Zwei Gesichter: Tigers verlieren nach enttäuschender erster Halbzeit in Leverkusen

09 Nov 2019

Die Tigers Tübingen haben ihr Auswärtsspiel bei den BAYER GIANTS Leverkusen vor 800 Zuschauern in der Ostermann Arena mit 84:94 (33:50) verloren. Für die Tigers erzielte Kris Davis mit 20 Punkten die meisten Zähler des Abends. Diante Baldwin (16), Enosch Wolf (15) und Marvin Smith (12) konnten ebenfalls zweistellige Punktewerte erzielen.

Wie bereits in den vergangenen Wochen taten sich die Tigers enorm schwer, zu ihrem Spiel zu finden. Reihenweise leisteten sich die Schwaben auf beiden Seiten des Parketts unnötige Fehler. Vor allem im Rebound packten die Tübinger nicht energisch genug zu. Leverkusen krallte sich bereits in den ersten 20 Minuten insgesamt 24 Abpraller, davon sechs am offensiven Brett. Die Gastgeber agierten aber auch insgesamt zunächst aggressiver und cleverer. Alleine in der ersten Hälfte zwangen sie die Tübinger zu neun Ballverlusten und agierten selbst äußerst Teamdienlich und abgeklärt. 13 Assists vor der Pause und insgesamt 28 Vorlagen nach 40 gespielten Minuten sind nur ein Beleg dafür. Bei den Tigers sollte hingegen nichts klappen: Zwei getroffene Dreier, eine Feldwurfquote von mageren 36 Prozent und 50 Gegenpunkte waren die Ausbeute einer enttäuschenden ersten Halbzeit, in der man zwischenzeitlich bereits mit 21 Punkten in Rückstand lag.

Deutlich Steigerung in der zweiten Hälfte

Dass die Tigers es anders können, bewies die zweite Halbzeit. Denn da zeigten die Gäste endlich das, was sie eigentlich stark macht. Bissige Defensive und schnelles Angriffsspiel. Und auch die Körpersprache war eine ganz andere. So legten die Tübinger einen 8:0-Blitzstart zu Beginn des dritten Viertels aufs Parkett. Wirklich Kapital konnten die Spradley-Schützlinge aber nicht daraus ziehen. Denn auch wenn die Tübinger nun ein deutlich besseres Spiel ablieferten, brachten sie sich durch eigene Fehler um mehr. Immer wieder bestand die Möglichkeite, den Rückstand in einen Bereich zu drücken, in dem man mit zwei erfolgreichen Angriffen den Ausgleich erzielen, oder gar in Führung hätte gehen können. Der Konjunktiv ist hierbei aber entscheidend. Denn immer just in diesen Momenten verloren die Tigers den Ball oder agierten unglücklich im Angriff. Dies zog sich bis zum Ende so hin. Tübingen verkürzte auf sieben oder acht Zähler, Leverkusen erhöhte den Rückstand wieder auf elf oder mehr Zähler. So konnten die Raubkatzen zwar immer wieder an einer Wende schnuppern, mehr aber auch nicht. Als Smith 142 Sekunden vor dem finalen Buzzer einen komplett blanken Dreier zum möglichen 79:83 daneben setzte und Leverkusen mit fünf Punkten in Serie wieder auf zwölf Zähler davonzog, war die Partie entschieden. (Zu den Statistiken)

Die Stimmen

Doug Spradley (Trainer Tigers Tübingen): “Glückwunsch an Hansi Gnad und Leverkusen zu diesem verdienten Sieg. Wir hatten vor allem in der ersten Halbzeit große Probleme. Der Gegner war sehr gut auf uns eingestellt und hat den Willen gezeigt, dieses Spiel zu gewinnen. Es war fahrlässig, wie viele vergebene Korbleger und Ballverluste wir uns als gesamtes Team geleistet haben. 50 Punkte in der ersten Halbzeit sind natürlich viel zu viel. In der zweiten Halbzeit sind wir insgesamt etwas besser in die Partie gekommen, doch immer wenn wir dran waren, haben wir den Ball weggeworfen. Positiv ist, dass sich das Team nie aufgegeben hat.”

Hansi Gnad (Trainer BAYER GIANTS Leverkusen): “Vielen Dank für die Glückwünsche. Vor dem Spiel war es enorm schwer, uns auf diese Tübinger Mannschaft einzustellen. Das hat man in den ersten Minuten auch gesehen. Doch dann haben wir uns recht schnell zurechtgefunden und das Spiel aufgenommen. Die erste Halbzeit war furios von meiner Mannschaft. Insgesamt war es heute mal so, dass wir eigentlich immer in Führung lagen. Das war auch ein neues Gefühl für uns. Manchmal haben wir uns Konzentrationsmängel geleistet, doch am Ende haben wir den Vorsprung ins Ziel gebracht. Mit bin sehr stolz auf diese Leistung dieses Teams.”

