Bild: Dennis Duddek

SV 03 Tigers Tübingen stürzen den Tabellenführer aus Reutlingen

18 Okt 2021

Wow, was war das denn bitteschön? Die Regionalliga-Basketballer des SV 03 Tigers Tübingen gewinnen personell arg gebeutelt in Reutlingen und fahren somit den zweiten Derbysieg innerhalb kürzester Zeit ein. Vor gut zwei Wochen gingen die Schützlinge von Trainer Manu Pasios auf Spatzenjagd. 93:73 hieß es damals gegen den BBL-Nachwuchs aus Ulm. Nächstes Beuteziel: die Ravens aus Reutlingen. Über 600 Zuschauer pilgerten am Samstagabend in die Halle des Isolde Kurz-Gymansiums, darunter auch einige Tübinger Anhänger. Ex-Tigers Spieler Nemanja Nadjfeji, derzeit verletzt, sah man auf den Zuschauerrängen mitfiebern, ebenso wie Vildan Mitku, der über viele Jahre hinweg das Trikot der Tübinger Regionalliga-Mannschaft trug. Sie alle sahen keinen Basketball-Leckerbissen, dafür ein Derby, was an Spannung kaum zu überbieten war. Am Ende einer wahren Basketballschlacht, die stets fair geführt wurde, war es Tübingens dienst-ältester Spieler Rouven Hänig, der über Sieg oder Niederlage entschied. Die gesamte Reutlinger Fangemeinde verstummte augenscheinlich, als der mittlerweile 35-jährige Power Forward Sekunden vor dem Schlusspfiff den alles entscheidenden Treffer zum Endstand von 82:81 erzielte. Während es auf Tübinger Seite und den rund 50 mitgereisten Tigers-Fans kein Halten mehr gab, konnten die Reutlinger kaum glauben, was ihnen gerade widerfahren war. Reutlingen im Tal der Tränen, Tübingen auf dem Olymp.

Ausfälle auf beiden Seiten

Die Tigers traten personell arg gebeutelt und dadurch als krasser Außenseiter in Reutlingen an. Mit Benaissa Traore und Jekabs Beck fehlen derzeit der Starting-Centerspieler und sein Backup. Die beiden Youngsters Camill Palacioglu und Maxi Charlier mussten ebenfalls kurzfristig und verletzungsbedingt absagen. Bakary Dibba war mit der ProA in Itzehoe, Benedikt Theurer und Timo Rojas zudem privat verhindert. Von den anderen Spielern wie Timo Fischer (Kreuzbandriss) gar nicht erst zu sprechen. Macht in der Summe acht Spieler, darunter viele Leistungsträger, die Trainer Pasios derzeit nicht zur Verfügung stehen. Auf Reutlinger Seite fehlten mit Dominic Philippi und Kapitän Damir Dronjic zwei wichtige Säulen aus der Rotation von Ravens Head Coach Vasili Tsuknidis. Allen voran Dronjic gehört zu den stärksten Scorern der gesamten Liga und ist kaum zu ersetzen. Zu allem Überfluss verletzte sich Reutlingens US-Import Nick Mosley in den Anfangsminuten des Derbys am Knie. „Wir alle hoffen, dass sich Mosley nicht schwerer verletzt hat. Er ist einer der sympathischsten Spieler, die in der Regio rumlaufen“, weiß Pasios nur Gutes über den 2,04 Meter großen Big Man zu berichten.

Der Krimi in der Kurzversion

Reutlingen war heiß, von Anfang an. Während die Tigers mindestens ein Viertel brauchten, um auf Betriebstemperatur zu kommen, waren die Ravens von Beginn an wacher, aggressiver und fokussierter. Allen voran der Slowake Richard Strucel war in den ersten zehn Minuten der Partie nicht zu stoppen. „Ein klasse Spieler“, sagt Pasios über den Reutlinger Neuzugang. Viertelendstand 17:24.

Die Tigers, mittlerweile im Spiel angekommen, mussten sich jeden einzelnen Punkt hart erarbeiten. Die Reutlinger Defense stand wie eine Wand. Doch wer so hart verteidigt, muss damit rechnen, in Foultrouble zu kommen. „Reutlingen hat super verteidigt, jedoch immer an der Grenze der Legalität. Dass sie am Ende der Partie Probleme bekommen haben, lag sicherlich nicht an den beiden Schiedsrichtern, sondern an der Art der Verteidigung“, zollt Pasios dem Gegner seinen Respekt bezüglich der Defense, um gleichzeitig aber auch deutlich zu betonen, dass die Leistung der beiden Schiedsrichter nichts mit dem Ausgang des Spiels zu tun hatte. Halbzeitstand: 45:46 aus Sicht des Gastgebers.

Während der gesamten zweiten Halbzeit konnte sich kein Team entscheidend absetzen. Je näher man dem Schlusspfiff kam, desto nervöser wurden beide Mannschaften. Einzelaktionen bestimmten nun das Spielgeschehen. Dann plötzlich setzten sich Tigers mit fünf Punkten ab. Die Sensation lag in der Luft. Doch Reutlingen schlug zurück und rettete sich mit einem Dreier zum 74:74-Zwischenstand in die Verlängerung. Dort sahen die Ravens plötzlich wie der sichere Sieger aus. Zehn Sekunden vor dem Ende der Extraschicht foulten die Tübinger Reutlingens Sturcel. Doch der Slowake zeigte Nerven, verwarf beide Freiwürfe und ebnete den Tübingern so den Weg zum Sieg. Nach Defensive-Rebound von Hänig liefen die Tigers einen chaotischen Schnellangriff, der zwei Sekunden vor der Schlusssirene erfolgreich abgeschlossen wurde.

SV 03 Tigers Tübingen: Hänig 21, 11 Rebounds, Hihn 20, Schwaibold 15, Thieme 12, Schüler 6, Kienzle 4, Dejanovic 4, Nadjfeji, Gianella (dnp), Habert (dnp)