Zu viele Fehler! Tigers Tübingen kassieren 84:94-Niederlage gegen die MLP Academics Heidelberg
Die Tigers Tübingen haben das Heimspiel gegen die MLP Academics Heidelberg vor 2.964 Zuschauern in der Paul Horn-Arena mit 84:94 (41:53) verloren. Für die Gäste von Trainer Joonas Iisalo war es im vierten Spiel der erste Sieg. Für die Schwaben die dritte Niederlage in der vierten Partie. Das Spiel bot das, was man vorher erwartet hatte: Während beim Team von Trainer Danny Jansson vor allem in der ersten Halbzeit Topscorer Jhivvan Jackson mit 21 Punkten heiß lief, warfen die Kurpfälzer Dreier um Dreier. Zum Leidwesen der Tübinger Fans trafen die Gäste diese allerdings mit einer deutlich besseren Quote als im bisherigen Saisonverlauf (48 Prozent statt 26 Prozent). Da auch das Duell um die Rebounds trotz der beiden Rückkehrer Daniel Keppeler und Mateo Šerić erneut deutlich verloren ging (36:44), war die Niederlage letztlich verdient. Topscorer des Spiels wurde Jackson mit 26 Zählern, der damit auch zum “Man of the Match” gekürt wurde, präsentiert von Senior-Partner Rampf. Erol Ersek und Šerić erzielten beide jeweils elf Punkte. Bei Heidelberg punkteten gleich fünf Spieler zweistellig, angeführt von Mike McGuirl mit 17 Punkten. Die höchste Tübinger Führung betrug zehn Zählern beim Stand von 26:16 nach sieben Minuten, der Sieger lag mit 17 Punkten in Minute 29 beim Spielstand von 76:53 am höchsten in Front.
Hier geht’s zur Statistik! Hier geht’s zu den Highlights!
Am kommenden Wochenende (Sonntag, 29. Oktober 2023) treten die Tigers Tübingen bei den ROSTOCK SEAWOLVES an. Spielbeginn ist pünktlich zur Kaffeezeit um 15:30 Uhr in der Stadthalle Rostock.
Erstes Viertel (29:28):
Die Tigers benötigten knapp zwei Minuten um ihren Rhythmus zu finden und legten dann furios los. Jhivvan Jackson läutete mit einem Dreier einen 7:0-Lauf der Tigers zum 7:3 nach drei Minuten ein. Jackson bediente zudem Kao Akobundu mit einem spektakulären Alley-Oop-Anspiel über das halbe Spielfeld. Beide Teams fanden früh ihren offensiven Rhythmus, sodass sich ein offenes Viertel entwickelte (15:15, vierte Minute). In der Mitte des Viertels lief dann Jackson heiß wie Frittenfett. Binnen 33 Sekunden erzielte er unglaubliche acht Punkte zur 23:16-Führung und zwang so die Gäste zu einer ersten Auszeit. Kurz darauf traf Rückkehrer Zaccheus Darko-Kelly aus der Distanz und sorgte für die erste zweistellige Führung der Hausherren (26:16, siebte Minute). Ein paar unnötige Ballverluste und leichtfertig vergebene Chancen in der Offensive brachten die Gäste jedoch wieder zurück ins Spiel. Trotz der 16 Punkte von Jackson ging es nur mit einer knappen 29:28-Führung in die erste Viertelpause.
Zweites Viertel (12:25):
Im zweiten Abschnitt setzte sich das Prinzip des ersten Viertels fort: Heidelberg warf von der Dreierlinie (und traf auch noch drei Mal in Folge), wohingegen bei den Raubkatzen vermeintlich einfache Würfe unter dem Korb nicht ihr Ziel fanden. Logische Konsequenz war ein 34:37-Rückstand der Hausherren in der 13. Minute. Einer wollte sich jedoch damit nicht abfinden: Jackson erzielte wiederum Punkt um Punkt und brachte seine Farben zurück ins Spiel. In der 15. Minute gab dann auch Daniel Keppeler seine Visitenkarte in der easyCredit BBL ab und blockte Isaiah Whaley spektakulär. Da vorne außer Jackson jedoch nichts gelingen wollte, bat Coach Jansson in der 17. Minute beim Stand von 37:41 zur Auszeit. Die Kurpfälzer starteten allerdings gleich den nächsten 7:2-Lauf zum 48:39 und so rief er keine zwei Minuten später erneut zur Besprechung. Fluch und Segen zugleich war in der ersten Halbzeit die Gala-Vorstellung von Jackson für die Tigers: So genügte es, dass die Heidelberger den Topscorer in den letzten fünf Minuten an die defensive Kette legten und sich so die 53:41-Pausenführung sicherten.
