“Unser Ziel ist es, in den nächsten zwei Jahren wieder in die easyCredit BBL zurückzukehren” – Sportdirektor Eric Detlev im Interview
Die Tigers Tübingen gehen in der Saison 2024/2025 der BARMER 2. Basketball Bundesliga in die letzten zehn Partien der Hauptrunde. Mit 14 Siegen und zehn Niederlagen nehmen die Raubkatzen derzeit den neunten Tabellenplatz ein, lediglich einen Sieg hinter dem Tabellenfünften. Die Qualifikation für die Playoffs ist somit weiterhin mehr als möglich. Im Interview spricht Sportdirektor Eric Detlev über die sportliche Situation bei den Tigers Tübingen und gibt Einblicke in die Jugendarbeit beim Stammverein SV 03 Tübingen.
Eric, wie siehst du die aktuelle sportliche Situation bei den Tigers Tübingen?
Wir haben aus den vergangenen sechs Spielen nur zwei Siege eingefahren. Da die Liga sehr eng ist, sind wir dadurch etwas abgerutscht. Ein wichtiger Grund dafür war sicherlich der längerfristige Ausfall von Kenny Cooper als einem der Top-Spieler der Liga. Mit David Cohn und Jamison Overton haben wir jüngst zwei Nachverpflichtungen getätigt, um nochmals frischen Wind und Qualität in das Team zu bringen. Positiv ist, dass Cooper nach seiner nicht unerheblichen Wadenverletzung weiter auf dem Weg der Besserung ist und in den nächsten Tagen schrittweise wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. An dieser Stelle möchte ich mich vor allem bei Athletiktrainer und Physiotherapeut Benedikt Cords sowie den weiteren Physiotherapeuten Johannes Katzmaier und Kai Kemmler bedanken, die schon während der gesamten Saison sehr gute Arbeit leisten. Leider kommt hinzu, dass sich einige Spieler immer wieder mit Blessuren herumplagen und wir zuletzt nicht immer alle Spieler im Training hatten. Für den Spielrhythmus sind dies natürlich keine guten Voraussetzungen. Wir bleiben aber optimistisch, dass wir mit der jüngsten Spielpause mit voller Kraft in die verbleibenden zehn Partien gehen und die Playoffs erreichen.
Wie lautet die Zielvorgabe für diese Spielzeit?
Wir haben vor der Saison kommuniziert, dass wir die Playoffs anstreben. An diesem Ziel hat sich nichts geändert. Mit zwei Siegen mehr auf dem Konto wäre die Ausgangslage für die Playoffs natürlich deutlich besser. Wir sind noch im Soll, und haben gleichzeitig gute Chancen die Playoffs zu erreichen.
Wie sieht die Strategie für die Zukunft aus?
Hinter uns liegt ein sehr turbulentes Jahr. Nach dem Abstieg aus der easyCredit BBL im Sommer des vergangenen Jahres mussten wir uns in fast allen Bereichen personell neu aufstellen: Ein komplett neues Coaching-Team, eine neue Mannschaft, ein neuer General Manager in Person von Philipp Reinhart und neue Mitarbeiter für die Geschäftsstelle mussten gefunden und integriert werden. Und dies alles in einer sehr kurzen Zeit. Für diese Saison ist die Restrukturierung der Organisation mit allen Elementen das klar definierte Ziel. Die letztjährige Saison 2023/2024 im deutschen Basketball-Oberhaus soll keine Eintagsfliege gewesen sein. Unser Ziel ist es, in den nächsten zwei Jahren wieder in die easyCredit BBL zurückzukehren. Dafür müssen wir uns budgettechnisch aber weiter kontinuierlich verbessern. Denn obwohl wir unser Budget in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert haben, gehören wir wirtschaftlich aktuell nicht zu den vier besten Teams der BARMER 2. Basketball Bundesliga. Das ist Fakt. Unsere Kontrahenten im deutschen Basketball-Unterhaus haben nicht geschlafen und ebenfalls gute Arbeit geleistet. Die Budgets sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die Nachverpflichtungen, die beispielsweise Jena mit Tyler Nelson oder Crailsheim mit Theodore John getätigt haben, sind für uns zum jetzigen Stand finanziell schlichtweg nicht möglich.
Der Vertrag mit Trainer Domenik Reinboth läuft zunächst über ein Jahr mit einer Option auf zwei weitere Jahre. Ist diesbezüglich schon eine Entscheidung getroffen, wie es weitergeht?
Ja, das stimmt. Beide Seiten haben zunächst einen Vertrag über ein Jahr mit der Option auf zwei weitere Jahre vereinbart. Wir stehen mit Trainer Domenik Reinboth und seinem Agenten in einem guten und engen Austausch. Eine Entscheidung, wie es über das Saisonende hinaus weitergeht, haben wir jedoch noch nicht getroffen. Wir konzentrieren uns aktuell auf die nächsten Spiele und wollen unser Ziel, die Qualifikation für die Playoffs, erreichen. Wir haben vereinbart, dass wir uns zu einem gegebenen Zeitpunkt in den nächsten Wochen zusammensetzen und über die weitere Zusammenarbeit sprechen.
