Bild: Pressefoto Ulmer / Markus Ulmer

Ein Wahnsinn! Tübingen zwingt Leverkusen mit 85:83 in die Knie

05 Mai 2022

So ein Spiel hatten die Tübinger Fans in der Paul-Horn-Arena selten gesehen! Die Tigers Tübingen mussten im Playoff-Halbfinale gegen die BAYER GIANS Leverkusen ohne Aatu Kivimäki und Ryan Mikesell (siehe Dschungelgeflüster) auskommen und spielten trotz der Ausfälle groß auf. Am Ende setzten sich die Schützlinge von Trainer Danny Jansson mit 85:83 (49:34) durch. Mehrfach erspielten sich die Hausherren große Vorsprünge, aber immer wieder schlugen die Rheinländer zurück. Die höchste Führung datierte in Minute 16 beim Stand von 40:20 für die Raubkatzen. Als das Spiel unmittelbar vor dem Ende zu kippen drohte, hielten die Tübinger Nerven. Die Gäste lagen nach 37 Minuten mit 72:82 zurück, es folgte jedoch ein 9:0-Lauf bis 43 Sekunden vor Schluss. Trotz der hohen Foulbelastung und trotz 37  Leverkusener Freiwürfen (86 Prozent) konnten die Schwaben, angepeitscht von 1.200 Zuschauern in der Paul Horn-Arena, den Vorsprung letztendlich an der Freiwurflinie knapp über die Zeit bringen. Mit der Schlusssirene hatte Leverkusens 2,16-Meter Riese Dennis Heinzmann die Chance zum Ausgleich. Sein Dunking-Versuch setzte er aber auf den Ring – der Ball flog im hohen Bogen ins Aus und die Halle stand Kopf. Die Tigers gehen im Playoff-Halbfinale mit 1:0 in Führung! Wer drei Sieg einfährt, qualifiziert sich für das Finale. Jener Heinzmann war mit 18 Zählern Topscorer der Partie. Bei den Tigers konnten vier Akteure zweistellig punkten, angeführt wurde das Ranking von Gianni Otto mit 17 Punkten, dazu sammelte der Kapitän sieben Rebounds.

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Bereits am Samstag treffen beide Mannschaften zum zweiten Duell im Playoff-Halbfinale aufeinander. Hochball ist erneut um 19:30 Uhr in der Paul Horn-Arena. Tickets können online erworben werden. Am Spieltag öffnet die Abendkasse für Kurzentschlossene um 18 Uhr.

Erstes Viertel (27:12):

Die Tigers starteten hellwach ins Spiel. Begünstigt von einigen Ballverlusten der Gäste lag die Truppe von Trainer Danny Jansson nach nur zwei Minuten bereits mit 9:3 in Führung. Defensiv ließen die Schwaben kaum einfache Würfe zu, während vorne beinahe alles gelingen wollte. Vor allem Isaiah Crawley hatte zu Beginn Spaß und bat den 2,16-Meter großen Hünen Dennis Heinzmann mehrfach zum Tänzchen. Nach drei Minuten stand es zur Freude der 1.200 Zuschauer bereits 13:4. In den nächsten Minuten kamen die Gäste dann etwas besser ins Spiel, ohne den Rückstand aber verkürzen zu können. Viel Energie brachte dann Till Jönke auf das Parkett. Kaum eingewechselt, erzielte er sechs Zähler in Folge zum 19:9 (siebte Minute) und zwang Gäste-Coach Hansi Gnad zur ersten Auszeit. Die Rheinländer hatten weiterhin Schwierigkeiten sich innerhalb der 24 Sekunden gute Würfe zu erspielen, zudem gelangen der bissigen Tigers-Defense immer wieder Ballgewinne. Stehende Ovationen bekam dann Jönke bei seiner Auswechslung. Bei seinem fünfminütigen Einsatz gelangen dem Routinier sieben Zähler und zwei Steals, dazu trat er mit grenzenlosem Einsatz auf. Die Raubkatzen waren bis dahin auf 23:9 (achte Minute) davongezogen. Eines der stärksten Tigers-Viertel der Saison war wenig später zu Ende. Mit 27:12 wurden die Gäste nahezu überrannt.

Zweites Viertel (22:22)

Zu Beginn des zweiten Viertels zeigten sich die Gäste deutlich bissiger. Die Tigers hatten nun ihrerseits Schwierigkeiten, gute Wurfpositionen zu finden, sodass es zwei Minuten dauerte, bis der Ball zum 29:14 nach zwölf Minuten wieder durch die Gäste-Reuse flutschte. Die BAYER GIANTS suchten offensiv nun immer wieder Heinzmann, der seine Gegenspieler körperlich allesamt deutlich überragte. Insgesamt gelang beiden Teams in den ersten fünf Minuten des Viertels aber recht wenig, sodass die Tigers den im ersten Viertel erspielten Vorsprung gut verwalten konnten. In der 15. Minute traf Erol Ersek aus der Distanz zum 37:20, wenig später erspielten sich die Tübinger sogar die erste 20-Punkte-Führung (40:20, 16 Minute). Auffällig war einmal mehr die ausgeglichene Punkteverteilung. In den folgenden Minuten agierten die Schwaben dann etwas unkonzentriert und ließen einen 7:0-Lauf zum 40:27 der Rheinländer zu. Den Leverkusener Lauf unterbrach dann der kurz zuvor eingewechselte Youngster Daniel Žáček mit einem Dreier zum 43:27 (19. Minute). Leverkusen konnte in der Schlussminute des Abschnitts dann sogar noch auf 34:34 verkürzen, ehe zwei unheimlich wichtige Dreier von Ersek und Gianni Otto für den 49:34-Halbzeitstand sorgten.

