Basketball 2. Bundesliga 2022/2023 Playoff Finale Hinspiel in der Paul Horn Arena: Tigers Tuebingen – Rasta Vechta 02.06.2023 Tip in von Bakary Dibba (Nr.44, Tigers) 0,2 Sekunden vor der Halbzeit beobachtet von Robin Lodders (Rasta Vechta), Erol Ersek (Tigers), Joschka Ferner (Rasta Vechta) und Gianni Otto (v.li, Tigers) FOTO: ULMER Pressebildagentur xxNOxMODELxRELEASExx

Aminu nicht zu stoppen – Ungewöhnliches 78:78-Remis im ersten Finalspiel gegen RASTA Vechta

02 Jun 2023

Zum dritten Mal in Folge war die Paul Horn-Arena zwar nicht ausverkauft, aber 2.474 begeisterte Tigers-Fans sahen genau das, was die Mannschaft von Trainer Danny Jansson diese Saison 2022/2023 ausgemacht hat: Eine echte Mannschaft, in der jeder für den anderen spielt, kämpft und sich freut. Genau deswegen ist die Ausgangsposition vor dem entscheidenden letzten Spiel um die Meisterschaft der BARMER 2. Basketball-Bundesliga in zwei Tagen bei RASTA Vechta nach dem 78:78 (54:43)-Remis noch gut, wenn auch nicht überragend. Zur Halbzeit hatten die Tigers bereits 54:43 geführt, gleichzeitig die höchste Führung des Spiels für beide Kontrahenten. Doch nach der Pause war der Korb phasenweise wie vernagelt. 18 Sekunden vor dem Ende hatten die Schützlinge von Trainer Danny Jansson die Chance, das letzte Heimspiel mit einem Sieg zu beenden, doch der letzte Angriff war nicht mehr erfolgreich. Aufgrund des Modus der Finalspiele mit Hin- und Rückspiel blieb es bei dem ungewöhnlichen, ersten Unentschieden im Tübinger Dschungel. Zwar hatten die Gäste von Trainer Ty Harrelson, die beim 5:2 nach drei Minuten am weitesten in Front waren, in Joel Aminu den besten Einzelspieler in seinen Reihen, der schon in der ersten Halbzeit 21 Punkte erzielte hatte und am Ende als Topscorer des Spiels bei 32 Zählern landete. Bei den Raubkatzen trafen wieder fünf Spieler zweistellig, bester Punktesammler war Erol Ersek mit 15 Zählern.

Hier geht`s zur Statistik! Hier geht`s zum Re-Livestream!

Am Sonntag steht das Rückspiel der beiden Kontrahenten um die Zweitliga-Meisterschaft an. Hochball ist um 16 Uhr im RASTA Dome zu Vechta. Die Partie ist ausverkauft. Im Anschluss erfolgt die Siegerehrung durch Liga-Geschäftsführer Christian Krings.

Erstes Viertel (26:26):

Das letzte Heimspiel dieser Saison begann für die Raubkatzen mit einem Dreier von Timo Lanmüller nach gut 30 Sekunden zum 3:2 vielversprechend. Dann sollte es jedoch gut zwei Minuten bis zum nächsten Korberfolg durch Mateo Šerić dauern, der mit einem Halbdistanzwurf das 5:4 erzielte. Die Verteidigung war auf beiden Seiten aufmerksam. In den ersten drei Minuten war auf beiden Seiten nicht viel Zählbares zu verzeichnen. Dann hatten die Tigers ihr Visier jedoch besser eingestellt und konnten insbesondere in Person von Spielmacher Aatu Kivimäki einige schöne Offensivaktionen zeigen. Da die Harrelson-Truppe jedoch auch besser traf, blieb das Spiel insgesamt eng. Beim Stand von 17:15 nach gut sechs Minuten wechselte Coach Jansson erstmals und brachte in Ersek, Kapitän Gianni Otto und Krišs Helmanis frische Kräfte. Ersek brauchte danach gerade einmal 15 Sekunden, um seinen ersten Dreier und das erste kleine Polster für die Tigers zu erzielen (20:15). Harrelson bat zur Auszeit. Die Schwaben fanden nun allerdings immer wieder gute Würfe und hielten zudem in der Verteidigung gut dagegen, sodass die Führung bis dahin durchaus gerechtfertigt war. Bemerkenswert war vor allem die Ausgeglichenheit, die die Tübinger Basketballer in dieser Saison ausmacht: Nach acht Minuten hatten bereits zehn Tigers-Akteure Spielzeit gesehen, acht Spieler hatten Punkte beigesteuert. Zwei Einzelaktionen von Vechtas Aminu in der letzten Minute sorgten dann allerdings für den 26:26-Gleichstand nach dem ersten Viertel.