Wie steht es um die Nachwuchsarbeit beim SV 03 Tübingen?
Leider ist im vergangenen Jahr auch unsere zweite Mannschaft aus der ersten Regionalliga abgestiegen. Dieses Team war in den vergangenen Jahren geprägt von vielen Spielern, die lange Zeit für unseren Verein gespielt haben. Mit dem Ende des Studiums und aufgrund von privaten Veränderungen einiger Kräfte mussten wir ebenfalls ein neues Team an den Start bringen. Dazu hat die Mannschaft in der Vergangenheit immer wieder von zahlreichen Doppellizenzspielern wie Bakary Dibba, Miles Osei oder auch Jekabs Beck profitiert. Nach einem schwierigen Beginn mit vielen knappen Niederlagen hat sich die Truppe von Trainer Troy Culley nun gefangen und ist auf dem Weg zum Klassenerhalt. Im Nachwuchsbereich hat der Abstieg des U19-Teams der Young Tigers Tübingen aus der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) vor drei Jahren ein großes Loch in die Leistungsförderung im Verein gerissen. Viele Spieler aus den jüngeren Jahrgängen haben den Verein aufgrund mangelnder sportlicher Perspektive verlassen. Diese Akteure fehlen uns seither natürlich auch in der Regionalliga-Mannschaft. Wir sind in der Vergangenheit in der Qualifikation für die NBBL daran gescheitert, da es kaum freie Plätze und eine Vielzahl von gleichstarken Bewerbern gibt. Auch im Nachwuchs haben viele Vereine massiv aufgeholt. Aktuell sieht es jedoch so aus, dass die Bedingungen seitens des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) geändert werden, so dass wir ab der nächsten Saison 2025/2026 wieder auf ein Team in der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) hoffen können. Das ist für uns eine ganz wichtige Aufgabe, um bis in den ältesten Jugendbereich auf dem höchsten sportlichen Niveau spielen zu können. Dies wird den Tigers Tübingen und unserer zweiten Mannschaft des SV 03 Tigers Tübingen in der Gesamtsituation extrem helfen.
Der Vertrag mit der Paul Horn-GmbH bezüglich der Horn Nachwuchs-Akademie läuft zum Saisonende aus. Wie geht es hier weiter?
Wir sind der Firma Horn sehr dankbar für die Unterstützung in den letzten drei Jahren. Mit diesen Mitteln wurde es uns ermöglicht, den Jugendbereich auf neue Füße zu stellen und weiter voranzutreiben. Dabei haben wir erstmal den Schwerpunkt auf die jüngeren Jahrgänge gelegt, um so einen soliden Unterbau für die Jugendmannschaften der Zukunft zu schaffen. Es war nicht sicher, dass diese großzügige Unterstützung nach dieser Zeit fortgeführt wird. Wir sind seitdem auf der Suche nach neuen Partnern, um diese Lücke schließen zu können. Wir konnten in den letzten drei Jahren den Nachwuchs auf gute und gesunde Beine stellen. Mit Klaus Körmös ist es uns gelungen, einen Trainer für den Mini-Bereich (U6 bis U12) gewinnen zu können. Es ist wichtig, die Kinder frühzeitig für Basketball abzuholen und gleichzeitig zu begeistern. Wir erreichen über unsere vielfältigen Aktionen jedes Jahr über 2.000 Kinder in der ganzen Region, sei es über unsere Tigers Days, Schul-AGs und „Tiger-macht-Schule“. Dazu haben wir ein vielfältiges Angebot im Jugendbereich mit über 20 Mannschaften im Mini, Freizeit- und Leistungssport. Nur über eine breite Basis können wir auch leistungsmäßig Spieler für die Jugend Basketball Bundesliga (JBBL) und Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) ausbilden und fördern, um vielleicht in Zukunft auch wieder eigene Talente an die erste und zweite Mannschaft heranzuführen. Bei den Mädchen haben wir einen großen Zulauf. Viele Trainer um Thomas Unger, Markus Buck, Volker Zürn, Claus Sieghörtner und Vildan Mitku leisteten hier hervorragende Arbeit. Die Frauen spielen mittlerweile in der Regionalliga und binden viele junge Spielerinnen ein; das ist eine gute Entwicklung. Unsere swt-Camps an Ostern und im Herbst sind regelmäßig weit im Voraus ausgebucht. Das Interesse an Basketball ist zweifelsohne da. Wir könnten weit mehr Mannschaften in den Spielbetrieb schicken, als wir aktuell Hallenzeiten und Trainer haben. Wir wollen genau da weitermachen und benötigen dafür Unterstützung.