IRRE, IRRE, IRRE! Denkwürdige Aufholjagd wird mit 74:73-Sieg gegen Schwenningen belohnt
Drama in der Paul Horn-Arena. Nach 32 Minuten lag die Mannschaft von Trainer Danny Jansson beim Stand von 46:63 bereits mit 17 Zählern im Hintertreffen. Die Hoffnung auf einen Sieg war extrem schlecht, die Zuschauer waren parallel schon etwas deprimiert. Doch das Finale war absolut famos, dramatsich und mit einem glücklichen Ende für die Tigers Tübingen. Vor 750 Zuschauern erzielten die Hausherren beim 74:73 (36:32)-Erfolg den elften Saisonerfolg nach 14 Partien.
10,9 Sekunden vor dem Ende erzwangen die Tübinger einen Ballverlust, Isaiah Crawley schnappte sich den Ball, der über Mateo Šerić die Hände von Spielmacher Aatu Kivimäki fand. Und der 24-Jährige knallte das Spielgerät knapp sieben Sekunden vor dem Ende zum Sieg in den Schwenninger Korb. Der letzte Verzweiflungswurf von Malik Kudic verfehlte das Ziel, der Jubel war immens.
Die Mannschaft von Trainer Alen Velcic konnte nur mit acht Spielern (siehe Dschungelgeflüster) antreten. Doch diese Akteure zeigten Herz und lieferten eine starke Partie ab. Über weite Strecke der Begegnung waren die wiha Panthers Schwenningen die bessere Mannschaft. Die Tigers zeigten große Schwächen in der Defense, aus der Distanz (neun von 31 Würfen, 29 Prozent) und von der Freiwurflinie, wo von elf Versuchen ganze Stück (45 Prozent) daneben gingen. Am Ende jedoch egal, die Tübinger sicherten sich mit einer unglaublichen Moral den Sieg.
Topscorer des Gastgebers war erneut Ryan Mikesell mit 23 Zählern und neun Rebounds. Alle zwölf Tübinger Akteure wurden eingesetzt. Bei den Gästen überzeugten vor allem Raiquan Clark (22 Punkte) und Spielmacher David Cohn mit einem Double Double von 14 Punkten und zwölf Assists.
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Weiter geht es für die Tigers Tübingen bereits kurz nach den Weihnachtsfeiertagen. Am vorletzten Spieltag der Vorrunde (27. Dezember 2021) steigt das Spitzenspiel beim Tabellenzweiten Medipolis SC Jena. Hochball ist um 18 Uhr in der Sparkassen Arena. Aufgrund der Landesverordnung von Thüringen sind bereits am Montag keine Zuschauer mehr bei Sportveranstaltungen erlaubt.
Erstes Viertel (13:19):
Die Tigers starteten mit Aatu Kivimäki, Erol Ersek, Ryan Mikesell, Mateo Šerić und Daniel Keppeler in die Partie. Die ersten Zähler des Gastgebers gingen auf das Konto von Keppeler, dennoch stand es nach drei Minuten 4:5 aus Sicht der Tübinger. Nervosität prägte das Geschehen der Mannschaft von Trainer Danny Jansson. Der erste Jubel der eigenen Anhänger erfolgte, nachdem Mikesell den ersten Dreier zum 7:7-Ausgleich nach fünf Minuten erzielte. Beide Kontrahenten taten sich im Angriff noch erheblich schwer. Šerić sammelte nach sieben Minuten schon sein zweites Foul, die Gäste führten mit 11:9. In der nächsten Aktion kassierte auch Mikesell sein zweites persönliches Vergehen, dazu knickte der US-Amerikaner mit dem rechten Sprunggelenk um. Nach einem Dreier von Leon Hoppe zum 15:9 nahm Jansson in Minute sieben sein erstes Timeout. Schwenningen agierte giftig und war insgesamt wacher an beiden Enden des Spielfelds. Joanic Grüttner Bacoul verpasste 85 Sekunden vor der Pause ein Dreipunktspiel (13:17), indem der 26-Jährige einen Airball von der Linie schoss. Final ging es mit 13:19 ins zweite Viertel. Beide Mannschaften waren noch zurückhaltend bei den Fouls, nur sechs Vergehen wurden geahndet. Hoppe war mit sieben Zählern Topscorer der Begegnung, bei den Jansson-Schützlingen traf Miksell mit sechs Punkten am besten.