Drittes Viertel (23:20):
Die Tigers starteten stark in den dritten Durchgang und legten angeführt von Mateo Šerić einen 7:0-Lauf zum 48:53 (22. Minute) hin. Die Ball lief nun wieder besser durch die Tübinger Reihen, sodass sich die Schwaben wieder mehr gute Wurfgelegenheiten erspielen konnten. Auf Seiten der Gäste übernahm nun Tim Coleman viel Verantwortung – ob mit seinem kräftigen Körper zum Korb ziehend oder aus der Distanz: Coleman sorgte für viel Arbeit in der Defensive der Hausherren. In der 25. Minute leistete sich Neuzugang Javon Masters bei einem Dreier von Ex-Tübinger Akeem Vargas ein unsportliches Foul: Vargas traf alle drei Versuche und auch den nächsten Angriff schlossen die Gäste mit einem Dreier von Bennet Hundt zum 53:65 (26. Minute) ab. Bei den Tigers lief in dieser Phase nichts mehr zusammen, während die Gäste aus Heidelberg ins Laufen kamen. Zwei Minuten vor dem Ende des Viertels bat Jansson angesichts eines 56:71-Rückstands zu einer Auszeit. In den letzten 120 Sekunden drehten die Hausherren noch einmal etwas auf, sodass es mit einem 64:73-Rückstand ins Schlussviertel ging.
Viertes Viertel (20:21):
Viertelübergreifend war dann Erol Ersek heißgelaufen: Acht Punkte in Serie gelangen dem Österreicher zum 67:73 in Minute 30. Nach einem Ballgewinn erzielte Jackson das 69:73 und die Tigers waren wieder voll im Spiel (31. Minute). Doch die MLP Academics ließen sich nicht beirren, machten das, was sie die ganze Saison schon machen (Dreier werfen) und trafen ihrerseits vier Dreier in Folge. Da die Tigers nun wieder unter dem Korb einiges liegen ließen, war der Rückstand wieder zweistellig (75:87, 35. Minute). Daran sollte sich bis zum 84:94-Endstand auch nichts mehr ändern. Die Tigers probierten zwar nochmals alles, doch gegen die Ausgeglichenheit der Kurpfälzer fanden sie auch angesichts der weiter vorhandenen Schwäche unter dem Korb heute nicht die richtigen Mittel. Zu erwähnen bleibt noch die gute erste Vorstellung von Rückkehrer Šerić, der allerdings gut drei Minuten vor dem Ende mit seinem fünften Foul auf der Bank Platz nehmen musste. Schlussendlich bleibt der Eindruck, dass es wie zu erwarten verdammt schwierig werden wird in der Saison.
Die Stimmen zum Spiel:
Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Glückwunsch an Joonas und sein Team für diesen Sieg. Das zweite Viertel war mit das schlechteste, was ich je gesehen habe. Es hat einfach nichts geklappt, vor allem in der Transistion haben wir viele Fehler gemacht. Kein Spieler hat funktioniert. Ich habe auch keine Erklärung dafür, was da passiert ist. Wir sind gut in das Spiel gekommen und haben eine Führung erarbeitet, die Reaktion im zweiten Abschnitt war aber furchtbar. Im dritten Viertel konnten wir in der Defense etwas zulegen und sind wieder herangekommen. Im letzten Viertel haben wir die Dreier nicht verteidigt und immer weitere Fehler gemacht. Und am Ende verlieren wir so ein Spiel doch nur mit zehn Punkten. Das ist schon komisch.”
