Bild: Pressefoto Ulmer / Markus Ulmer

“Wir wussten alle, dass dieser Fall eintreten kann” – Nemanja Nadjfeji im Interview

08 Feb 2019

Im Interview erklärt Nemanja Nadjfeji, wie er die Freistellung seines Vaters erlebt hat und ordnet seine aktuelle Rolle in der Mannschaft ein.

Nemanja, für dich waren die letzten Wochen, aber vor allem die Tage nach der Freistellung deines Vaters sicherlich sehr aufreibend. Wie ging es dir dabei?

Anfangs war es schwer. Ich hatte an dem Tag, als die Entscheidung fiel, ein Auswärtsspiel mit der Regionalliga-Mannschaft. Mein Vater hat mich auf der Fahrt nach Speyer angerufen und mir von der Situation berichtet. Da sind dann natürlich die Emotionen über mich gekommen. Am nächsten Morgen haben wir uns dann als Familie zusammengesetzt und darüber geredet. Wir wussten alle, dass dieser Fall eintreten kann und dass das zum Trainergeschäft dazugehört. Aber natürlich ist es dann trotzdem nicht so einfach.

Was hat dein Vater auch speziell zu dir gesagt?

Er sagte mir, dass ich weiter hart arbeiten soll. Aber auch, dass ich jetzt die Chance nutzen soll. Denn jetzt kann mir niemand mehr etwas vorwerfen, wenn ich spiele und behaupten, dass ich nur spielen würde, weil der Trainer mein Vater ist. Er hat die Situation insgesamt sehr ruhig aufgenommen. Er weiß, dass das Traineramt dieses Risiko mitbringt. Er hat ja selbst 20 Jahre verschiedene Trainer gehabt, war dabei, wenn Trainer gegangen und gekommen sind. Er wusste, auf was er sich einlässt und hat das in unserer Familie eigentlich am gelassensten aufgenommen. Er ist auf keinen im Verein wütend. Er wusste, dass die Situation nicht die war, die sich der Verein und die ganze Stadt gewünscht hat.

Georg Kämpf hat die Nachfolge deines Vaters angetreten und viel mit der Mannschaft gesprochen. Natürlich aber auch besonders mit dir. Was hat er dir gesagt?

Zunächst war ich Georg nie böse, dass er meinen Vater ersetzt hat. Er hat direkt beim ersten Training mit mir gesprochen. Er sagte mir, dass er nie wollte, dass mein Vater freigestellt wird. Er hat die Situation in Tübingen aus der Ferne natürlich verfolgt und gehofft, dass Sasa das schafft, weil er an ihn geglaubt hat. Er hat mir aber auch gleich gesagt, dass ich auch jetzt eine wichtige Rolle habe und ich spiele, weil ich es kann und nicht, weil mein Vater Trainer war.

Das hat sich auch in den letzten Spielen gezeigt…

Ja, dieses Vertrauen merke ich auch! Georg gibt mir Aufgaben, die ich mir selbst gar nicht zutrauen würde. Beispielsweise sollte ich gegen Ehingen Seger Bonifant verteidigen. Das hat mich schon überrascht, weil die Verteidigung noch eine meiner Schwachstellen und Bonifant einer der besten Offensivspieler von Ehingen ist. Aber „Schorsch“ hat gesagt, dass ich das kann. Und dann hole ich in den ersten vier Angriffen gleich zwei Steals gegen ihn und das gibt dann auch richtig Selbstvertrauen.

Wir haben jetzt zwei Siege hintereinander geholt. Heute soll der dritte Erfolg folgen. Was müssen wir am Samstag beachten und wohin richtet ihr als Mannschaft euren Blick?

Wir müssen von Beginn an sehr fokussiert sein und wie in Hagen die Ruhe bewahren. Wichtig ist, dass wir klug und vor allem hart verteidigen, aber uns auch in der Offensive von Beginn an gute Würfe herausspielen. Wir müssen den Ball bewegen und als Team auftreten. Wenn wir unsere Stärken ausspielen, sind wir in der Favoritenrolle.

Wir schauen derzeit von Spiel zu Spiel. Aber wir sehen auch, dass wir gegen Hagen und Trier, welche derzeit die letzten beiden Playoff-Plätze belegen, die direkten Vergleiche geholt haben. Wenn wir es schaffen, eine Serie zu starten, dann können wir da auch nochmal angreifen. Dazu müssen wir gegen Schalke den nächsten Schritt machen.

Nemanja Nadjfeji, vielen Dank für das Gespräch.

von Tobias Fischer