Zweites Viertel (23:13):
Nach zwei Punkten von Crawley stopfte Keppeler aus unglaublicher Höhe von der Grundlinie den Ball durch die gegnerische Reuse. Panthers-Trainer Alen Velcic nahm nach 97 gespielten Sekunden beim Stand von 19:17 seine erste Auszeit. Gleich nach der Pause der nächste Monsterdunk von Keppeler zum 19:19-Ausgleich nach zwölf Minuten. Die Fanschaft jubelte. Nach einem Dreier von Kivimäki tobte Velcic erneut und orderte seine Spieler wieder auf die Bank. Gespielt waren 13 Minuten – Spielstand 22:22. Die Tigers waren nun in der Partie angekommen. Auch Mikesell war zurück auf dem Parkett – zum Glück. Auch Till Jönke kam nun in die Partie und steuerte gleich sieben Zähler für sein Team bei. Die Hausherren führten nach 15 Minuten nun mit 29:24. Vor allem in der Defense war man nun deutlich aggressiver, zur absoluten Wut von Velcic an der Seitenlinie. Bei den Panthers zeigte sich immer wieder Raiquan Clark in Aktion, der das eigene Spiel an sich riss. Auch Daniel Žáček war als zwölfter Mann in der Partie und knallte einen Dreier zum 34:30 in den Schwenninger Korb – noch waren 116 Sekunden zu spielen. Letztendlich ging es mit 36:32 für die Tigers in Halbzeitpause. Topscorer war weiterhin Clark mit nun zwölf Zählern, bei den Tigers traf Keppeler mit zehn Punkten am besten. Dazu überzeugte der Big Man mit zwei starken Blocks. Das Duell um die Rebounds ging mit 24:17 an die Hausherren, aus der Distanz haperte es aber noch. Nur vier von 15 Treffern (27 Prozent) sollten gelingen. Dazu hatten die Jansson-Schützlinge nur einen Freiwurf, den bekanntlich Grüttner Bacoul daneben setzte.
Drittes Viertel (10:24):
Nach 30 Sekunden sammelte Clark sein drittes Foul, vielleicht noch wichtig für den weiteren Verlauf. Schwenningen kam besser aus der Pause, ein 7:0-Lauf führte zum 39:36 für die Gäste nach 23 Minuten. Erst Mikesell holte per Dunking nach 210 Sekunden die ersten Tübinger Punkte (38:39) nach dem Seitenwechsel. Sprungwurf Mikesell und ein Korbleger von Keppeler brachten die Führung für die Tigers nach 26 Minuten zurück – Spielstand: 42:39. Das Spiel gestaltete sich nun ziemlich wild auf beiden Zeiten. Trotz der kleinen Rotation hielten die Gäste gut dagegen. Spielmacher David Cohn und vor allem Clark erhielten kaum Verschnaufpausen, zu wichtig waren diesen beiden Akteure für das eigene Team. Mit einem 12:0-Lauf der Panthers ging die Führung wieder nach Schwenningen. Spielstand 51:44 nach 29 Minuten. Die Gäste waren nun das bessere Team. Nach 30 Minuten führte die Velcic-Truppe mit 56:46. Die Tigers produzierten einfach zu viele Fehler. Und dies trotz 37:25-Rebounds. Topscorer war weiter Clark mit 19 Zählern. Bei den Hausherren traf Keppeler mit zwölf Zählern am besten. Dazu kamen nur zwei von acht Freiwürfen (25 Prozent).
Viertes Viertel (28:17):
Fünf schnelle Punkte zum 61:46 veranlassten Jansson nach 69 Sekunden zur nächsten Auszeit. Irgendwie sollte nicht mehr viel im Tübinger Spiel gelingen. Erst ein Dreier von Kivimäki nach 156 Sekunden sicherten die ersten eigenen Punkte im Tübinger Spiel. Velcic nahm umgehend ein Timeout – Spielstand: 63:49 für die Gäste. Eine Zone sowie Dreier von Kivimäki und Mikesell (doppelt) weckten die Jansson-Truppe jedoch wieder auf. Das Publikum war nun wieder da! Sollte erneut ein Comeback gelingen? Velcic nahm beim Stand von 63:55 in Minute 34 seine nächste Auszeit. Die Tigers versuchten nochmals alles, doch der Kontrahent hielt einen Vorsprung. Drei Minuten vor Rambo waren es beim Stand von 61:68 noch sieben Zählern. Noch war aber alles drin. Die Zeit lief jedoch sekündlich davon. 79 Sekunden vor dem Ende betrug der Rückstand fünf Zähler (64:69). Mikesell verkürzte in der Vorschlussminute auf drei Punkte (67:70). Auszeiten prägten nun die letzten Momente, so von Velcic zehn Sekunden vor Ende. Auf zwei Zähler (73:71) war der Vorsprung zusammengeschmolzen. Ein letzter Trumpf mit einer Presse stach, Crawley ergaunerte sich den Ball – über Šerić kam das Spielgerät zu Kivimäki, der per Dreier den scheinbar nicht mehr möglich 74:73-Sieg sicherstellte.
