Ohne Chance! Personell gebeutelte Tigers Tübingen verlieren mit 72:103 bei RASTA Vechta
Die Tigers Tübingen haben das Aufsteiger-Duell bei RASTA Vechta vor 3.140 Zuschauern im ausverkauften RASTA Dome mit 72:103 (42:55) verloren. Viel schlimmer als die zweite Niederlage im dritten Spiel wiegt der verletzungsbedingte Ausfall von Aatu Kivimäki zum Ende des dritten Viertels für die Raubkatzen. Der Finne verletzte sich ohne Fremdeinwirkung am linken Sprunggelenk, für den 26-Jährigen war die Partie vorzeitig beendet (siehe Dschungelgeflüster). Nach zwei Minuten lag das Team von Tigers-Trainer Danny Jansson nach einem Dreier von Erol Ersek noch mit 5:2 in Front. In der Folge übernahmen die Niedersachsen das Spiel und dominierten fast nach Belieben. Zur Halbzeit führte das Team von RASTA-Trainer Ty Harrelson mit 55:42. In der zweiten Halbzeit wurde der Unterschied noch größer. Wes Iwundu erzielte nach 35 Minuten das 91:61, der Endstand von 103:72 war zugleich der größte Vorsprung für den Sieger im Spiel. Topscorer war Joel Aminu für RASTA Vechta, der mit einem persönlichen BBL-Rekord auf 24 Zähler kam. Dazu überzeugte Youngster Johann Grünloh in knapp 16 Minuten Einsatzzeit mit einem Double Double aus 14 Punkten und zehn Rebounds. So kam es, dass Point Guard Tommy Kuhse sich auf seine Teamkollegen verlassen konnte und in 24 Minuten “nur” auch sechs Punkten und acht Assists kam. Auf Tübinger Seite kam Jhivvan Jackson auf 16 Punkte, Jimmy Boeheim und Tigers-Kapitän Gianni Otto punkteten mit jeweils zwölf Zählern noch zweistellig für die Gäste. Erneut waren die Rebounds (29:44) die große Achillesferse bei den Schwaben. Auch die Ballverluste (10:16) lagen beim Gewinner der Partie. Der Sieg für RASTA Vechta geht auch in dieser Höhe in Ordnung, die vielen Ausfälle konnten die Raubkatzen schlichtweg nicht mehr kompensieren.
Hier geht’s zur Statistik! Hier geht’s zu den Highlights!
Am kommenden Wochenende finden die Achtelfinal-Partien des BBL Pokals statt. Diese kleine Pause kommt für die Schwaben gerade zum richtigen Zeitpunkt, um sich zu regenerieren und neue Kräfte für die kommenden Aufgaben zu tanken. Weiter geht es für das Jansson-Team dann am Samstag, den 21. Oktober 2023, gegen die MLP Academics Heidelberg. Spielbeginn ist um 20 Uhr in der Paul Horn-Arena. Brisant: Es wird die einzige Partie an einem Samstag in dieser Saison 2023/2024 sein. Tickets gibt es im Onlineshop, beim Schwäbischen Tagblatt sowie am Spieltag ab 18:45 Uhr an der Abendkasse.
