Bild: Dennis Green

Mit einem blauen Auge davongekommen – 22:0-Lauf fädelt 73:66-Sieg in Bremerhaven ein

29 Okt 2022

Die Tigers Tübingen behalten weiter ihre weiße Weste. Bei den Eisbären Bremerhaven setzten sich die Schützlinge von Trainer Danny Jansson vor 1.603 Zuschauern in der Bremer ÖVB-Arena mit 73:66 (29:38) durch. Damit bleiben die Schwaben auch in der fünften Partie der neuen Spielzeit 2022/2023 in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ungeschlagen. Dem Erfolg ist jedoch die schwächste Vorstellung in dieser Spielzeit vorausgegangen. Zu keiner Phase des Spiels konnte die Raubkatzen das eigene aggressive und sichere Spiel umsetzen. In der 26. Minute laeng die Tigers mit 40:55 im Hintertreffen, Auszeit Jansson. Und der Finne muss die richtige Worte gefunden haben. Mit einem 22:0-Lauf bis zur 33. Minute (62:55) brachten sich seine Mannen spät, aber doch noch auf die Siegerstraße. Es war gleichzeitig die höchste Führung für die Gäste in der Partie. Das Team von Eisbären-Trainer Steven Key blieb sieben Minuten ohne Zähler, die sich jedoch nicht aufgaben. Tigers-Spielmacher Aatu Kivimäki führte mit seinem Dreier zum 72:66 ganze 24 Sekunden vor dem Ende die Entscheidung herbei. Mateo Šerić war mit 16 Punkten Topcorer der Begegnung, gefolgt von Daniel Keppeler mit 15 Zählern. Bei den Gästen überzeugte der ehemalige Tübinger Robert Oehle mit zwölf Punkten und neun Rebounds. Das Duell um die Rebounds verloren die Tigers mit 34:43, auch aus der Distanz sollte nur wenig fallen (acht von 31, 26 Prozent). Der Gastgeber musste im Duell gegen die Schwaben kurzfristig auf die deutschen Leistungsträger Jarelle Reischel und Adrian Breitlauch verzichten, ebenso wie auf Lennard Larysz und Carlo Meyer. Dazu verletzte sich Daniel Norl in der ersten Halbzeit. Eine entscheidende Schwächung für das spannende Ende. Mit dem Sieg verteidigen die Schwaben die Tabellenführung vor RASTA Vechta.

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Weiter geht es am kommenden Wochenende mit einem Doppelspieltag, bevor das erste von zwei Nationalmannschaftsfenstern ansteht. Am kommenden Freitag empfangen die Raubkatzen die VfL SparkassenStars Bochum (19:30 Uhr, Paul Horn-Arena), zwei Tage später steht das Gastspiel beim Aufsteiger ART Giants Düsseldorf (16 Uhr, CASTELLO) an.

Erstes Viertel (23:16):

Die Tigers kamen äußerst schlecht in die Partie. Zu viele ungewohnte Fehler prägten das Auftreten der Jansson-Truppe. In Minute vier führten die Eisbären bereits mit 8:0, ehe Daniel Keppeler nach 198 gespielten Sekunden die ersten zwei Zähler für die Gelb-Schwarzen erzielen konnte. Dazu leistete man sich immer wieder unnötige Fouls, Šerić musste nach fünf Minuten (6:10) bereits mit zwei Vergehen auf der Bank Platz nehmen. In der Folge kam beim Gastgeber Chris Hooper von der Bank, den die Schwaben überhaupt nicht in den Griff bekamen. Der bullige US-Amerikaner erzielte vier Zähler in Folge – die Key-Truppe führte nach sieben Minuten mit 17:6. Jansson konnte das Gezeigte seiner Schützlinge gefühlt nicht mit anschauen, dennoch verzichtete der Finne auf ein Timeout. Norl erzielte in der Schlussminute des ersten Viertel per Dreier die bis dato höchste Führung zum 21:8. Weniger später waren die ersten zehn Minuten bereits rum, Bremerhaven lag mit 23:16 in Front. Die Gäste hatten bereits fünf Ballverluste gesammelt, dazu gelang kein Dreier aus der Distanz bei fünf Versuchen.