Joonas Iisalo (Trainer MLP Academics Heidelberg): “Das war ein großer Sieg für uns. Der Druck ist jetzt erst einmal von den unseren Schultern gefallen. Ich freue mich sehr für meine Mannschaft, dass sie sich heute Abend belohnen konnten. Wir haben in den ersten Spielen auch einen großen Aufwand betrieben, konnten aber keinen Sieg einfahren. Die Jungs sollen diesen Sieg genießen, vor allem nach den ersten Spielen. Dazu haben wir auswärts gewonnen, was in dieser Liga sehr schwer ist.”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Doppelter Besuch aus Finnland: Das Duell der beiden finnischen Trainer an der Seitenlinie ließ sich auch Henrik Dettmann nicht entgehen. Der 65-Jährige war bis im vergangenen Jahr ganze 18 Jahre Nationaltrainer der finnischen Auswahl. Dazu von 1997 bis 203 auch deutscher Bundestrainer. In der Bundesliga hatte der Finne auch zwei Stationen: In Braunschweig (2001, 2004-2006 und in Weißenfels 2003-2004). In der Halbzeit stand Dettmann bei Kommentator Florian Pertsch zum Interview bereit. “Aber nur in Englisch”, scherzte der finnische Gast am Vormittag beim Training in der Paul Horn-Arena. Danny Jansson führte Dettmann im Anschluss mit einer Infotour durch den Tübinger Dschungel. Mit dabei war auch Jussi Laakso, von 2019 bis 2023 Trainer des finnischen Erstligisten Helsinki Seagulls, der aktuell auf eine neue Aufgabe wartet.
Debüt eines Quartetts: Jansson konnte in der Partie gegen Heidelberg immerhin auf elf Akteure zurückgreifen. Joshua Schwaibold wäre ebenfalls zur Verfügung gestanden, jedoch hat der 24-Jährige als Aushilfsspieler neben den Einsätzen in der Regionalliga-Mannschaft des SV 03 Tübingen nur fünf Einsätze laut BBL-Reglement. Ein Einsatz in Vechta wurde bereits aufgebraucht, als Schwaibold der zehnte Mann im Kader der Schwaben war. Center Krišs Helmanis wird in der kommenden Woche nach seiner Schulterprellung wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Für Mateo Šerić (Mittelhandbruch, elf Punkte), Zaccheus Darko-Kelly (Schulter, Auge) und Daniel Keppeler (Sprunggelenk, Verbrennung, zwei Punkte) war das Duell gegen die Kurpfälzer das Debüt in dieser Spielrunde 2023/2024 in der easyCredit Basketball Bundesliga. Dazu lief Neuzugang Javon Masters (vier Zähler) erstmals für die Schwaben auf. Personell ist es für die Raubkatzen ein kleiner Lichtblick, zumal Helmanis das Team am kommenden Wochenende in Rostock wieder bereichern wird. Aatu Kivimäki (Plantarfaszie) und Christoph Philipps (Knie) werden den Schwaben noch einige Wochen fehlen.
Hilferuf aus den USA: Gordon Scott ist ein Kind der deutschen Bundesliga. Von 2001 bis 2002 und von 2005 bis 2007 spielte der inzwischen 46-jährige US-Amerikaner für den Lokalrivalen aus Ludwigsburg, dazu von 2007 bis 2011 für den Zweitligisten Bozic Estriche Knights Kirchheim. Seine Ehefrau Angelika berichtete jüngst, dass Scott schwer erkrankt ist. Herz- und Nierenversagen, Blutvergiftung und eine Autoimmunerkrankung wurden diagnostiziert. Glücklicherweise ging Scott noch rechtzeitig zum Arzt, um noch schlimmere Folgen abzuwenden. Doch die Behandlung in den USA ist teuer, deswegen wurde eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen. Ziel waren zunächst 10.000 Dollar, am Spieltag war die Summer mit 10.750 Dollar bereits erreicht. Wer Scott helfen möchten, darf dies gerne auch weiterhin tun. Hier geht es zur Aktion! Die Tigers Tübingen senden Gordon Scott die besten Gesundheitsgröße in die USA und hoffen eine schnelle Genesung!
von Tobias Fischer