Drittes Viertel (19:21):

Die BAYER GIANTS nahmen es nun wörtlich und begannen mit ihren beiden Riesen Marko Bacak (2,10 Meter) und Heinzmann. Letztgenannter kassierte aber gleich im ersten Angriff das dritte persönliche Foul. Die taktische Marschroute von Gnad war klar – die Langen sollten der Tigers-Defensive das Leben schwer machen, was auch teilweise gelang. Der Tabellenfünfte konnte nach 23 Minuten auf 45:55 verkürzen, ehe ein Dreier von Otto wieder für etwas Luft im Käfig sorgte. Bei den ohnehin ersatzgeschwächten Raubkatzen musste in der 25. Minute auch noch Timo Lanmüller vom Feld, der einen Ellenbogen auf die Nase bekam. Die Tübinger Nummer sieben konnte später jedoch weitermachen. Die Gäste zeigten sich enorm bissig und wollten das Spiel unbedingt drehen, während das Spiel der Jansson-Schützlinge immer unsicherer wirkte. Doch immer wenn es besonders eng zu werden drohte, waren die Tübinger Distanzschützen zur Stelle, sodass Leverkusen weiterhin einem zweistelligen Rückstand hinterher lief. In der 29. Minute war es dann soweit. Ein Dreier von Lennard Winter ließ den Tübinger Vorsprung auf 53:61 schmelzen – kurz darauf erzielte auch noch Heinzmann zwei Zähler zum 55:61. Den Tübingern drohte das Spiel zu entgleiten. Doch die letzten 34 Sekunden gehörten den Hausherren. Nach einem unsportlichen Foul von Melvin Ostmann traf Crawley beide Freiwürfe zum 63:55. Den folgenden Ballbesitz schloss Otto mit seinem vierten Dreier zum 66:55 ab. Nach einem Leverkusener Ballverlust sorgte dann Bakary Dibba für das perfekte Finish. Quasi mit der Schlusssirene stopfte er den Ball zum 68:55 durch den Leverkusener Korb. Die Halle stand Kopf!

Viertes Viertel (17:28):

Die Gäste eröffneten das Schlussviertel mit zwei schnellen Dreiern (61:68, Minute 31) und sorgten ein weiteres Mal für enorme Spannung in der Paul Horn-Arena. Trotz der teilweise hohen Rückstände gaben sich die Westdeutschen zu keiner Zeit auf und kämpften sich ein ums andere Mal ins Spiel zurück. Die Tübinger hatten nun zunehmend Probleme mit dem Leverkusener Spiel. Unter den Körben sorgten Heinzmann und Bacak für viel körperliche Präsenz, außen lauerten die Distanzschützen der BAYER GIANTS. In der 33. Minute waren vom Tübinger Vorsprung nur noch sechs Pünktlein übrig geblieben (70:64). Eine ganz heiße Schlussphase kündigte sich an. Angeführt von Mateo Šerić und Crawley setzten die Tigers noch einmal zu einem 6:0-Lauf an. Da die Leverkusener Riesen unter den Körben oft nur durch Fouls zu stoppen waren, wuchs nun die Foulbelastung der Gastgeber deutlich an. Heinzmann drehte nun noch einmal mächtig auf und stopfte den Ball ein ums andere Mal durch den Tübinger Korb. Zudem hatten die Tigers zunehmend Probleme beim Rebound. In die letzten vier Minuten gingen die Schwaben dennoch mit einer 80:70-Führung. Nach einem strittigen Foulpfiff gegen Lanmüller (eines von 26 Tübinger Fouls) wurde es ganz eng. Die Gäste kamen erneut auf sechs Zähler (76:82, 38. Minute) heran. Ein Dreier von Šerić schaute in den Korb, rollte dann aber doch heraus. Leverkusens Spencer Reaves traf 91 Sekunden vor Rambo aus der Distanz zum 82:79. Es ging in die letzten 60 Sekunden. Ein Tübinger Ballverlust brachte erneut die Gäste in Ballbesitz. 43 Sekunden vor dem Ende traf GIANTS-Akteur Lennard Winter dann zum 82:81 – Auszeit Tübingen. Nach dem Timeout wollte der Wurf auch bei Ersek nicht fallen, jedoch sicherten sich die Tigers den Offensiv-Rebound. Otto wurde gefoult und behielt 15 Sekunden vor dem Ende die Nerven. Er traf beide Freiwürfe zum 84:81 – Auszeit Leverkusen. Die Tübinger schickten anschließen Winter an die Linie, der beide Würfe zum 83:84 traf. Auch die Gäste hielten die Uhr an und schickten mit neun Sekunden auf der Uhr erneut Otto an die Linie, der dieses Mal nur einen der beiden Würfe traf. Spielstand: 85:83. Der letzte Angriff gehörte also den Gästen. Luis Figge verwarf einen Dreier, jedoch sicherten sich die Gäste 1,79 Sekunden vor dem Ende einen weiteren Einwurf. Die Spannung wuchs ins Unermessliche. Die Gnad-Truppe entschieden sich für ein hohes Anspiel auf Heinzmann, der den Ball aber zur Freude der Zuschauer nicht im Korb unterbringen konnte! Aus – die Halle stand Kopf!

