Bild: Dennis Duddek

Sieg im Derby bei den TSG Reutlingen Ravens

17 Okt 2022

Wer am Samstagabend nicht in Reutlingen beim Spiel der TSG Reutlingen Ravens gegen die SV 03 Tigers Tübingen in der Regionalliga Südwest war, dem sei gesagt: Du hast was verpasst! Auf den Tag genau vor 364 Tagen war es Tübingens Power Forward Rouven Hänig, der praktisch mit der Schlusssirene zum Sieg seiner Mannschaft traf. Damals war es das erste Aufeinandertreffen beider Teams in der ersten Regionalliga nach vielen Jahren der Reutlinger Abstinenz. Auch damals wurde die Partie erst in der Overtime entschieden, nachdem man kurz vor Ende der regulären Spielzeit noch wie der sichere Sieger aussah. Am Samstag führten die Tübinger mit sechs Punkten (99:93) Unterschied, als die Ravens in Person von Rückkehrer Damir Dronjic innerhalb weniger Sekunden eine unglaubliche Aufholjagd starteten, die mit der Overtime belohnt wurde. „Wir hatten während der Partie zu viele mentale Aussetzer, allen voran in der Schlussphase“, ärgerte sich Tübingens Trainer Manu Pasios nach dem Schlusspfiff. Den entscheidenden Korb zum 101:99 (84:84; 43:39)-Endstand für die Gäste erzielte Bakary Dibba 0,6 Sekunden vor dem Schlusspfiff. „Bakary hat in der Schlussphase zwei Mal in der Defense gepennt, deswegen freut es mich umso mehr, dass er am Ende das Spiel mit seinem Wurf entschieden hat“, ist Pasios stolz auf Dibba.

Pasios: “Dronjic hat ein Wahnsinns-Spiel gemacht.”

Auf 31 Punkte und zwölf Rebounds kam der Doppellizenzspieler am Samstag gegen die Ravens. Dass die Partie praktisch über die gesamten 45 Minuten spannend war, hatte laut Pasios mehrere Gründe. Zum einen waren da die 700 Zuschauer, die ordentlich Stimmung gemacht haben und ihr Team so förmlich zu Höchstform angetrieben haben. Und zum anderen hat ein gewisser Damir Dronjic am Samstag nochmal seine Basketballstiefel für seinen ehemaligen Arbeitgeber geschnürt, obwohl der 33-jährige Bosnier mittlerweile in Basketballrente ist. „Dronjic hat ein Wahnsinns-Spiel gemacht. Wenn ein Spieler seines Kalibers heiß läuft, kannst du ihn nicht mehr stoppen. Du musst halt dafür sorgen, dass er eben nicht heiß läuft. Und das haben wir leider nicht geschafft“, zollt Pasios dem Shooting Guard seinen Respekt, kritisiert aber gleichzeitig das eigene Verhalten seines Teams in der Defense.

Aber auch die restlichen Reutlinger Spieler wussten durchaus zu gefallen, allen voran diejenigen mit Tübinger Vergangenheit. „Wir sind der Ausbildungsverein in der Gegend. Es freut mich, dass die ganze Basketballregion um Tübingen herum davon profitiert“, fühlt sich Pasios in der guten Jugendarbeit der Young Tigers Tübingen bestätigt. Gleich sechs der Reutlinger Spieler, die am Samstag zum Einsatz kamen, durchliefen die Tübinger Basketballschule. Auf Tübinger Seite hingegen war erstmals der 20-jährige Miles Osei mit von der Partie und avancierte in seinem ersten Spiel für die “Zwoide” direkt zum Leistungsträger. 14 Punkte gingen am Ende auf sein Konto. „Für mich sind Jekabs Beck, Gerrit Lehe, Dibba und Osei nicht die im ProA-Spieler, sondern Teil der gesamten Familie. Die ProA und die Regionalliga sind eine große Familie. Die Jungs unternehmen Sachen zusammen und gelegentlich wird auch zusammen trainiert“, sagt Pasios über seine Doppellizenzspieler zu denen auch noch ein Timo Lanmüller und Krišs Helmanis gehören. Diese Spieler wurden als Rohdiamanten verpflichtet und sollen bei den Tigers Tübingen weiter geschliffen werden. „Die Regionalliga ist eine super wichtige Mannschaft für Jungs. Da erhalten sie ordentlich Spielzeit auf einem gutem Seniorenniveau und können sich austoben. Das ist Teil unseres Plan“, gibt Pasios einen Einblick in die Philosophie des Klubs. Dass Teams wie Ulm, Ludwigsburg oder eben Tübingen aufgrund dieser Ausrichtung unbeliebte Gegner in der Liga sind, kann Pasios nicht nachvollziehen.

SV 03 Tigers noch in der Findungsphase

Der Spielverlauf von Samstag ist schnell erzählt. Bei Tübingen greifen die Rädchen in Defense und Offense noch nicht so ineinander, wie man sich das vorstellt. Reutlingen verfügt über ein eingespieltes Team, welches im Sommer punktuell verstärkt wurde. Das spiegelte sich während der Partie auch wieder. Eine eingespielte Mannschaft auf der einen Seite, während sich das andere Team noch in der Findungsphase befindet. Viele unnötige Ballverluste waren das Resultat, zumindest auf Tübinger Seite. Hinzu kam dann spätestens mit Beginn der zweiten Halbzeit die Dronjic-Show. So blieb die Partie bis in die Schlussphase hinein spannend. Auch Dank der Schiedsrichter, die die Partie stets unter Kontrolle hatten. „Die Referees haben einen absolut soliden Job gemacht. Sicherlich war ich nicht mit jedem Pfiff einverstanden, aber sowohl ich als auch die Reutlinger sollten vorsichtig mit Kritik sein und uns an die eigene Nase fassen. Wir haben gemeinsam über 50 Ballverluste produziert”, nimmt Pasios die beiden Offiziellen in Schutz.

Am Samstag geht es für die “Zwoide” weiter mit einem Heimspiel (19 Uhr, Uhlandhalle) gegen den VfL Bensheim – dem Überraschungsteam der Liga.

TSG Ravens Reutlingen: Dronjic 41, Noel Duarte 15, Mosley 13, Gaurina 11, Fischer 10, Grubic 8, Lino Duarte 1, Dejanovic, Logyros, Masic

SV 03 Tigers Tübingen: Dibba 31, 12 Rebounds, Beck 18, Schüler 15, Osei 14, Lehe 9, Schwaibold 7, Kienzle 3, Thieme 2, Zenkel 2, Charlier, Heberle (dnp)