge finden. Die Tigers gewannen ganz klar das Duell um die Rebounds (41:30), klauten zwölf Mal den Ball und waren sogar die Mannschaft, mit dem besseren Effektivitätswert (86:81). Doch vielleicht sind es gerade auch diese Dinge, welche der Niederlage einen bitteren Beigeschmack geben.

Von Beginn an eine ausgeglichene Begegnung

Kein Durchkommen für Justin Strings. (Bild: Pressefoto Ulmer / Markus Ulmer).

Denn die Tigers schafften es zu keinem Zeitpunkt, die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen. Bereits im ersten Viertel gestaltete Paderborn die Partie ausgeglichen. Zwar ging die Tendenz hier noch etwas Richtung Tübingen, aber die Gäste blieben immer in direkter Schlagdistanz. Tübingen war jedoch aufmerksam, spielte schnell und schloss immer wieder effektiv in Korbnähe ab. Die Mannschaft von Gäste-Trainer Steven Esterkamp hielt sich hingegen zunächst meist nur mit erfolgreichen Würfen von Downtown im Spiel. So ging es auch im zweiten Viertel weiter. Tübingen legte immer etwas vor, Paderborn legte nach. Ein großes Manko des Abends wurde jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt deutlich: Tübingen hatte den Touch von der Drei-Punkt-eLinie völlig verloren. Trafen die Nordrhein-Westfalen in den ersten 20 Minuten gute 42 Prozent ihrer Dreier (acht von 19), waren es auf der Seite der Raubkatzen magere neun Prozent (eins von elf). Bereits da passten sich die Tübinger bereits zu oft an das Spiel der Uni Baskets an, anstatt sich auf ihr eigenes Spiel zu konzentrieren.

Auch in der zweiten Halbzeit nur ein erfolgreicher Dreier

In der Halbzeit herrschte dennoch Zuversicht, dass die Hausherren in der zweiten Halbzeit das Spiel übernehmen. Aber auch im dritten Viertel das gleiche Bild: Die Tübinger verzweifeln an ihrer Trefferquote von Downtown, Paderborn bleibt immer dran, oder legt sogar vor. Nach dem Spiel bemängelte Spradley, dass seine Spieler insgesamt „zu weich gespielt haben“. Denn die Tigers waren einige Male dran, die Kontrolle zu gewinnen. Immer wieder baute man sich ein kleines Polster von vier oder fünf Punkten auf. Doch Kapital konnte die Mannschaft keines daraus schlagen. Entweder eigene Fehler oder zu freie Würfe für die Gäste ließen die kleinen Vorsprünge schnell wieder dahinschmelzen. So blieb die Partie auch im Schlussabschnitt auf Messers Schneide. Und weiterhin sollten die Dreier bei den Tigers nicht fallen. Und so kam es, wie es kommen musste. 34 Sekunden vor dem Ende traf Thomas Reuter, natürlich per Dreier, zum 76:75 für Paderborn. Den Tigers gelang danach kein Korberfolg mehr, auch der letzte Wurf von Baldwin – ein Dreier – sollte nach den Gesetzen dieses Abends sein Ziel verfehlen.

Zu den Statistiken

Die Stimmen

Doug Spradley (Trainer Tigers Tübingen): “Zunächst Glückwunsch an Coach Esterkamp zu diesem Sieg. Wir waren heute nicht bereit, unsere Defense war eine reine Katastrophe. Dazu haben wir nur zwei Würfe aus der Distanz getroffen. Das reicht einfach nicht. Teilweise standen wir auf dem Feld wie das Reh, welche in den Scheinwerfer des Autos blickt. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wenn man 41 Rebounds und zwölf Steals holt, muss man eine Begegnung gewinnen. Das war nicht der Fall, weil wir zu weich gespielt haben. Aus diesem Prozess müssen wir dringend lernen und nun auswärts ein Spiel klauen.”

Steven Esterkamp (Trainer Uni Baskets Paderborn): “Wir wussten vor dem Spiel, dass es hier sehr schwer für uns werden würde. Am Anfang haben wir uns auch von der Atmosphäre beeindrucken lassen. Das Team hat jedoch einen Weg gefunden, sich in das Spiel zu kämpfen. Unsere Defensive und unser offensives Zusammenspiel hat mir sehr gefallen. Nur so konnten wir diese Partie heute siegreich gestalten. Ich bin sehr froh, dass wir uns nach einigen knappen Niederlagen nun belohnt haben. Am Ende hatten wir auch das Glück auf unserer Seite, dass der freie Wurf von Tübingen nicht ins Ziel kam.”