Die Stimme zum Spiel:
Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Was soll ich sagen? Ich war kurz vor einem Herzinfarkt. Wahnsinn, dass wir dieses Spiel noch gewinnen konnten. Eigentlich nicht möglich, da wir heute überhaupt keine gute Partie absolviert haben. Zu viele Fehler haben unser Spiel geprägt, dazu waren wir nicht effektiv in der Offense. Von der Defense möchte ich gar nicht erst anfangen. Das war zu wenig, keine Körpersprache und nicht aggressiv genug. Doch dieses Team findet irgendwie (fast) immer einen Weg, eine Begegnung noch zu drehen. Die Freude darf groß sein, doch dieses Spiel aufzuarbeiten wird größer sein.”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Niederlagenserie beendet: Im siebten Anlauf gelang den Tigers Tübingen der erste Sieg gegen die wiha Panthers Schwenningen. Seit dem Aufstieg der Mannschaft von Trainer Alen Velcic setzte es vier Niederlagen im Spielbetrieb, dazu kamen zwei Niederlagen in Testspielen. “Schwenningen ist ein schwierig zu spielendes Team, gepaart mit guten Einzelspielern. Umso mehr freue ich mich über den Sieg”, sagt Danny Jansson, Trainer der Unistädter.
Frohe Weihnachten!: Das gesamte Team der Tigers Tübingen wünscht allen Fans, Partner, Helfern, Gönnern und Freunden des Klubs ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Gleichzeitig bedanken wir uns für die treue Unterstützung im für uns erneut schwierigen Jahr rund um die Corona-Krise. Wir wünschen Ihnen ein paar geruhsame Tage und einen guten Jahresabschluss im Jahr 2021. Bleiben Sie gesund halten Sie uns auch weiterhin die Treue. Herzlichen Dank!
Immer dabei! Herzlichen Dank, Martin Kurz! Am Montag und Dienstag standen die kompletten Umzugsarbeiten aus der Volksbank Arena in Rottenburg wieder in die heimische Paul Horn-Arena nach Tübingen auf dem Programm. Mit dabei war wie (fast) immer unser ehrenamtlicher Mitarbeiter Martin Kurz. Vor allem am Dienstag bei der ersten Auslegung des neuen Parkettbodens sowie der Ausrichtung und Einstellung der Basketballkörbe unterstützte der zweifach Familienvater das Organisationsteam der Raubkatzen. Nahezu zehn Stunden war knapp ein halbes Dutzend an Personen beschäftigt, um die Spielstätte in den besten Zustand herzustellen. Vor allem die genaue Ausrichtung und Fixierung der Körbe war sehr zeitintensiv. “Auch diese Herausforderung haben wir zusammen gestemmt”, so Kurz, der beim Spiel wie gewohnt das Team auf der Mannschaftsbank betreute.
EuroLeague-Referee in Tübingen: Die Partie zwischen Tübingen und Schwenningen wurde von Anne Panther als Crew Chief geleitet. Peter Wolff und Hakan Senkesen komplettierten das Trio. Die 39-Jährige gilt als eine der besten deutschen Unparteiischen. Hauptsächlich kommt Panther natürlich im deutschen Basketball-Oberhaus zum Einsatz. Dazu ist die gebürtige Schwerinerin die einzige Schiedsrichterin in der EuroLeague, dem höchsten europäischen Basketball-Wettbewerb. Eigentlich München, Berlin, Moskau, Istanbul, Mailand oder Athen, heute jedoch in Tübingen.
Rückkehr von Nadjfeji, Neuzugang Austin noch nicht im Kader: Gegen die wiha Panthers Schwenningen gab es auch ein Wiedersehen mit Aleksandar Nadjfjei, der viele Jahre in Tübingen als Spieler, Co-Trainer und Trainer tätig war. Im zweiten Jahr ist der 45-Jährige nun mittlerweile in Schwenningen tätig. Personell musste die Gäste heute erneut ersatzgeschwächt antreten. Till Isemann und Lennard Larysz fehlten beide (gesundheitliche Probleme). Neuzugang Waverly Austin stand für die Partie gegen die Unistädter noch nicht im Kader.
Verpflegung durch die Regionalliga-Mannschaft: In Zeiten der Pandemie ist es praktisch unmöglich einen Hallencaterer zu finden. Mit reduzierter Zuschauerzahl kein lukratives Geschäftsmodell. Aus der Not haben die Tübinger einen Tugend gemacht und zusammengehalten. Die Regionalliga-Mannschaft um Trainer Manu Pasios übernahm die Verpflegungsstelle in der Paul Horn-Arena. Herzlichen Dank dafür!