Erstes Viertel (32:20):
Die schönste Aktion des ersten Viertels geschah gleich im ersten Angriff. Nach zehn Sekunden verwandelte Geburtstagskind “Kao” Akobundu-Ehiogu ein Alley-Oop-Anspiel von Jhivvan Jackson erfolgreich zur 2:0-Führung für die Mannschaft von Trainer Danny Jansson. Erol Ersek konnte eine Minute später mit dem ersten Tübinger Dreier auf 5:2 erhöhen, im Anschluss kam aber der Gastgeber immer stärker auf. Joel Aminu erzielte in der dritten Minute per Dreier seine ersten Zähler zum 7:5 für seine Mannschaft. Der 26-Jährige prägte im weiteren Verlauf der ersten zehn Minuten die Partie. Nach sieben Minuten traf Aminu mit seinen Zählern zwölf und 13 zum 23:12. Die Schwaben hatten erneut massive Probleme bei den Rebounds, die Niedersachsen kamen immer wieder in den Genuss für zweite Wurfchancen. 2:28 Minuten vor dem Ende des ersten Abschnitts gab Aufstiegsheld Ryan Schwieger nach Gehirnerschütterung sein Saisondebüt für RASTA Vechta. Und nach zwei Sekunden folgten gleich die ersten zwei Zähler des US-Amerikaners zum 25:14. Der Gastgeber konnte den Vorsprung durch einen Dreier von RASTA-Kapitan Chaveres Flanigan in der Schlussminute auf 32:17 erhöhen. Christoph Philipps beendete den ersten Durchgang ebenfalls aus der Distanz zum 20:32 aus Tübinger Sicht. Aminu war zweifelsohne der Spieler des ersten Viertels. Neben seinen 13 Punkten verteidigte der 26-Jährige auch gut gegen Jackson, der im ersten Abschnitt ohne Zähler blieb. Größtes Problem bei den Schwaben war die Schwäche bei den Rebounds (13:5 für Vechta), dazu leisteten sich die Schwaben zu viele Fehler an beiden Enden des Feldes. Philipps erzielte für die Schwaben mit fünf Zählern die meisten Punkten für die Gäste.
Zweites Viertel (23:22):
Und der Gastgeber machte da weiter, wo er aufgehört hatte. Der 18-jährige Johann Grünloh erzielte vier Zähler in Folge zum 38:22 für RASTA Vechta, gespielt waren zwölf Minuten. Direkt im Gegenzug markierte Jackson auf Tübinger Seite seine ersten zwei Punkte zum 24:38. Im weiteren Verlauf des Spiels kam Tigers-Kapitän Gianni Otto in die Partie, der für etwas Entlastung im Spielaufbau sorgen konnte. Jackson war es, der in Minute 15 mit seinem ersten Dreier auf 30:40 verkürzte. Weiterhin dominierten die Niedersachsen die Bretter, was Jansson nicht gefallen konnte. Das Harrelson-Team war Herr des Spiels, Nate Diallo erzielte mit zwei Punkten das 51:33 nach 18 Minuten. Es war die höchste Führung in der ersten Halbzeit, beide Mannschaften spielten zumeist mit einer Zone in der Verteidigung. Die Schwaben waren in vielen Aktionen zumeist nur zweiter Sieger. Till Jönke verkürzte mit zwei Freiwürfen zum 42:55-Halbzeitstand aus Tübinger Sicht. Topscorer der Begegnung war Aminu mit 16 Zählern. Bereits in der Vergangenheit tat der 26-Jährige den Gästen immer wieder weh. Bei den Raubkatzen kam Jimmy Boeheim auf zwölf Zähler, Jackson steuerte sieben Punkte bei. RASTA Vechta konnte es sich auch leisten, dass Point Guard Tommy Kuhse erst bei vier Punkten lag. Das Duell um die Rebounds war mit 25:14 weiter klar bei den Hausherren. Aus der Distanz trafen beide Kontrahenten erfolgreich. Tübingen vollendete sechs von 14 Versuchen (42,9 Prozent), Vechta war mit fünf von neun Treffern (55,9 Prozent) noch etwas besser. Die Jansson-Schützlinge schlugen sich in Betracht der vielen Verletzungssorgen gegen einen guten Gegner recht wacker, es war aber eben nicht gut genug. Die Defense war mit 55 Gegenpunkten löchrig wie der Schweizer Käse.
