“Auf mich wird gezählt, das freut mich” – Eigengewächs Mirjan Broening im Interview
In dieser Saison 2020/2021 stellen wir mit gerade einmal 22,5 Jahren das zweitjüngste Team in der BARMER 2. Basketball Bundesliga. Nicht durch Zufall, gezielt werden die Raubkatzen zukünftig auf jüngere Spieler mit Entwicklungspotential setzen. Dieser neue Weg hat auch für die Eigengewächse um Mirjan Broening, Matti Sorgius und Timo Fischer positive Auswirkungen. Von Trainer Danny Jansson, dem Mentor diesen neuen Weges, erhalten die jungen Spieler viel Vertrauen und gleichzeitig Einsatzzeit. Ein ganz neuer Ansatz als in der jüngeren Vergangenheit. Stellvertretend für die eigene Jugendarbeit spricht Broening im Interview über die gegenwärtige Situation, seine Rolle als junger Spieler im Team sowie seine Mehrfachbelastung aus Basketball und Studium.
Mirjan, sprechen wir zu Beginn kurz über die aktuelle Situation. Durch Corona-Fälle im Umfeld der Tigers wurde das Training für drei Tage ausgesetzt. Bis zu den negativen Ergebnissen blieb auch ein Stück Ungewissheit bei den Spielern und Trainern zurück. Wie hast du diese Tage erlebt und verarbeitet?
Es war natürlich eine große Ungewissheit vorhanden, da ich dies so noch nicht erlebt habe. Insgesamt war es eine merkwürdige Situation, was kommt, was passiert?! Viele Fragen gingen einem durch den Kopf. Durch mein Jura-Studium an der Universität Tübingen konnte ich mich jedoch gut ablenken, sprich Vorlesungen vor- und nachbereiten. Diesbezüglich war die zusätzliche Zeit recht positiv und hat mich gut beschäftigt.
Wie geht man als Spieler generell mit der Situation rund um die Corona-Pandemie um? Wie versuchst du dich selbst bestmöglich zu schützen?
Ich versuche, die allgemeinen Regeln zu beachten. Sprich, Abstand halten, Kontakte minimieren und eine Maske tragen. Man macht allgemein weniger Sachen im Vergleich zu früheren Zeiten. Das ist natürlich auch ein wenig schade, aber im Moment einfach besser. Treffen mit Freunden sind fast komplett Mangelware, das schmerzt schon. Kontakte habe ich natürlich zu meinen Mannschaftskameraden, meiner Familie und meiner Freundin.
Nach Abitur und FSJ an unserer Partnerschule an der Geschwister-Scholl-Schule hast du dich für einen Verbleib in Tübingen entschieden? Wie kam es letztendlich dazu?
Es war immer klar, dass ich gerne in Tübingen bleiben möchte. Zwei Dinge haben entscheidend positiv dazu beigetragen. Zunächst die Zusage zum Studium in Tübingen, dazu hatte ich gute Gespräche mit Coach Jansson. Für einen Spieler ist dies immer wichtig, ob mit einem geplant wird oder nicht. Vom ersten Kontakt an, hatte ich ein gutes Gefühl, was sich im weiteren Verlauf auch weiter bestätigt hat. Auf mich wird gezählt, das freut mich und gibt mir auch Selbstvertrauen.
Sowohl in der Vorbereitung als auch in den ersten drei Partien hast du Einsatzminuten bekommen. Wie fühlt sich das als junger Spieler an?
Das ist natürlich ein tolles Gefühl. Vor allem auch deshalb, weil sich dann die ganze Arbeit auch auszahlt. Man geht gerne ins Training, weil man gebraucht wird. Das ist schon ein großer Unterschied, wie wenn man nur trainiert und nicht spielt. Der Trainer gibt jedem einzelnen Spieler das Vertrauen, dass er zu 100 Prozent auf einen zählt. Das bestärkt jeden im Team.
Was zeichnet Trainer Jansson im täglichen Training aus?
Sein Humor ist sicher ganz wichtig und als erstes aufzuführen. Dennoch achtet er streng auf seine Linie, es muss alles klar und präzise nach seinen Vorstellungen ablaufen. In jedem einzelnen Training versucht er, jeden Spieler individuell und als Teammitglied besser zu machen. Zudem findet er eine gute Balance zwischen Ernst und Spaß.
Gegen Kirchheim sind dir deine ersten Punkte in der ProA gelungen. Ein Kindheitstraum für dich?
Klar, auf jeden Fall. Ich bin in Tübingen aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe in der Jugend schon im Verein gespielt. Als Kind und Jugendlicher war ich immer schon bei den Spielen und wollte dies auch mal selbst erreichen. Das es nun geklappt hat, ist ein schönes Gefühl. Ein Traum hat sich verwirklicht, dass man selbst einen Teil zum Erfolg der Tigers beitragen kann.
In welchen Bereichen kannst und musst du dich noch verbessern?
Ganz klar, am Ball kann ich noch sicherer werden. Dazu kann ich noch weiter an meinem Wurf arbeiten, damit ich die freien Möglichkeiten auch gut verwerten kann.
Basketball und Studium. Wie ist das zu meistern?
Bisher klappt es eigentlich ganz gut. Durch die Tatsache, dass die meisten Vorlesungen online stattfinden, kann ich mich gut organisieren. Sprich, morgens oder abends die Vorlesungen nachholen, sollte dies parallel zum Training sein. Insgesamt ist es natürlich schon ein recht großer Aufwand, aktuell habe ich aber an beidem viel Freude. Bei Präsenzterminen an der Uni habe ich auch die Möglichkeit, diese zu besuchen. Das Trainerteam ist hier sehr verständnisvoll.
Nebenbei bist du noch ein wichtiger Eckpfeiler in der Regionalliga-Mannschaft des SV 03 Tigers Tübingen. Heißt, mehr Training als deine Teamkollegen. Wie meisterst du dies?
Im Moment haben wir ja kein Regio-Training, somit ist der Umfang etwas weniger. Zuvor war die Belastung schon sehr hoch, das hat mich schon auch manchmal geschlaucht. Wir haben aber einen guten Mix in beiden Teams hinbekommen. Für mich war und ist die Regio keine Last, da ich hier noch mehr Minuten bekomme und so viel Spielpraxis erhalte.
Aktuell ist das nächste Spiel erst in starken zwei Wochen gegen die ROSTOCK SEAWOLVES. Wie versucht man die Spannung im Training hoch zu halten?
Es ist eine ungewohnte Situation, da man sich in der Regel sich unter der Woche auf ein Spiel konsequent vorbereitet. Unsere Trainer gestalten das Training aber gut. Wir haben nun etwas mehr Zeit, an unsere Schwächen zu arbeiten. Die Trainer sagen: Jede Wiederholung zählt und hilft. Alle sind trotz der schwierigen Situation motiviert und wollen besser werden. Die Stimmung ist weiterhin sehr gut. Ich bin sehr positiv gestimmt, dass wir bis zum Spiel gegen Rostock eine gehörigen Schritt nach vorne machen können.