Basketball 2. Bundesliga 2019/2020 11. Spieltag Tigers Tuebingen – Eisbaeren Bremerhaven 16.11.2019 SCHLUSSJUBEL Tigers; Enosch Wolf FOTO: ULMER Pressebildagentur xxNOxMODELxRELEASExx

“Wir haben auf keinen Fall Funkstille” Enosch Wolf im Interview vor dem Bruder-Duell am Samstag

22 Nov 2019

Wenn die Tigers Tübingen am Samstag auf Science City Jena treffen, wird das für zwei Akteure eine nicht alltägliche Begegnung. Mit Enosch auf Tübinger Seite und Julius auf der Seite von Jena kommt es zum Bruder-Duell zwischen den Wolf-Brüdern. Im Interview spricht der Tübinger Kapitän Enosch Wolf über das Aufeinandertreffen mit seinem jüngeren Bruder.

Enosch, bevor wir uns dem Spiel gegen Science City Jena und dem Duell mit deinem Bruder Julius widmen, lass uns nochmal kurz auf das vergangene Wochenende blicken. Wie wichtig war der Sieg gegen die Eisbären für euch als Mannschaft?

Sehr! Besonders, da wir in den letzten Wochen nicht das gezeigt haben, was wir können. Wir haben einige Änderungen vorgenommen, die dazu geführt haben, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Es war auch deshalb wichtig, weil die Halle gut gefüllt und die Stimmung wirklich am Überkochen war. Jeder in der Arena hatte diesen Sieg verdient.

Jetzt geht es zum nächsten Top-Team nach Jena. Auf was wird es dort ankommen?

Wir müssen mit der gleichen Einstellung in das Spiel gehen, wie wir das gegen Bremerhaven getan haben. Wir müssen mit mehr Energie, Einsatz und Herz als Jena auftreten. Jena ist eine moralisch gut aufgestellte Mannschaft und in der Defensive sicher etwas solider als Bremerhaven. Das wird also keine einfache Aufgabe, aber nochmal: Wenn wir mit der richtigen Einstellung und Energie spielen, dann können wir jedes Team schlagen.

In Jena spielt auch dein Bruder Julius. Freust du dich auf das Familienduell?

Na klar freue ich mich auf das Familienduell. Wir sind das letzte Mal vor fünf Jahren gegeneinander angetreten. Damals habe ich noch für Kirchheim gespielt, Julius ist ja seit 2013 immer bei Jena geblieben. Und das ist dann am Samstag schon toll, wenn wir uns wieder auf dem Parkett treffen.

Ihr kennt euch vermutlich nicht nur menschlich sehr gut, sondern auch sportlich. Wie kannst du Julius noch auf dem Feld überraschen und wie er dich?

Ich glaube, dass wir uns sportlich gar nicht so gut kennen, wie man das vermuten könnte. Natürlich schauen wir, wann immer es geht, die Spiele von uns gegenseitig an. Aber alleine dadurch, dass uns unser sportlicher Weg an völlig verschiedene Orte gebracht hat, kam es in letzter Zeit nicht mehr dazu, dass wir z.B. in der Sommerpause gemeinsam in der Halle stehen. Wir haben also schon lange kein Eins gegen Eins mehr gegeneinander gespielt oder miteinander trainiert. Deshalb denke ich, dass Julius vielleicht ein bisschen unterschätzt, was ich alles auf dem Kasten habe. (lacht) Aber auch andersrum. Ich denke, es wird einfach intensiv werden. Wobei ich jetzt nicht weiß, ob wir dann wirklich auch viel gegeneinander spielen.

Auf dem Parkett gibt es keine Freundschaften. Bleibt alles, was auf dem Feld geschieht, am Ende auch auf dem Feld?

Für mich bleibt grundsätzlich immer alles auf dem Feld. Egal mit wem das nun ist. Und mit meinem Bruder gilt das allemal. Ich gehe aber auch nicht davon aus, dass es da irgendwelche Probleme geben wird.

Wo liegen denn deiner Meinung nach die Stärken von Julius?

Ganz klar sein Wurf. Er hat ein sehr gutes Spielverständnis und einen hohen Basketball-IQ. Er weiß immer ganz genau, wo er auf dem Feld zu sein hat, besitzt ein gutes Auge für seine Mitspieler und den Rebound. Zudem hat er dieses Jahr sein Post-Game mehr etabliert.

Welche Unterschiede gibt es zwischen euch beiden? Sportlich, aber auch privat…

Sportlich ergibt sich alleine aus unserem Größenunterschied natürlich, dass wir nicht auf den gleichen Positionen spielen. Er ist zudem der bessere Schütze aus der Distanz. Ich bin hingegen der bessere Pick&Roll-Spieler. Julius wächst meiner Meinung nach gerade erst in sein richtiges „Basketball-Selbst“ reinwächst. Er ist das erste Mal in einer tragenden Führungsrolle. Er wurde in den letzten Jahren etwas zum Schützen von außen abgestempelt, was schade ist, weil er mehr kann, als einfach nur von draußen werfen.
Privat würde ich sagen, dass ich eher der etwa extravertiertere und offenere Mensch bin. Julius ist eher der ruhige Typ, ein stiller Beobachter, der auch mal eine Meinung für sich behält. Da ist er deutlich entspannter als ich, was das angeht.

Habt ihr vor dem Spiel Kontakt?

Wir haben auf keinen Fall Funkstille, also ja, wir haben Kontakt. Wir sind eigentlich täglich in Kontakt, schreiben uns oder telefonieren. Da ändert das Spiel auch nichts.

Ihr seid Konkurrenten – redet ihr trotzdem über das Sportliche? Oder spielt das keine Rolle, wenn ihr miteinander sprecht.

Doch, wir reden eigentlich sehr viel über das Sportliche. Julius ist einer der wenigen Menschen, mit dem ich auch nach dem Spiel ausgiebig Kontakt habe. Wir tauschen uns da intensiv aus, wie unser Spiel war, was gut oder schlecht war. Natürlich verraten wir uns jetzt nicht, wie wir uns aufeinander vorbereiten. Aber ja, wir reden über alles im Leben, aber wir reden auch immer über den Sport.

Wenn du den Spielstil von euch beiden vergleichst – wer spielt eher wie dein Vater? Du hast ihn ja als Tattoo auf dem Arm…

Ich denke schon, dass ich eher wie mein Vater spiele. Das liegt einfach auch daran, weil mein Vater ebenfalls etwas größer war und so wie ich Center gespielt hat. Und Julius ist ja ein Power Forward. Nichts zwischendrin, er ist ein ganz klarer Vierer und nichts anderes. Und dadurch ist mein Spielstil einfach näher an dem unseres Vaters.

Wem drücken eure Eltern am Samstag die Daumen?

Ich denke, dass sie da uns beiden die Daumen drücken und niemanden bevorzugen. Ich denke, dass das bei allen Eltern so ist und sie auf ihre Kinder einfach stolz sind.

Wenn du deinem Bruder vor dem Spiel etwas sagen würdest, was wäre das?

Ich würde ihm sagen, dass er sein bestes Spiel spielen und alles dafür geben soll, um zu gewinnen. Weil genau das werde ich auch tun. Und ich würde nie wollen, dass mein Bruder auf irgendwas Rücksicht nimmt. Eigentlich will ich immer, dass er besser spielt, als er kann und das wäre in diesem Fall das Selbe!