Zweites Viertel (28:17):

Kivimäki eröffnete den zweiten Spielabschnitt nach 30 Sekunden mit einem erfolgreichen Dreier unter Bedrängnis mit Ablauf der Wurfuhr zum 31:26, gefolgt von einem feine Korbleger von Lanmüller zum 31:26 (elfte Minute). Dann übernahm jedoch wieder Aminu offensiv für die Niedersachsen, sodass der kleine Vorsprung rasch wieder zusammenschmolz und beim 35:35 wieder komplett egalisiert war (14. Minute). Lanmüller mit seinem dritten Dreier und Daniel Keppeler mit einem Block sorgten allerdings dafür, dass die Tigers beim 40:35 in Minute 15 zunächst vorne blieben. Vier Minuten vor der Halbzeitpause bekam auch Vechtas bester Akteur Aminu eine Pause, zu diesem Zeitpunkt hatte er zwar bereits 18 Zähler erzielt, die Tübinger waren dank der deutlich besseren Mannschaftsleistung jedoch verdient mit 40:36 in Front. Die Hausherren nutzten die Phase gnadenlos aus und erhöhten durch zwei Dreier von Ersek und erneut Lanmüller sowie starker Verteidigungsarbeit auf 46:38 (17. Minute). Coach Harrelson reagierte und brachte nach seiner zweiten Auszeit Aminu ins Spiel zurück. Dieser hatte sich auf der Bank wohl abgekühlt und verwarf direkt zwei Freiwürfe nacheinander. Besser machte es auf der anderen Seite Bakary Dibba, der in den letzten drei Minuten mehrfach den Turbo zündete. Zweimal dunkte er fulminant und sorgte mit acht Tigers-Punkten in Serie nicht nur für Begeisterung auf den Rängen, sondern mit einem Tip-In 0,2 Sekunden vor der Sirene auch für den Halbzeitstand von 54:43.

Drittes Viertel (10:16):

Der zweistellige Vorsprung sollte nach der großen Pause nur kurz Bestand haben, da Vechta wacher aus der Kabine kam und Aminu hatte. Mit vier Punkten verkürzte er auf 52:56 (23. Minute). Coach Jansson war erstmals lauter zu hören und brachte Zac Seljaas, der mit drei Fouls zu Beginn auf der Bank geblieben war. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass der Vorsprung bis auf einen Zähler zusammenschmolz (56:55, 26. Minute). Ganze zwei zwei Pünktchen hatten die Schwaben bis dahin in sechs Minuten erzielen können. Die anhaltende Flaute in der Offensive ließen die Gäste nach 26 Minuten zum ersten Mal seit langer Zeit sogar in Führung gehen (57:56). In dieser Phase war die Leichtigkeit der Tigers, die so oft zu sehen war in der Paul Horn-Arena, nicht vorhanden. Zudem drehten sich etliche Würfe unglücklich wieder heraus. Da sie sich jedoch auf ihre Verteidigung verlassen konnten, gingen sie nach einem Ersek-Dreier gut zwei Minuten vor der Pause mit 59:57 wieder in Führung. Über sechs Minuten hatten die Tigers keinen Punkt erzielt! Bei Ersek war die Handbremse nun jedoch gelöst und er versenkte 60 Sekunden später den nächsten Distanzwurf zum 62:57 (29. Minute). Zwei technische Fouls gegen Till Jönke und den heute unglücklichen Seljaas in den letzten 80 Sekunden des Viertels beendeten eines der schlechteren Viertel der Saison. Dennoch waren die Raubkatzen weiterhin mit 64:59 in Front.

Viertes Viertel (14:19):

Die ersten Aktionen des letzten Viertels gehörten Helmanis, der zwei Freiwürfe sicher zum 66:61 nach 31 Minuten versenkte und hinten einen Rebound angelte. Dann war es endlich Seljaas, der mit seiner unnachahmlichen Art ein “And-One” erzielen konnte. Die Erleichterung war ihm nach dem erfolgreichen Korb zum 68:61 eine Minute später deutlich anzusehen. Coach Harrelson ahnte wohl Schlimmes, denn er nahm direkt eine Auszeit (32. Minute). Seljaas hatte nun die Freude am Spiel wiedergefunden und punktete vorne wie hinten: Einem Block in den eigenen Korb ließ er umgehend einen Dreier zum 72:63 folgen (33. Minute). Auf der anderen Seite übernahm nun wieder Aminu, von dem lange nichts zu sehen gewesen war. Zwar brachte er mit vier Punkten in Serie seine Farben wieder bis auf 69:72 heran, war im folgenden Angriff gegen den Dreier von Šerić allerdings machtlos (75:69, 35. Minute). Die Crunchtime war eingeläutet. Kurz darauf war es erneut Aminu, der mit einem Dreier auf 72:75 verkürzen konnte und nach zwei unglücklichen Aktionen der Hausherren mit zwei vergebenen freien Dreiern von Ersek und Kivimäki schien ein Wendepunkt drei Minuten vor dem Ende tatsächlich greifbar. Die Verteidigung hielt den Gäste-Angriffen jedoch stand, dazu versenkte Ersek zum kollektiven Aufatmen in der Paul Horn-Arena einen weiteren Dreierversuch zum 78:74 (38. Minute). Nach der nächsten Auszeit von Harrelson erhoben sich die gelb-schwarzen Fans für die letzten 150 Sekunden der Saison. Diese gerieten dann noch zu einem wahren Krimi. Tajuan Agee hatte mit zwei Freiwürfen beim Stand von 78:77 ganze 80 Sekunden vor dem Ende die Chance, die Führung zu erobern, traf allerdings nur einen zum 78:78. Im Gegenzug vergaben Seljaas und Ersek ihrerseits die Möglichkeit. 18 Sekunden waren noch zu spielen, als Coach Jansson die Auszeit nahm. Der letzte Spielzug der Saison 2022/2023 im Tübinger Dschungel blieb ohne Korberfolg und so blieb es bei dem im Basketball unüblichen Unentschieden vor dem alles entscheidenden Spiel um die Meisterschaft am kommenden Sonntag.