Drittes Viertel (25:16):
Grünloh eröffnete den zweiten Durchgang direkt zum 57:42. Gegenspieler Akobundu-Ehiogu sah nicht das erste Mal schlecht gegen den Youngster der Niedersachsen aus. RASTA spielte die Partie souverän herunter. Natürlich war es Aminu, der nach 14 Minuten das 63:46 erzielte. Die Nummer 21 von RASTA Vechta war bereits bei 22 Zählern angelangt. Im nächsten Angriff stopfte Grünloh in Dikembe Mutombo-Manier den Ball zum 65:56 durch die gegnerische Reuse – es war bis dato der höchste Vorsprung für die Harrelson-Mannschaft. Bis zum Ende des dritten Abschnitts änderte sich nicht viel. Vechta beherrschte das Spiel nach Belieben, Tübingen konnte nicht mehr mitziehen. Der ehemalige NBA-Profi Wes Iwundu schraubte den Vorsprung des Gastgebers in Minute 28 beim Stand von 76:52 auf 24 Zähler hoch. Zu aller Unnot kassierte Jackson auf Tübinger Seite 104 Sekunden vor dem Viertelende noch sein viertes Foul und musste auf der Bank Platz nehmen. Viele positive Aktionen der Schwaben konnten leider nicht notiert werden, zu groß war die Dominanz der Hausherren. 15 Sekunden vor Rambo verletzte sich auch noch Tübingens Aatu Kivimäki am linken Sprunggelenk. Schmerzverzerrt verließ der Finne das Spielfeld und kam nicht mehr zurück. Final ging es mit dem 80:58-Zwischenstand für Vechta nach 30 Minuten in den Schlussabschnitt. Aminu war bei 24 Zählern angelangt, auf der Gegenseite kam Jackson auf 16 Punkte. Die Rebounds lagen mit 32:20 bei Vechta. Die Partie war bereits entschieden.
Viertes Viertel (23:14):
Der Schlussbschnitt war Schaulaufen des Siegers. Philipps erzielte erst nach 169 Sekunden die ersten Zähler für die Raubkatzen in den letzten zehn Minuten zum 60:85. Das Jansson-Team präsentierte sich nun etwas von der Rolle. Die Fehlerzahl blieb hoch, dazu stand man immer wieder auf der Seitenauslinie. Bezeichnend war ein Frustfoul von Philipps an Gegenspieler Kaya Bayram in der 35. Minute beim Stand von 61:87. Fünf Sekunden später schied auch Jackson (16 Punkte) mit seinem fünften persönlichen Foul aus der Begegnung aus. Noch in der gleichen Minute leistete sich Timo Lanmüller ein unsportliches Foul an Iwundu – der US-Amerikaner traf einen Freiwurf zur 91:61-Führung. Ganze 30 Zähler lagen nun zwischen beiden Kontrahenten. Harrelson holte nun seine Leistungsträger vom Feld und gab den Akteuren aus der zweiten Reihe ausreichend Spielzeit. Auf Tübinger Seite gelangen Otto einige gute Aktionen. Der 28-Jährige erzielte bis zur 39. Minute sieben Zähler in Serie zum 72:96 und machte seine Sache insgesamt gut. Doch auch er konnte die klare Niederlage nicht mehr abwenden. RASTA-Kapitän Flanigan machte mit einem Dreier in der Schlussminute die 100-Punkte-Marke beim Stand von 102:72 voll. Akobundu-Ehiogu foulte zudem den Schützen, sodass der US-Amerikaner den Freiwurf zum 103:72-Endstand im Tübinger Korb einlochen konnte.
Die Stimmen zum Spiel:
Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Es ist fast überflüssig zu sagen, dass wir heute widrige Bedingungen hatten. Uns haben zu Beginn vier Spieler gefehlt, dann ist auch noch Aatu Kivimäki verletzt ausgefallen. Wir wissen noch nicht, wie schlimm es ist. Aber gut sah es jedenfalls nicht aus. Dass unser Kader zum Saisonbeginn so zusammenschrumpft, ist einfach unglücklich. So ist es gerade auswärts, und gegen eine so energiegeladene Mannschaft wie RASTA Vechta es gerade ist, natürlich noch schwerer. Trotzdem hätte ich mir heute gerne eine bessere Reaktion und mehr Kampf von meiner Mannschaft gewünscht. Nach den ersten Niederschlägen waren wir noch nicht abgeschlagen. Und wir sind in die zweite Halbzeit schon mit dem Gedanken gegangen, dass wir uns irgendwie zurück ins Spiel bringen können. Wie gesagt, es ist eine schwierige Situation für uns. Aber ich hätte mir gewünscht, dass wir heute einen etwas besseren Job machen. Wir haben an beiden Enden des Feldes viel zu viele einfache Fehler gemacht und am Ende war es um unser Selbstvertrauen, gerade in der Defense, nicht mehr gut bestellt. Gratulation also an Vechta, RASTA hat gute Arbeit geleistet.”