Der Spielfilm

Erste Halbzeit

Erstes Viertel

1. Minute: Starting Five: Diante Baldwin, Kris Davis, Roland Nyama, Justin Strings und Enosch Wolf.

4. Minute: Guter Auftakt beider Mannschaften. Nach einem Dunking und einem Korbleger von Dennis Heinzmann führt der Gastgeber mit 8:6.

5. Minute: Innerhalb weniger Augenblicke haben die GIANTS das Spielgeschehen übernommen. Vor allem Heinzmann ist von Wolf nicht zu stoppen. Der Center ist bereits bei acht Zählern angelangt.

6. Minute: Spradley hat genug gesehen und nimmt sein erstes Timeout. Mit einem 13:1-Lauf führt die Gnad-Truppe mit 15:7. Die Rheinländer sind aktuell viel wacher und schließen hochprozentig in der Offensive ab. Im Anschluss gibt es ein technisches Foul gegen die GIANTS, weil vier Ausländer auf dem Platz sind. Nyama trifft den Freiwurf zum 8:15. Das Heimteam spielt nun mit einer Zonenverteidigung.

8. Minute: Was ist mit den Tigers los? Die Raubkatzen bekommen keinen Fuß auf den Platz, der Kontrahent spielt dagegen aus einem Guss. Davis verkürzt mit dem ersten Dreier auf 13:21.

10. Minute: Die ersten zehn Minuten sind vorbei. Mit der gegnerischen Defensive kommen die Schwaben überhaupt nicht zurecht und Leverkusen spielt mit viel Selbstvertrauen. Heinzmann ist mit acht Zähler Topscorer des Spiels. Spielstand: 27:15.

Zweites Viertel

12. Minute: Schwer zu glauben, was sich hier abspielt. Die Tigers haben nicht den Hauch einer Chance. Auch die ersten sechs Zähler im zweiten Viertel gehen an die GIANTS. Spielstand: 15:33.

14. Minute: Weiter ist keine Besserung in Sicht. Heinzmann schraubt den Vorsprung von der Freiwurflinie auf stolze 20 Punkte hoch (35:15).

15. Minute: Nächstes Timeout von Spradley. Die Tigers liegen nach einem krachenden Dunking von Nick Hornsby mit 18:39 im Hintertreffen. Die Raubkatzen zeigen sich völlig beeindruckt von der Stärke des Gegners.

17. Minute: In der Offensive kommen die Schwaben nun langsam etwas in Fahrt, doch in der Defense hapert es weiterhin. Davis mit seinen Punkten neun und zehn verkürzt auf 25:43. Der Rückstand ist jedoch weiter immens. Auszeit Leverkusen.

19. Minute: Auch die Gäste versuchen es mit einer Zone. Teilweise mit Erfolg, doch weiter werden zu viele Fehler gemacht. Spielstand: 31:48. Zwischenzeitlich steht es nur noch 31:43.

20. Minute: Die erste Halbzeit ist gespielt. Der Gastgeber kontrolliert die Partie beinahe nach Belieben. Zur Halbzeit steht es 50:33.

Zweite Halbzeit

Drittes Viertel

22. Minute: Die Tübinger sind lange in der Kabine geblieben. Wahrscheinlich hat Spradley mit seinen Mannen deutliche Worte sprechen müssen. Zunächst mit Erfolg: In 96 Sekunden verkürzen die Schwaben mit acht Zählern in Folge auf 41:50. Auszeit Leverkusen.

23. Minute: Nyama kann den Rückstand erstmals seit dem ersten Viertel wieder auf unter zehn Zähler drücken (44:52). Nun haben wir vielleicht doch noch ein Spiel.

26. Minute: Leverkusen hält dagegen, vor allem durch Koloss Heinzmann, der per Drei-Punkt-Spiel wieder für etwas Luft seines Teams sorgt. Der deutsche Center ist keinem Spieler der Raubkatzen unter dem Korb zu stoppen. Spielstand: 57:46 für den Gastgeber.

28. Minute: Die Schwaben sind dank einer besseren Vorstellung nun wieder auf Schlagdistanz. Dazu greift man in der Defense besser zu und zwingt die Gnad-Truppe vermehrt zu Fehlern. Spielstand: 51:59.

30. Minute: Wir halten fest: Das Spiel der Tigers ist nun deutlich besser, doch noch lange nicht gut genug. Die GIANTS können in kritischen Phasen immer wieder einen Gang höher schalten. Kurios: Beide Teams haben erst drei Treffer aus der Distanz erzielt. Die GIANTS gehen mit einem 66:54-Vorsprung in die letzten zehn Minuten.

Viertes Viertel

31. Minute: Die Tigers kommen einfach nicht mit der gegnerischen Zone klar. Einfache Dinge funktionieren nicht, im Gegenzug erhöht der Gastgeber mit vier schnellen Zählern wieder auf 70:54.

33. Minute: Erneut sind die Raubkatzen in Schlagdistanz (61:70), doch zu mehr soll es einfach nicht reichen.

34. Minute: Bezeichnende Situation der Begegnung. Der Ball läuft beim Gegner über mehr als zehn Stationen, am Ende verwertet Colter Lasher per Korbleger zum 74:61. Auszeit Tübingen.