Der Spielfilm

Erste Halbzeit

Erstes Viertel

1. Minute: Starting Five: Diante Baldwin, Kris Davis, Roland Nyama, Justin Strings und Enosch Wolf.

3. Minute: Die Tigers kommen gut ins Spiel – offensiv wie defensiv. Kapitän Wolf dunkt zum 7:2 ein.

4. Minute: Die Zuschauer sehen bereits zu Beginn viele Dunkings, Baldwin dunkt nach einem Steal zum 11:4.

6. Minute: Die Gäste machen von Anfang an das Spiel schnell und treffen nun auch hochprozentig. Christopher Trapp verkürzt per Dreier auf 12:13.

7. Minute: Nächstes Highlight durch Davis mit einem einhändigen Dunking. Auf der anderen Seite feuern die Esterkamp-Schützlinge aus allen Lagen. Ganz so, wie es der einstige Scharfschütze der BBL getan hat. Spielstand: 15:12.

8. Minute: Die erste Führung der Paderborner ist da. Demetrius Ward knallt den nächsten Dreier zum 18:15 rein. Das wird heute eine knifflige Aufgabe.

10. Minute: Das erste Viertel ist rum. Es ist eine enge Begegnung. Die Zuschauer sehen viele Dreier und gleichzeitig viele Dunkings. Der Gegner aus Paderborn ist durch sein unkonventionelles Spiel extrem gefährlich. Marvin Smith gelingt die letzte erfolgreiche Aktion nach einem Ballgewinn zur knappen 22:21-Führung.

Zweites Viertel

13. Minute: Philipp Neumann trifft die ersten Punkte für sein neues Team zum 24:26. Sein Gegenüber Martin Seiferth erzielt sechs Zähler in Serie für seine Mannschaft. Wenig später kassiert der Center sein drittes Foul und nimmt auf der Bank Platz.

15. Minute: Die erste Auszeit der Partie ist da, nachdem Sven Stammberger zum 28:29 verkürzt. Esterkamp bittet seine Schützlinge zum Gespräch auf die Bank. Jedoch präsentiert sich sein Team hier in guter Verfassung. Sehr schnell, aufmerksam und treffsicher aus der Distanz. Nach Wiederanpfiff der nächste spektakuläre Dunk durch Smith zur 30:29-Führung.

18. Minute: Rebound, Korbleger – das ist Tanner Graham zum 36:34.

19. Minute: Auch Spradley nimmt seine erste Auszeit. Es ist ganz schwierig, sich auf diesen Gegner einzustellen. Trapp schießt wie aus der Pistole aus der Distanz. Die Belohnung: Paderborn verkürzt auf 37:39.

20. Minute: Es ist Halbzeitpause, Spielstand 41:40 für den Gastgeber. Gründe für den knappen Zwischenstand ist die Tatsache, dass die Raubkatzen aus der Distanz noch keinen richtigen Erfolg haben. Nur ein von elf Dreiern sitzen (neun Prozent), während die Gäste satte acht Treffer bei 19 Versuchen (42 Prozent) haben. Hier muss sich etwas ändern, damit diese Begegnung kein böses Erwachen gibt. Trapp ist mit zwölf Zählern bester Punktesammler der Partie, bei den Schwaben haben acht von zehn Spielern gepunktet, Diante Baldwin mit elf Punkten am häufigsten.

Zweite Halbzeit

Drittes Viertel

21. Minute: Nach zwei Zählern von Trapp zum 42:41 wird Nyama beim Dreier von Kendale McCullum gefoult. Der 26-Jährige trifft alle drei Würfe zum 44:42.

25. Minute: Das Spiel ist auf Messers Schneide. Kein Team kann sich absetzen. Paderborn führt dank dem nächsten Dreier von Thomas Reuter mit 53:51. Es bleibt unheimlich spannend, zu spannend aus Tübinger Sicht.

27. Minute: Es steht 56:56 – bezeichnend für diese Begegnung. Bei den Raubkatzen fällt weiter nichts von außen.

30. Minute: Es geht mit einer 62:60-Führung für die Tigers in die letzten zehn Minute. Die Zuschauer sind vom spannenden Spiel angetan und machen gute Stimmung. Die Partie ist weiter sehr schnell, die Tigers spielen oftmals Smallball, während die großen Spieler trotz körperlicher Überlegenheit oft auf der Bank sitzen. Ob das gut geht? Bei den Schwaben lautet die Bilanz jenseits der 6,75 Meter-Linie: zwei von 16 (13 Prozent).

Viertes Viertel

34. Minute: Justin Strings holt sich nach einigen schwachen Minuten die Führung per Tip-In zum 67:66 zurück. Im nächsten Angriff legt Baldwin einen Korbleger zum 69:66 mit Foul von Trapp ein. Gleichzeitig das vierte Foul des US-Amerikaners. Esterkamp nimmt umgehend ein Timeout.

