Nicht gut gespielt, aber gewonnen – Erol Ersek sichert den Tigers einen 73:70-Erfolg gegen die Artland Dragons
Die Tigers Tübingen verteidigten mit ihrem achten Sieg im neunten Spiel die Tabellenführung in der BARMER 2. Basketball Bundesliga. Gegen die Artlang Dragons gewannen die Tübinger vor 1.600 Zuschauern in der Paul Horn-Arena trotz einiger Schwächephasen letztendlich auch etwas glücklich mit 73:70 (38:29). Dabei taten sich die Tübinger unnötig schwer. Bis zur 16. Minute schienen die Schützlinge von Trainer Danny Jansson alles im Griff zu haben und erspielten sich eine 31:16-Führung. Doch dann riss der Faden im Tübinger Spiel vollkommen, sodass die Gäste ihrerseits einen 38:17-Lauf hinlegten und das Spiel zum Ende des dritten Viertels drehten. In der 37. Minute lagen die Raubkatzen mit 58:64 im Hintertreffen, ehe die Show des Erol Ersek begann. In den letzten 105 Sekunden traf der Österreicher gleich drei Dreier und drehte das Spiel beinahe im Alleingang. Die schwache Wurfquote (27 von 64 Würfen, 64 Prozent) und die großen Schwächen beim Rebound (33:46) waren vergessen. Ersek war mit 23 Punkten auch Tübingens Topscorer, der nach einem Krampf in der 32. Minute zunächst auf der Bank Platz nehmen musste, ehe der Österreicher 3:33 Minuten vor der finalen Sirene zurückkehrte. Spielmacher Aatu Kivimäki quälte sich sichtlich geschwächt durch die Partie und blieb zumeist wirkungslos. Jekabs Beck fehlte krankheitsbedingt. Bei den Gästen waren William Christmas und Demetrius Ward mit jeweils 15 Punkten die erfolgreichsten Punktesammler. Für Erstgenannten war die Begegnung nach einer Oberschenkelverletzung in der 31. Minute vorzeitig beendet – ein entscheidender Vorteil für die Tigers.
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Weiter geht es für die Tigers Tübingen am Sonntag in einer Woche mit dem Derby bei den PS Karlsruhe LIONS. Hochball ist am Sonntag, den 4. Dezember 2022, um 17:30 Uhr in der Lina-Radtke-Halle. Die Neckartigers werden eine Fan-Ausfahrt ins Badische organisieren. Anmeldungen können an dominik@neckartigers.de gerichtet werden. Mitglieder zahlen acht Euro (ermäßigt) beziehungsweise zehn Euro für die Fahrt und das Ticket. Nicht-Mitglieder müssen zehn Euro mehr investieren.
Erstes Viertel (13:9):
Der Start ins Spiel misslang beiden Teams ordentlich. Fehlwürfe hüben wie drüben. Teamübergreifend fanden die ersten 16 Feldwürfe nicht den Weg durch die Reuse. Lediglich zwei erfolgreiche Freiwürfe konnten beide Teams für sich verbuchen. Nach knapp vier Minuten war es dann Zac Seljaas, der den Bann brechen konnte und für Tübingen den ersten Feldkorb zum 4:2 erzielen konnte. Dabei hatte Tübingen Glück, dass die Gäste von Trainer Patrick Flomo kein Kapital aus ihrer Überlegenheit beim Rebound schlagen konnten. So konnten die Tigers zumeist eine knappe Führung behaupten, wenngleich das Spiel offensiv kein Zuckerschlecken war. Was beide Teams auch versuchten, die Würfe wollten einfach nicht fallen. So stand nach neun Minuten ein bescheidenes 11:9 auf der Anzeigetafel. Wenig später ging es mit einem 13:9 in die Viertelpause. Die Wurfquoten waren bemerkenswert schwach. Die Hausherren trafen fünf von 19 Feldwürfen (26 Prozent), bei den Gästen waren es sogar nur zwei von 21 (zehn Prozent). Da halfen den Gästen auch die starken zehn offensiven Rebounds nichts.