Ty Harrelson (Trainer RASTA Vechta): “Dass Tübingen heute nicht in Bestbesetzung angetreten ist, ist ein Fakt. Erst am Mittwoch haben die Tigers ein fantastisches Spiel in Bonn gemacht, was wir natürlich gesehen haben. Coach Danny Jansson macht einen großartigen Job in Tübingen und ich hoffe, dass seine Jungs bald wieder auf dem Platz stehen können. Unser Vorteil aktuell ist wohl auch, dass wir ein Heimspiel nach dem nächsten haben. Wenn wir erst einmal auswärts antreten müssen, werden die Hürden höher. Was mir heute sehr gut gefallen hat, war unsere Defense in der zweiten Halbzeit. Tübingen bei erst 16 und dann bei 14 Punkten zu halten – da haben die Jungs einen sehr guten Job gemacht. Wir konnten heute allen Spielern viel Einsatzzeit geben. Manches Mal ist das schwierig für jene, die eigentlich viel spielen. Aber bei uns freut sich jeder für den anderen, was zeigt, dass wir als Team gut zusammenwachsen. Heute haben viele Spieler sehr gut gespielt.”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Tigers mit Personalsorgen: Die Schwaben mussten die Begegnung bei RASTA Vechta mit dem personell letzten Kader bestreiten. Mateo Šerić (Mittelhandbruch) und Daniel Keppeler (Sprunggelenksverletzung, Verbrennung) standen weiterhin nicht zur Verfügung. Ebenso Zaccheus Darko-Kelly (Bindehautentzündung). Jüngst erwischte es auch noch Krišs Helmanis mit einer Schulterverletzung aus der Partie bei den Telekom Baskets Bonn. Eine Magnetresonanz-Untersuchung (MRT) wurde noch am Freitagmittag in der Radiologie Tübinger Universitätsklinikums durchgeführt. Eine finale Diagnose steht noch aus, zum Auswärtsspiel nach Vechta konnte der 21-Jährige aber nicht mitfahren. Somit standen Trainer Danny Jansson nur noch zehn Akteure zur Verfügung, das Minimum für eine BBL-Partie. Dazu kam der zusätzliche Ausfall von Kivimäki im Spiel. Wir wünschen dem Quintett eine schnelle Genesung! Die Pause bis zum Spiel gegen Heidelberg in zwei Wochen kommt nun genau zum richtigen Zeitpunkt.
BBL-Debüt für Schwaibold: Dass die Schwaben derzeit mit massiven Verletzungsproblemen kämpfen, hat auch die Folge, dass Aushilfsspieler Joshua Schwaibold vermehrt in den Fokus rückt. Bei der Partie in Bonn war der 24-Jährige als Reserve dabei, beim Auswärtsspiel der Tigers Tübingen bei RASTA Vechta stand Schwaibold als zehnter Spieler im Kader. Und dies erstmalig für ein Spiel in der easyCredit Basketball Bundesliga. 3:36 Minuten vor dem Ende gab der Tübinger sein Debüt in der ersten Liga, der 24-Jährige blieb jedoch ohne eine Aktion. Dazu gleich noch in Vechta, bei einem der lautesten BBL-Standorte überhaupt. “Es war zweifelsohne ein besonderes Erlebnis. Ich stehe der Mannschaft weiter zur Verfügung, wenn ich gebraucht werde und sauge jede einzelne Trainingseinheit oder auch jedes Spiel intensiv auf”, schwärmte Schwaibold.
Heimserie von RASTA Vechta hält!: Bis zum Heimspiel der Niedersachsen gegen die Tigers Tübingen hatte RASTA Vechta satte 25 Begegnungen in Serie gewonnen. Diese Serie konnte mit dem Sieg gegen die Schwaben auf die Zahl 26 erhöht werden, Herzlichen Glückwunsch, RASTA Vechta! In der vergangenen Spielrunde 2022/2023 blieb das Team von Trainer Ty Harrelson im heimischen RASTA Dome in allen 22 Begegnungen ungeschlagen. Die letzte Niederlage vor den eigenen Fans datiert gegen Medipolis SC Jena vom 11. April 2022, als sich der erneute Neuling in der easyCredit Basketball Bundesliga mit 83:88 geschlagen geben musste.