36. Minute: Die Entscheidung ist gefallen. Ein Dreier von Lasher und ein Dunking von Hornsby bringen die GIANTS mit 83:70 in Führung. Auszeit Tübingen.

38. Minute: Spradley dreht an der Seitenlinie auch aufgrund einiger Entscheidungen der Schiedsrichter durch. Es ist heute wie verhext. Spielstand: 85:76.

39. Minute: Spradley nimmt 59 Sekunden vor dem Ende nochmals eine Auszeit. Zum Sieg wird es beim Stand von 79:90 nicht mehr reichen, doch der Übungsleiter will sofort den freien Dunking vom Spieler des Spiels Heinzmann (21 Punkte) aufarbeiten.

40. Minute: Die Tigers Tübingen verlieren die Partie in Leverkusen verdient mit 84:94. Ausschlaggebend ist die schwache erste Halbzeit – der Rückstand von 17 Zählern war einfach zu groß gegen diese gut spielende Mannschaft von GIANTS-Trainer Gnad.

Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel

Wiedersehen der einstigen Teamkameraden

Für Tübingens Justin Strings und Leverkusens Nick Hornsby war die Partie zwischen beiden Kontrahenten gleichzeitig ein Wiedersehen aus vergangenen Tagen. Drei Jahre spielten die beide US-Amerikaner am College der Sacramento State University in Kalifornien zusammen. Nun das Duell in der BARMER 2. Basketball Bundesliga, zudem agierten die beiden Akteure sogar im direkten Duell gegeneinander. Beide Spieler sind mit 2,01 Meter Körpergröße auf den größeren Positionen aktiv. Bereits am Freitagabend trafen sich die beiden Freunde im Hotel in Leverkusen. Es wurde viel gelacht und über alte Zeiten am College gesprochen. Hornsby ist ein Jahr älter als Strings und läuft im zweiten Jahr für die BAYER GIANTS auf. Das Profi-Debüt feierte der 24-Jährige in der Saison 2017/2018 bei den Depant GIESSEN 46ers Rackelos. Im Spiel kam Strings auf acht Punkte und fünf Rebounds, Hornsby auf elf Zähler fünf Rebounds und fünf Vorlagen.

Bekteshi erkrankt, Broening im Team

Bereits beim letzten Spiel der Tigers Tübingen in Hagen war Besnik Bekteshi kränklich. Über das Wochenende erwischte es den 26-Jährigen dann richtig. Die ganze Woche konnte Tübingens Nummer sieben nicht trainieren. Im Laufe der Woche war keine Besserung in Sicht, sodass Tigers-Trainer Doug Spradley bereits am Donnerstagabend entschied, dass Bekteshi die Reise nicht mit nach Leverkusen antreten wird. Dafür rückte Mirjan Broening in den Zehnerkader der Schwaben. Bleibt zu hoffen, dass Bekteshi sich in den kommenden Tagen wieder vollständig erholt und beim nächsten Heimspiel der Raubkatzen gegen die Eisbären Bremerhaven wieder eine Option ist. Gute Besserung, Besnik Bekteshi!

Ein Rückblick mit dem Rekordmeister

Die BAYER GIANTS Leverkusen sind mit 14 Meistertiteln immer noch der deutsche Rekordmeister. Gegen die Tigers Tübingen bestritten die Rheinländer das erste Heimspiel ohne Achim Kuczmann, der zum 31. Oktober 2019 nach 50 Jahren in verschiedensten Tätigkeiten aus dem Verein in den Ruhestand ausschied. Auch die Tübinger haben eine besondere geschichtliche Erinnerung an den heutigen Gegner. Am 24. Oktober 2004 bestritten die Raubkatzen das erste Heimspiel nach dem dritten Aufstieg in der Paul Horn-Arena. Am Ende gelang der damaligen Mannschaft von Trainer Pat Elzie ein 85:78-Heimerfolg. Tübingen und Leverkusen spielten insgesamt von 2004 bis 2008 im deutschen Basketball-Oberhaus, ehe sich das Team mit dem Bayer-Kreuz im Wappen zurückzog. Die Bilanz aus acht Aufeinandertreffen lautet 3:5-Siege aus Sicht der Tigers. Nun, nach elf Jahren duellieren sich die beiden Vereine wieder im Unterhaus der easyCredit Basketball Bundesliga. Insgesamt holten die Leverkusener 14 Meistertitel und zehn Pokalsiege. Neben dem langjährigen Trainer Kuczmann als Spieler, Trainer und Funktionäre hat auch der aktuelle Trainer Hansi Gnad eine lange Tradition unterm Bayer-Kreuz. Der inzwischen 56-jährige Europameister von 1993 spielte insgesamt vier Jahren für die Rheinländer, acht Jahre als Co-Trainer und nun im zweiten Jahr Cheftrainer beim heutigen Kontrahenten.