Zweites Viertel (25:20):
Die Raubkatzen starteten stark ins zweite Viertel und konnten nach zwei schnelle Körben von Daniel Keppeler und Erol Ersek mit 17:9 in Führung in Minute elf gehen. In der zwölften Minute war es auch Ersek, der für den ersten erfolgreichen Dreier (im zehnten Versuch) zum 19:12 sorgte. Eine Minute schloss Timo Lanmüller einen Fastbreak zum 24:12 ab – die Gäste verlangten eine frühe Auszeit. Die Tübinger schienen nun aber ihren Rhythmus gefunden zu haben, denn auch den nächsten Angriff schlossen sie erfolgreich aus der Distanz ab. Ein Dreier von Seljaas sorgte für eine komfortable 27:14-Führung (14. Minute). Auch bei den Rebounds fuhren die Tigers nun ihre Krallen besser aus und machten es den Niedersachsen schwerer. Bis auf 31:16 (16. Minute) konnten die Jansson-Schützlinge davonziehen, ehe die Gäste, die häufig auf Einzelaktionen setzten, einen 5:0-Lauf zum 21:31 nach 17 Minuten hinlegten. Viel im Spiel der Gäste lief nun über William Christmas, der zwölf der ersten 25 Punkte der Gäste erzielen konnte. Bis zur 20. Minute blieben die Hausherren ohne weitere Zähler, ehe der starke Ersek erneut aus der Distanz zum 36:25 traf und somit die Tübinger Durststrecke beendete. Kurz darauf ging es mit einer 38:29-Führung in die Halbzeitpause.
Drittes Viertel (9:25):
Den besseren Start in die zweiten Hälfte hatten eindeutig die Gäste. De`Vondre Perry und Jalen Bradley trafen gleich zu Beginn zwei Mal aus der Distanz zum 35:38 nach 22 Minuten. Die Hausherren agierten hektisch und erlaubten sich weitere Ballverluste und Fehlwürfe. In der 24. Minute übernahmen die Gäste nach einem Korb von Marko Bacak sogar die Führung (38:39). Die Tigers wachten nun kurzfristig etwas auf und erkämpften sich in Minute 25 nach Punkten von Lanmüller und einem weiteren Ersek-Dreier die Führung zurück (43:39). Es sollte aber nur von kurzer Dauer sein, denn das stärkere Team waren nun eindeutig die Gäste, die ihrerseits einen 11:0-Lauf zur 50:43-Führung hinlegten. Auch bei den Rebounds zeigten die Tübinger nun wieder eklatante Schwächen. Weil bei den Hausherren aber weiterhin offensiv nichts mehr gelingen wollte, drohte das Spiel vollends zu kippen. Nach dem wahrscheinlich schwächsten Tigers-Viertel der Saison ging es mit einem 47:54-Rückstand in den letzten Spielabschnitt.
Viertes Viertel (26:16):
Ein guter Start ins Schlussviertel war von Nöten. Zwar ließ die Tübinger Defense knapp zweieinhalb Minuten keine Zähler der Gäste zu, aber offensiv wollte weiterhin zunächst nicht viel gelingen. Einen Gäste-Dreier von Demetrius Ward beantwortete Till Jönke ebenfalls aus der Distanz zum 51:57 nach 33 Minuten. Eine Minute später stopfte Daniel Keppeler den Ball zum 53:58 durch die Dragons-Reuse und brachte die Hausherren wieder in Schlagdistanz. Jönke, der gewohnt viel Energie auf das Parkett brachte, sorgte mit weiteren Punkten zum 55:58 dafür, dass Gäste-Coach Patrick Flomo in der 35. Minute eine Auszeit verlangte. Das Spiel war nun packend. Seljaas glich umgehend aus der Distanz aus (58:58), ehe zwei Dreier von Perry und Ward wieder für Ernüchterung bei den Zuschauern sorgten (58:64; 37. Minute). In die letzten drei Minuten ging es nach zwei erfolgreichen Keppeler-Freiwürfen mit einem 61:65-Rückstand. Da beide Teams bereits vier Teamfouls ansammelten, standen beide Kontrahenten häufig an die Freiwurflinie. 105 Sekunden vor dem Ende begann die Ersek-Show. Zunächst brachte die Tigers ein weiterer Ersek-Dreier Tübingen wieder auf 67:68 heran. Bei den Gästen hielten die Nerven an der Freifwurflinie – Bacak traf beide Würfe zum 67:70 ganze 82 Sekunden vor dem Ende. Wer sonst als Ersek netzte einen weiteren Dreier zum 70:70 ein – 55 Sekunden waren noch zu spielen. Die Halle stand nun Kopf. Die Flomo-Truppe brachte den Ball beim nächsten Angriff nicht im Tübinger Korb unter – der Ball rollte einmal über den Ring, wollte aber nicht fallen. Und wieder übernahm Ersek mit breiter Brust Verantwortung und netzte vor den Augen seiner Eltern tatsächlich 18 Sekunden vor dem Ende wieder ein: 73:70! Der letzte Wurf der Gäste von Bradley wollte nicht fallen, so dass die Tübinger sich kurz darauf in den Armen lagen.