36. Minute: Spradley hat genug gesehen, er bittet seine Schützlinge auf die Bank. Es steht 71:71, es wird ein Herzschlagfinale, garantiert.

39. Minute: Die Spannung ist nicht zu überbieten. Die Raubkatzen führen mit 75:73, alles ist offen.

40. Minute: 45 Sekunden vor dem Ende scheidet Nyama mit seinem fünften Foul aus dem Spiel aus. Sechs Sekunden vor dem Ende trifft McCullum einen Freiwurf zum 77:75, zuvor hatte Reuter per Dreier das 76:75 erzielt. Auszeit Tigers. Spradley nimmt ein zweites Timeout hinterher. Die letzte Aktion geht daneben, der Dreier von Baldwin fällt nicht rein. Strings kann den Ball erst nach der Schlusssirene ins Ziel bringen. Endstand: 75:77.

Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel

Frauenpower in der Spielleitung

Zum ersten Mal in 16 Jahren Basketball in der Tübinger Paul Horn-Arena war das Unparteiischen-Trio mit zwei Frauen bestückt. An der Spitze agierte Anne Panther als Crew Chief. Die inzwischen 37-jährige Management-Mitarbeiterin des Universitätsklinikums Heidelberg ist die bekannteste deutsche Schiedsrichterin. Aktuell pfeift Panther mit ihren drei männlichen Kollegen Robert Lottermoser, Clemens Fritz und Moritz Reiter Spiele in der europäischen Champions League, der EuroLeague. In diesem Frühjahr war Panther die erste Frau, die für das Final Four der EuroLeague im spanischen Vitoria nominiert wurde. Noch am Donnerstag war die Unparteiische in der Partie zwischen Zenit St.Petersburg gegen Panathinaikos Athen (79:89) im Einsatz, am Samstag in der BARMER 2. Basketball Bundesliga. “Wir Schiedsrichter werden auch regelmäßig in der zweiten Liga eingesetzt, um für die jungen Unparteiischen eine Führungsperson zu sein und gleichzeitig eine gewisse Qualität zu sichern”, sagte die 37-Jährige beim Betreten der Halle im Gespräch. Mit Kerstin Kammann gehörte eine zweite Frau der Spielleitung, einziger männlicher Kollege war Christian Theis.

Jetzt die letzten Plätze beim swt-Herbstcamp sichern!

In der kommenden Woche startet erneut das swt-Herbstcamp 2019. Noch sind nicht alle Plätze ausgebucht, Interessierte können sich noch kurzfristig über das Wochenende (Mail: kienzle@tigers-tuebingen.de) anmelden. Von Montag bis Mittwoch dreht sich ganztägig in der Tübinger Uhlandhalle alles um Basketball. Von 9:30-16:30 Uhr können sich die Kinder und Jugendlichen von sechs bis 14 Jahren mit viel Spaß an den verschiedensten Stationen verbessern. Die Spieler Enosch Wolf, Justin Strings und Nemanja Nadjfeji werden dem Camp täglich einen Besuch abstatten und für Autogramme zur Verfügung stehen. Beim Preis von 119 Euro ist eine Vollverpflegung enthalten, dazu erhält jeder Teilnehmer ein Spalding-Set aus Hose und Oberteil sowie eine Eintrittskarte für eine Partie der Tigers in der BARMER 2. Basketball Bundesliga.

Ein Ex-Tübinger in der NBA

Stanton Kidd spielte in der Saison 2016/2017 für die Tigers Tübingen. Es folgten zwei Jahre in der Türkei bei Darussafaka Istanbul. Gleich im ersten Jahr gewann das Team vom Bosporus den EuroCup. In diesem Sommer ging der große Traum des US-Amerikaners in Erfüllung. Der inzwischen 27-Jährige erhielte einen Vertrag bei den Utah Jazz in der NBA. In dieser Woche startete die beste Liga der Welt in ihre 74. Saison, nach 20 Jahren auch erstmals ohne die deutsche Basketball-Legende Dirk Nowitzki. Beim 100:95-Auftakterfolg gegen die Oklahoma City Thunder blieb Kidd noch ohne Spielzeit, gegen die Los Angeles Lakers (86:95-Niederlage) debütierte der 27-Jährige dann in circa fünf Spielminuten. Kidd blieb jedoch noch ohne Punkte. Wir wünschen der ehemalige Raubkatze alles Gute und viel Erfolg mit den Utah Jazz in der NBA.

von Tobias Fischer