Tübingen ringt Düsseldorf nieder! Nach großem Rückstand noch Spiel gedreht
Was für ein Kraftakt! Den Tigers Tübingen ist dank eines 92:84 (41:51)-Erfolgs über die ART Giants Düsseldorf der dritte Sieg im vierten Spiel gelungen. Zugleich war es der erste Sieg vor heimischem Publikum. Dabei lief bei der Mannschaft von Trainer Domenik Reinboth lange Zeit nichts zusammen, während die Hausherren mit Ajare Sanni und Isaiah Hart zwei Akteure auf dem Feld stehen hatten, die lange Zeit nicht zu kontrollieren waren. Während den Raubkatzen im gesamten Spiel aus der Distanz nur vier erfolgreiche Distanzwürfe bei 14 Versuchen (29 Prozent) gelingen wollten, trafen die Rheinländer stark jenseits der 6,75-Meter-Linie. 13 von 32 Treffern sollte dem Team von Trainer Andaç Yapicier gelingen. Lange Zeit liefen die Tigers einem Rückstand hinterher. Zwölf verworfene Freiwürfe (24 von 36 Versuchen, 57 Prozent) und 18 Ballverluste taten ein Übriges. In der 26. Minute lagen die Raubkatzen bereits mit 49:65 zurück, zugleich der höchste Rückstand im Spiel. Letztendlich war es purer Kampfgeist und Leidenschaft sowie ein überragendes Schlussviertel, das die Schwaben am Leben hielt und dafür sorgte, dass sich das Reinboth-Team Punkt für Punkt ins Spiel zurückkämpfen konnte. Die 1.960 Zuschauer dankten dies mit Standing Ovations. Während Sanni für die Gäste unglaubliche 41 Zähler erzielten konnte, war es auf Tübinger Seite der lange Zeit unauffällig Kenny Cooper, der am Ende mit 26 Punkten bester Tübinger Werfer war. Samuel Idowu sammelte zudem 22 Zähler und zwölf Rebounds. In der Schlussminute lag der Gastgeber beim 92:82 am weitesten in Front. Für die Tigers Tübingen war es der dritte Sieg im vierten Spiel. Düsseldorf bleibt nach vier Begegnungen weiterhin sieglos.
Schiedsrichter: Alexander Moskovic, Michael Oesterle und Ahmet Sirtmat
Kommissar: Peter Schuberth
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Am Sonntag, den 20. Oktober 2024, treten die Tigers Tübingen bei den Dresden Titans an. Die Sachsen unterlagen am Samstag mit 72:98 bei den Eisbären Bremerhaven. Aktuell stehen die Sachsen bei 1:3-Siegen. Spielbeginn ist um 16 Uhr in der Margon Arena in Dresden.
Erstes Viertel (22:28):
Den Gastgebern gelang zwar in den ersten 30 Sekunden ein 4:0-Blitzstart durch Idowu und Silas Oriane, doch die Anfangsphase der Begegnung gehörte dennoch den Gästen, die aus der Distanz früh heiß wie Frittenfett waren. Binnen zwei Minuten netzten die Rheinländer gleich vier Dreier zum 12:4 ein. Deren drei gingen auf das Konto von Sanni, der sich nach dem dritten erfolgreichen Dreier jedoch dazu verleiten ließ, den Tübinger Anhang zu provozieren und mit einem technischen Foul bestraft wurde. Miles Tention verwandelte den Freiwurf zum 5:12. Davon ließ sich Sanni aber nicht beeindrucken und netzte in der vierten Minute zum 15:6 ein. Den Raubkatzen wollte offensiv einfach nichts gelingen, sodass der Rückstand früh im Spiel zweistellig wurde (7:17; fünfte Minute). Defensiv fiel den Hausherren zudem nichts gegen die Distanzwürfe der Gäste ein. Ein weiterer Dreier von Leon Okpara zum 20:7 zwang Coach Reinboth zu einer Auszeit – fünf Minuten und zwei Sekunden waren bis dahin gespielt. Nach der Auszeit wurde die Begegnung dann ausgeglichener. Die Gäste trafen aus der Distanz nicht mehr nach Belieben und die Tigers agierten wieder geschlossener. So konnten sich die Hausherren zwei Minuten vor dem Viertelende auf 18:25 herankämpfen. Sanni, als Mann des ersten Abschnitts (17 Punkte), nutzte einen Tübinger Ballverlust mit einem Korbleger zum 28:22 nach zehn Minuten.