Zweites Viertel (15:13):

Fünf schnelle Zähler von Hooper und Johannes Heiken brachten die Norddeutschen nach zwölf Minuten mit 28:16 in Front. Kivimäki war es dann, der bei noch 7:15 Minuten den ersten Distanzwurf für sein Team zum 21:28 traf. Der Tübinger Kontrahent bestimmte weiter das Spielgeschehen, ohne selbst dabei großartig zu überzeugen. Zu zerfahren und unkonzentriert präsentierten sich die Raubkatzen in dieser Phase der Begegnung. Nach einem Dreier von Eisbären-Spielmacher Simon Krajcovic zum 35:23 nahm Jansson in Minute 18 seine erste Auszeit. Die Schwaben netzten nur einen von 13 Versuchen aus der Distanz (14 Prozent) ein. Kein Bild der Leistungen aus den vergangenen Spielen. In der Schlussphase gelang es den Schwaben, nicht weiter abreißen zu lassen. Keppeler erzielte per Dreier den 29:38-Halbzeitstand. Die Tübinger Nummer 31 war mit 13 Punkten Topscorer der Begegnung, während Oehle beim Gastgeber auf acht Punkte kam. Bezeichnend für den Auftritt der ersten Halbzeit, war das Vergeben eines Korblegers ohne Gegenwehr von Miles Osei zwei Sekunden vor der Sirene.

Drittes Viertel (17:25):

Auch nach der Pause begann es für die Jansson-Truppe denkbar schlecht. Nach einem Ballverlust von Timo Lanmüller netzte Matt Freeman zum 41:29 nach 21 Minuten ein. Es war gleichzeitig der Startschuss für einen Feuerwerk aus der Distanz bei beiden Teams. Beide Kontrahenten sollten jeweils vier Mal in Folge jenseits der 6,75 Meter-Linie erfolgreich sein. Nach 25 Minuten führten die Eisbären mit 52:40, es sah überhaupt nicht nach einem Tübinger Sieg aus. Matt Frierson erhöhte nur eine Minute später, natürlich per Dreier, auf 55:40 – Auszeit Tübingen. Nach dem Gespräch mit Trainer Jansson kamen seine Spieler wie ausgewechselt zurück. Mit einem 14:0-Lauf beendete man dank erhöhter Intensität und besserer Treffsicherheit den dritten abschnitt. Bakary Dibba brachte die Gelb-Schwarzen 36 Sekunden vor dem Ende des Viertels mit 55:54 in Führung. Keppeler war auf Tübinger Seite mit 13 Zählern weiter Topcorer des Spiels, bei den Norddeutschen war Frierson bei zwölf Zählern angelangt.

Viertes Viertel (11:19):

Die Raubkatzen machten da weiter, wo sie aufgehört hatten. Nach 33 Minuten führten die Gäste mit 62:55, Keppeler vollendete den 22:0-Lauf. Doch die Eisbären waren noch nicht geschlagen. Mit einem 7:0-Lauf brachte sich der Gastgeber nach 34 Minuten wieder in eine gute Ausgangsposition. Spielentscheidend war schließlich das fünfte Foul von Robert Oehle beim Stand 62:63 bei noch 3:29 zu spielenden Minuten. Key standen nur noch die Nachwuchsspieler Johannes Heiken und Luca Merkel zur Verfügung. Zu wenig, um ein enges Spiel gegen am Ende doch eine abgezockte Tübinger Mannschaft für sich zu entscheiden. Zwar kamen die Eisbären durch Hooper 121 Sekunden vor Rambo nochmals auf 66:67 heran. Die letzten sechs Zähler gingen aber an die Schwaben. Der Dreier von Kivimäki zum 72:66 in der Schlussminute bedeutete die Entscheidung in einem knappen Spiel.