Die Stimme zum Spiel:

Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): „Das war ein intensives Playoff-Spiel. Ich hatte vor dem Spiel ein wenig Sorgen, weil wir nicht im Spielrhythmus waren und wir mit Ryan Mikesell und Aatu Kivimäki auf zwei wichtige Spieler verzichten mussten. Dazu war Daniel Keppeler die ganze Woche krank. Wir haben jedoch erneut einen Weg gefunden, uns in dieses Spiel zu kämpfen. Das war insgesamt imponiert. In der zweiten Halbzeit ist Leverkusen immer näher herangekommen, doch wir haben immer wieder wichtige Akzente setzen können. Am Ende konnten wir den Vorsprung auch mit etwas Glück über die Zeit bringen. Nun müssen wir schnell regenerieren und uns am Samstag auf das zweite Duell vorbereiten.“

Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:

Einsatz von Kivimäki (noch) nicht möglich: Die Raubkatzen mussten das erste Duell gegen die BAYER GIANTS Leverkusen ohne Aatu Kivimäki bestreiten. Der 24-Jährige laboriert seit zwei Wochen an einer Fußverletzung. Trotz intensiver physiotherapeutischer Behandlung durch unseren Therapeuten Hannes Katzmaier war ein Einsatz des Finnen am Donnerstag (noch) nicht möglich. Die Hoffnung wird aber nicht aufgegeben, dass die Nummer zwölf der Raubkatzen im weiteren Verlauf der Serie nochmals zum Einsatz kommen kann. Wir wünschen Aatu Kivimäki weiter gute Besserung!

Raubkatzen auch ohne Mikesell: Neben Kivimäki musste Trainer Danny Jansson ausgerechnet auch noch auf Ryan Mikesell verzichten. Der US-Amerikaner hat Rückenprobleme. Ein Einsatz im ersten Spiel gegen Leverkusen war (noch) nicht möglich. Der Topscorer der Schwaben ist seit einigen Tagen täglich in physiotherapeutischer Behandlung, auch die Osteopathin Tina Baitinger unterstützte die Raubkatzen mit einer Behandlung. Wie bei Kivimäki auch, werden die nächsten Tage zeigen, wann und ob der 25-Jährige wieder auf das Spielfeld zurückkehren kann. Auch hier gilt, gute Besserung!

Gäste ohne JJ Mann: Auch der Tübinger Kontrahent aus Leverkusen war personell nicht vollständig. JJ (John Stuart) Mann fehlte weiter verletzungsbedingt mit einer Schulterverletzung. Zwar wärmte sich der US-Amerikaner in Tübingen noch auf, ein Einsatz war aber ausgeschlossen. “Heute war es nicht möglich. Mal sehen, was die kommenden Tage bringen”, sagte Mann beim Warmmachen auf dem Parkett in der Tübinger Paul Horn-Arena.

Helfer Stephan Wohnus im Bezirkspokalfinale: Am gestrigen Mittwochabend stand unser ehrenamtliche Helfer Stephan Wohnus mit dem TSV Hirschau im Fußball-Bezirkspokal-Halbfinale beim SV Walddorf. Nach 90 Minuten stand es 2:2-Unentschieden, auch in der Verlängerung konnte kein Sieger ermittelt werden. Im finalen Elfmeterschießen musste eine Entscheidung herbeigeführt werden, in welchem sich die Hirschauer mit 7:6 (5:4; 2:2; 1:0) durchsetzten. Im Finale trifft Bezirksligist TSV Hirschau mit Wohnus nun auf den Münsinger A-Ligisten SV Zainingen. Herzlichen Glückwünsch zum Einzug ins Bezirkspokalfinale!

Unsere Fußballer in Aktion: Zeitgleich am Donnerstagabend spielten auch unsere Landesliga-Fußball des SV 03 Tübingen ein Nachholspiel bei der SV Böblingen. Nach 90 Minuten trennten sich beide Kontrahenten torlos mit 0:0. Der Nulldrei ist nun seit drei Partien ungeschlagen, dazu ohne Gegentor. Für die Mannschaft des Interimsduos Andreas Urban und Jürgen Mössmer auf der Trainerbank geht es bereits am kommenden Sonntag mit dem Derby gegen den FC Rottenburg weiter. Anpfiff ist um 15 Uhr im Stadion an der Europastraße.

von Tobias Fischer