Zweites Viertel (19:23):
Die ersten drei Minuten des zweiten Viertels verliefen ausgeglichen. Die Tigers zeigten sich bissig, die “One-Man-Giants” hatten aber immer wieder eine Antwort parat. Sanni traf in Minute 13 zum 37:29. Dann kamen die Sekunden des bis dahin blassen Cooper. Binnen 45 Sekunden traf er gleich zwei Mal aus der Distanz und verkürzte auf 35:37 nach 15 Minuten. Einmal mehr zeigten sich die Gäste recht unbeeindruckt und konterten ihrerseits mit einem 5:0-Lauf zum 42:35 in Minute 17. Sanni per Dreier und Hart per Zweier waren dafür verantwortlich. Dabei nutzten sie auch die Unkonzentriertheiten der Tübinger beim Rebound. Die bis dahin bereits sechs verworfenen Tübinger Freiwürfe taten auch weh. Ohne selbst zu glänzen, vermochten die ART Giants Düsseldorf die Tübinger auf Distanz zu halten. 90 Sekunden vor dem Pausentee netzte Sanni mal wieder aus der Distanz zum 47:39 ein. Der Amerikaner war einfach nicht zu stoppen und sammelte bis zur Halbzeit unglaubliche 27 Punkte. Den Tigers unterlief im letzten Angriff erneut ein Ballverlust, die Ereignisse des ersten Viertels wiederholten sich. Quasi mit der Schlusssirene traf Hart mit zwei Zählern zum 51:41. Gemeinsam erzielten die beiden US-Amerikaner der Düsseldorfer 39 der 51 Punkte der Gäste.
Drittes Viertel (19:16):
Beide Teams starteten intensiv und bissig in den dritten Abschnitt. Bei den Gästen lief weiterhin alles über Hart und Sanni. Die Hausherren versuchten offensiv flexibler aufzutreten, suchten aber immer noch nach ihrem Rhythmus und hatten viel Sand im Getriebe. So vermochten die Tübinger in den ersten vier Minuten den Rückstand nicht zu verkürzen (49:58). Es folgten ganz bittere 45 Sekunden der Raubkatzen. Fast schon vogelwild verdaddelten sie Ball um Ball und kassierten hierdurch in kürzester Zeit sieben Zähler in Folge – allesamt von Sanni erzielt. Angesichts des 49:65-Rückstands bat Reinboth in der 26. Minute zu einer Auszeit. Es war der höchste Tübinger Rückstand im Spiel. Seine Worte zeigten Wirkung, denn keine 100 Sekunden später war es nun Düsseldorfs Trainer Yapicier, der nach einem 7:2-Lauf der Tigers zum 56:67 eine Auszeit verlangte. Nun wollte den Gästen offensiv kaum mehr etwas gelingen, nicht zuletzt, weil die Defensive der Hausherren immer bissiger wurde. Anführer der Raubkatzen war Kapitän und Routinier Till Jönke. Zwei Minuten vor der letzten Viertelpause sorgte jener Jönke dafür, dass der Rückstand wieder in den einstelligen Bereich kam (58:67). Die Tigers ließen mehrere Chancen ungenutzt, um den Rückstand weiter zu verkürzten. Allerdings konnte man in der Defense gute Akzente setzen. In den letzten vier Minuten des Viertels gelangen den Rheinländern nur noch zwei Zähler. So ging es mit einem 60:67-Rückstand in den Schlussdurchgang.
Viertes Viertel (32:17):
Der Beginn des Schlussviertels war hektisch. Zwar verteidigten die Schwaben aufopferungsvoll, leisteten sich aber völlig unnötige Ballverluste und verpassten es so, den Rückstand weiter zu verkürzen. Beide Teams erzielten in den ersten beiden Minuten lediglich zwei Zähler – Spielstand 62:69 nach 32 Minuten. In der 33. Minute war es dann Tention, bis dahin ohne jeden Erfolg aus dem Feld, der trotz Foul auf 66:71 verkürzen konnte. Den anschließenden Freiwurf setzte er aber daneben. Die Fans mussten sich in Geduld üben, die sich aber nach und nach auszahlte, denn die Tigers kämpften sich über eine bärenstarke Defense Punkt um Punkt zurück ins Spiel. In der 34. Minute erzielte Idowu mit einem Dunking das 69:71 – Auszeit Düsseldorf. Auch wenn die spielerischen Highlights fehlten, so sorgte die kämpferische Einstellung der Hausherren dafür, dass die Halle wie eine Wand hinter den Raubkatzen stand. Zwei Cooper-Freiwürfe sorgten in der 36. Minute für das 73:74. Für Gäste-Coach Yapacier war das Spiel dann nach seinem zweiten technischen Foul kurz darauf beendet. Er verpasste die erste Tübinger Führung seit der ersten Spielminute durch Jönke zum 76:74 in Minute 36. Die Halle glich jetzt einem Hexenkessel – keinen hielt es mehr auf den Sitzen. Die Rheinländer wirkten nun frustriert und versuchten es nun erfolglos mit der Brechstange. In der 38. Minute dribbelte Cooper die gesamte Gäste-Defense schwindelig und erzielte das 83:76. Co-Trainer Andrius Mikutis bat ein letztes Mal zur Auszeit, doch die Schwaben sollten das Spiel am Ende nach Hause schaukeln. Am Ende stand ein 92:84-Sieg an der Anzeigentafel fest.