Die Stimme zum Spiel:

Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Hut ab vor Bremerhaven, die uns 25 Minuten ziemlich dumm aussehen haben lassen. Aus einem nicht-bekannten Grund hatten wir keine Energie, um die Kontrolle über die Defense zu bekommen. Daraus war auch unsere Offense wackelig. Positiv ist, dass wir uns trotz zahlreicher Dreier zurückgekämmt haben. Wir waren 15 Punkte zurück. So ein Spiel noch zu gewinnen, zeigt den Charakter des Teams.”

Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:

Nicht Bremerhaven, sondern Bremen: Die Eisbären Bremerhaven haben mit den Fishtown Pinguins in der Stadt einen großen sportlichen Rivalen. Das Eishockey-Team aus der Seestadt schreibt aktuell äußerst positive Schlagzeilen. Gegenwärtig führen die Schützlinge von Trainer Thomas Popiesch die Tabelle in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) an. Und nicht nur das, auch zuschauertechnisch sind die Pinguins die klare Nummer eins in Bremerhaven. In den ersten acht Partien pilgerten stolze 4.371 Zuschauer zu den Heimspielen. Das Eventspiel der Eisbären in Bremen sollte hingegen Werbung für den Basketball. Während bei den ersten zwei Heimauftritten keine 1.000 Zuschauer in die Stadthalle kamen, hatte die Partie zwischen Bremerhaven und Tübingen immerhin 1.603. Doch für diese große Arena insgesamt viel zu wenig. In dieser Spielzeit ist noch eine weitere Partie im knapp 60 Kilometer von Bremerhaven entfernten Bremen geplant. Am 27. Dezember 2022 trifft die Mannschaft von Trainer Steven Key im Weihnachtsspiel auf die Uni Baskets Paderborn.

Punktlandung zum Training: Bei Anreise zu Auswärtsspielen haben die Verantwortlichen der Tigers Tübingen aufgrund des immensen Verkehrs auf Deutschlands Straßen immer ein wenig Bauchschmerzen. Speziell gen Norden auf der Autobahn A7 reiht sich eine Baustelle nach der anderen. Doch der Tübinger Tross kam am Freitag exakt wie auf dem Papier geplant durch und erreichte die ÖVB-Arena zum Training um 17:15 Uhr, nachdem die Raubkatzen Tübingen im Morgengrauen um 8 Uhr verlassen hatten. Über Karlsruhe, Frankfurt und Gießen Richtung Kassel wählte man eine Strecke aus, die aktuell gut zu fahren ist. Im Anschluss ging es weiter über Göttingen und Hannover nach Bremen. Busfahrer Konstantin Divitajkin legte dann eine absolute Punktlandung im Rahmen seiner Lenkzeit von viereinhalb Stunden hin. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für das Bewältigen dieser großen Strecke im Alleingang.

Siegesserie gerissen: Für die Regionalliga-Basketballer der SV 03 Tigers Tübingen wachsen die Bäume nicht zum Himmel. Nach zuletzt drei Siegen nun Folge müssten sich die Schützlinge von Trainer Manu Pasios bei den Bona Baskets in Limburg mit 49:63 (32:37) geschlagen geben. Durch die vierte Niederlage im siebten Saisonspiel rutschte die “Zwoide” auf den zwölften und damit drittletzten Tabellenplatz ab. Allerdings ist die Liga wahnsinnig eng beieinander. Der Tabellendritte MTV Stuttgart liegt mit nur zwei Zählern mehr auf dem Konto auf Rang drei. Bester Punktesammler in Limburg war Jekabs Beck mit 17 Zählern, dazu sammelte der 21-Jährige sieben Rebounds. Aufgrund einer kleinen Rotation von nur acht Spielern musste Beck bis auf 87 Sekunden durchspielen.

von Tobias Fischer