Die Stimme zum Spiel:
Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Erol Ersek hat das Spiel am Ende für uns gewonnen. Um ehrlich zu sein, habe ich Coach Patrick Flomo gesagt, dass wir den Sieg heute nicht verdient haben. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht so gut gespielt und trotzdem mit neun Punkten geführt. Wir wussten genau, was die Dragons im dritten Viertel tun würden und hatten einen Plan. Vielleicht haben wir uns aber zu sicher gefühlt. Mit der Art, wie wir dann agiert haben, bin ich überhaupt nicht zufrieden!”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
An alter Wirkungsstätte: Für Joanic Grüttner Bacoul war das Duell gegen die Tigers Tübingen die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Der 27-Jährige spielte in der vergangenen Spielrunde 2021/2022 noch für das Team von Trainer Danny Jansson. Der Gewinn der Hauptrunde sowie das Erreichen der Finalspiele gegen die ROSTOCK SEAWOLVES bleiben auch für den gebürtigen Berliner für immer in Erinnerung. “Ich hätte ein tolles Jahr in Tübingen”, sagte Grüttner Bacoul beim Duell gegen die ehemaligen Kameraden. Im Sommer erfolgte dann der Wechsel zu den Artland Dragons nach Quakenbrück, wo sich die Nummer 50 mittlerweile gut eingelebt hat. Wie in Tübingen auch, hat Grüttner Bacoul vor allem Aufgaben in der Defensive. Gegen sein altes Team blieb der Routinier bei den Gästen in 23 Minuten ohne Punkte und sammelte drei Rebounds. Wir wünschen unserem ehemaligen Spieler für den weiteren Verlauf der Saison alles Gute, viel Glück und Erfolg und freuen uns gleichzeitig auf das Rückspiel am 4. Februar 2023 in Quakenbrück.
Auszeichnung zum Coach of the Year: Vor der Partie gegen die Artland Dragons wurde Tübingens Trainer Danny Jansson nachträglich zum “Coach of the Year” der Saison 2021/2022 ausgezeichnet. Rico Gottwald als Vorstandsmitglied der BARMER 2. Basketball Bundesliga, parallel auch in Funktion als Geschäftsführer beim Ligarivalen Dresden Titans, nahm die Ehrung vor der Partie vor. Der Finne in Diensten der Raubkatzen war hauptverantwortlich für die tolle Spielrunde der Tübinger Basketballer. Auch deswegen, weil der 43-Jährige viele junge deutsche Spieler in kürzester Zeit entwickelt hat. Apropos Jugend: Das U18-Team der Young Tigers Tübingen hat den sechsten in Folge eingefahren. Beim TV Konstanz setzte sich die Mannschaft von Trainer Eric Detlev ohne Mühe mit 117:57 (56:34) durch. Parallel zum Spiel der Raubkatzen setzte es für die Regionalliga-Basketballer des SV 03 Tigers Tübingen eine 96:103 (50:48)-Niederlage beim TV Lich. Wir gratulieren Danny Jansson zur Auszeichnung und wünschen ihm und seinem Team auch im weiteren Verlauf der Saison 2022/2023 alles Gute und viel Erfolg!
Danke Martin, Danke Paul!: Gegen die Artland Dragons hatten die Tigers Tübingen einen Engpass bei der Besetzung der Kommentatoren für den Livestream. Da Niklas Schüler parallel mit der Regionalliga-Mannschaft in Lich spielte, sprang kurzfristig Martin Schall an der Seite von Rouven Hänig ein. Der inzwischen 52-Jährige war von 1990 bis 1998 Spieler des SV 03 Tübingen in der ersten und zweiten Bundesliga. Beim ersten Aufstieg der Tübinger ins deutsche Basketball-Oberhaus war Schall einer der Helden des Teams. Durchschnittlich kam der Spielmacher auf 14,1 Zähler pro Partie, Schall war ein Garant für den ersten von insgesamt drei Aufstiegen der Tübinger Basketballer. Heute ist der Chemie- und Sportlehrer Rektor an der Tübinger Geschwister-Scholl-Schule. Ebenfalls kurzfristig eingesprungen ist Paul Beyerhaus beim Kampfgericht, da das Team am Tisch gegen die Niedersachsen zahlreiche Ausfälle zu beklagen hatte. Um das Spiel überhaupt austragen zu können, reiste der 21-jährige Student von Mannheim nach Tübingen. An dieser Stelle bedanken wir uns bei Martin Schall und Paul Beyerhaus für die Unterstützung beim Spiel gegen die Artland Dragons.