Die Stimmen zum Spiel:
Domenik Reinboth (Trainer Tigers Tübingen): “Respekt an Düsseldorf zu einer starken Vorstellung. Wir wussten, dass Ajare Sanni und Isaiah Hart gute Schützen sind. Es darf aber nicht passieren, dass einzelne Spieler derart heißlaufen. In der Liga gibt es sehr viele gute Akteure. Wir müssen lernen, solche Spieler besser in den Griff zu bekommen, um uns das Leben leichter zu machen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann besser gespielt und unseren Gegner zu mehr Fehlern gezwungen. Über die Defense haben wir uns Selbstvertrauen für die Offense geholt. Die zweite Halbzeit in Nürnberg und die zweite Hälfte heute gegen Düsseldorf müssen wir früher auf das Parkett bekommen. Wir sind weiter in einem Findungsprozess, dass die Abläufe noch besser werden. So ein Sieg ist aber sehr wertvoll für die Moral des Teams.”
Andrius Mikutis (Co-Trainer ART Giants Düsseldorf): “Glückwunsch an Coach Domenik Reinboth und seine Tübinger Mannschaft zum Sieg. Es war ein intensives Spiel. Wir sind der Meinung, dass wir ein verdienter Sieger dieses Spiels gewesen wären. Wir haben uns unter der Woche gut auf die Begegnung vorbereitet. Jedoch haben uns 23 Ballverluste Schwierigkeiten bereitet. Tübingen hat dann besser verteidigt und mehr Druck gemacht. In der Schlussphase haben wir unseren Rhythmus verloren und sind auf die Verliererstraße geraten. Wir können trotzdem stolz auf die Leistung der Mannschaft sein.”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Zum Personal: Trainer Domenik Reinboth konnte personell zwar auf den gesamten Kader zurückgreifen, dennoch liegt hinter den Tigers Tübingen eine schwierige Trainingswoche. Krankheiten und kleinere Verletzungen prägten das Geschehen. Philip Hecker (null Punkte) und Jonas Niedermanner kehrten erst Ende der Woche wieder ins Mannschaftstraining zurück. Für Niedermanner kam ein Einsatz aber noch zu früh. Kapitän Till Jönke erhielt im Training einen Schlag auf das Schlüsselbein. Die schlimmsten Vermutungen mit einem Bruch konnten nach einer Untersuchung in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen bei Prof. Dr. Markus Küper jedoch ausgeschlossen werden, auch alle Bänder sind intakt. Jedoch trug der Routinier einen massiven Bluterguss davon. Von einem Einsatz ließ sich der 32-Jährige aber nicht abhalten. In 29 Minuten kam der gebürtige Düsseldorfer auf starke 14 Punkte und war der Schlüssel zum Sieg gegen die Gäste. Vincent Neugebauer (fünf Punkte) zog sich ferner eine Schnittwinde im Finger zu und musste das Training unter der Woche kurzzeitig unterbrechen.
Personeller Umbruch in Düsseldorf: Die ART Giants Düsseldorf befinden sich mitten in einem umfassenden und lange geplanten strukturellen und sportlichen Umbruch. Jörg Dahms, der bereits zuvor als Co-Geschäftsführer aktiv war, übernimmt ab sofort die alleinige Geschäftsführung der ART Giants Düsseldorf Spielbetriebs GmbH. Thilo von Tongelen zieht sich zeitgleich aus persönlichen Gründen aus der operativen Geschäftsführung der GmbH zurückzieht. Von Tongelen bleibt dem Verein jedoch erhalten und wird künftig verstärkt die Zusammenarbeit mit der Liga betreuen. Mit Marin Petrić wird auch auf sportlicher Ebene ein klarer Neuanfang gemacht. Der erfahrene Sportdirektor wurde ebenfalls durch von Tongelen ins Team geholt und treibt den sportlichen Umbau strategisch und zielgerichtet voran. Unter seiner Leitung werden neue Talente gefördert und die sportlichen Strukturen kontinuierlich weiterentwickelt.
Vom einen Spiel zum anderen: Für Troy Culley war es ein ereignisreicher Tag. Am Vormittag unterstütze der Brite Trainer Domenik Reinboth beim Training am Vormittag. Um 17 Uhr spielte die Regionalliga-Mannschaft dann bei Croatia Stuttgart. In einer engen Partie mussten sich die SV 03 Tigers Tübingen mit 61:68 geschlagen geben. Es war die dritte Niederlage im vierten Spiel. Direkt im Anschluss ging es schnell nach Tübingen in die Paul Horn-Arena. Mitte des zweiten Viertel traf der 31-Jährige im Tübinger Dschungel ein. Die Raubkatzen lagen schon deutlich im Hintertreffen. Fortan unterstützte Culley das Trainerteam und gab auch seinen Input zum kaum noch geglaubten Sieg gegen Düsseldorf. “Es war ein zäher Kampf. Glücklicherweise konnte wir den Gegner in der Schlussphase noch niederringen”, so Culley.