Die Stimme zum Spiel:

Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Es fühlt sich etwas seltsam an, beim Basketball mit einem Unentschieden nach Hause zu gehen. Übermorgen startet das Spiel also wieder bei 0:0. Alles in allem bin ich heute nicht ganz glücklich. Es ist nicht gut, was in der zweiten Halbzeit passiert ist. Wir haben viele leichte Punkte abgegeben. In einem Low-Scoring-Game wie heute und vor allem daheim darf so etwas nicht passieren. Das war heute vielleicht die schlechteste Defensivleistung von uns in einem Heimspiel dieser Saison. Ich sage immer, man spielt so, wie man trainiert und es hat sich schon im Training diese Woche angedeutet. Ich weiß nicht, wie es in Vechta war, aber bei uns war es so, dass nach dem sportlichen Aufstieg die Anspannung etwas abgefallen ist. Ich hoffe, wir realisieren noch, dass es nicht so oft die Chance auf eine Meisterschaft gibt.”

Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick auf das Spiel:

Hut ab, RASTA Vechta!: Die Mannschaft von Trainer Ty Harrelson wird in der kommenden Spielzeit 2023/2024 in der easyCredit Basketball Bundesliga spielen. Doch auch das zweite Team der Niedersachsen hat in dieser Spielrunde für positive Schlagzeilen gesorgt. Die Schützlinge von Trainer Hendrik Gruhn haben das Finale in der ProB erreicht und spielen in der kommenden Saison 2022/2023 in der BARMER 2. Basketball Bundesliga. Damit hat der Tübinger Gegner im Finale um die Zweitliga-Meisterschaft als einziges Team in Deutschland jeweils eine Mannschaft in der ersten und zweiten Liga. Im Final-Hinspiel unterlag RASTA Vechta II den EPL Baskets Koblenz mit 62:82. Das Rückspiel findet morgen um 19:30 Uhr in Koblenz statt. Gratulation für diese ausgezeichnete Leistung beider Teams!

Harrelson-Truppe ohne ein Trio: RASTA Vechta musste im ersten Finalspiel gleich auf drei Akteure verzichten. Julius Wolf (Gehirnerschütterung), Siler Schneider (Handbruch) und Kapitän Chavares Flanigan (Pferdekuss) sind verletzt und konnten in Tübingen nicht zum Einsatz kommen. Um den Kader entsprechend aufzufüllen, ergänzten die Spieler Noah Jänen, Jeremiah Culver und Kaya Bayram die erste Mannschaft. Das Trio wird im Gegensatz zum Rest des Teams eine weitere Nacht vor Ort bleiben und morgen zum Rückspiel um die ProB-Meisterschaft nach Koblenz reisen. Viel Erfolg hierbei!

Diverses in Kürze: Durch das Finale führte Routinier Jurij Suchowerskyj, da die etatmäßige Besetzung Claus Sieghörtner eine Verlängerung der Aix-en-Provence-Ausfahrt/Frankreich schon lange vor dem Finale geplant hatte.

Nach dem letzten Heimspiel in er Saison 2022/2023 hieß es für die Fans, Abschied von der Mannschaft zu nehmen. Wie üblich fand nach der Partie eine Autogrammstunde mit vielen Hundert Fans am Kampfgericht statt, dazu gab es Freibier vor der Halle. Einen großen Dank an unseren Bier-Partner Alpirsbacher Klosterbräu sowie die ehrenamtlichen Helfer in der Umsetzung.

Die Pause wurde heute emotional. Florian Ruckgaber machte seiner Verlobten Mareike einen Heiratsantrag. Die baldige Braut hat auch Ja! gesagt. Wir wünschen dem jungen Paar viel Glück für die gemeinsame Zukunft!