Einfach nicht clever genug – 79:83-Niederlage in Rostock
Die Tigers Tübingen haben das letzte von insgesamt sieben Auswärtsspielen in Serie mit einer 79:83 (35:41)-Niederlage bei den ROSTOCK SEAWOLVES nicht erfolgreich abschließen können. Beim Gastgeber stand unerwartet doch Trainer Dirk Bauermann an der Seitenlinie. Wahrscheinlich wollte er dem Team einen zusätzlichen Push geben, nachdem Liga-Topscorer Behnam Yakhchali nach seiner Knöchelverletzung aus dem Spiel in Kirchheim unter der Woche nicht zur Verfügung stand. Außerdem schmerzte natürlich das Fehlen von Allrounder Chris Carter (Fuß), bei den Schwaben konnte Kapitän Enosch Wolf kurzfristig nach einer Leistenzerrung am Freitag im Training nicht mit nach Mecklenburg-Vorpommern reisen.
Die Partie verlief ähnlich wie das Hinspiel. Kein Team konnte sich entscheidend absetzen, erst in den Schlusssekunden wurde das Spiel entschieden. Leider erneut nicht mit positivem Ausgang für die Schwaben. Die SEAWOLVES lagen in den ersten 20 Minuten meistens in Führung. Der höchste Vorsprung für Tübingen war in Minute fünf beim 7:3, für den Gastgeber mit Ablauf der letzten Sekunden im zweiten Viertel beim Stand von 41:35. Das dritte Viertel gestaltete sich sehr punktearm – ein 9:19 stand auf dem Statistikzettel. Die Tigers führten nach 29 Minuten beispielsweise mit 54:48. Im Schlussabschnitt wechselte die Führung mehrfach hin und her. Letztendlich setzte sich die Bauermann-Truppe dank der besseren Nerven mit 83:79 durch. In den Schlusssekunden vergaben die Tübinger einfach zu viele gute Möglichkeiten diese Partie zu gewinnen. Die Cleverness fehlte einfach. In der Schlussminute vergaben Crawley und Valtonen je einen Freiwurf bei insgesamt 25 Treffern bei 28 Versuchen, Letztgenannter scheiterte sogar alleine vor dem gegnerischen Korb. Topscorer der Begegnung waren Crawley und der gute Timo Lanmüller mit jeweils 17 Zählern, der Rest steuerte heute einfach viel zu wenig für einen gut möglichen Sieg bei. Beim Kontrahenten trafen Jarelle Reischel, Rain Veideman und Keith Wright mit jeweils 15 Punkten am häufigsten. Große Probleme hatten die Schwaben erneut beim Rebound (31:39) – die Zahlen hören sich bessere als das Gesehene an. Aus der Distanz gingen leider nur zehn von 30 Würfen (33 Prozent) durch den gegnerischen Ring. Positiv waren neun Steals, negativ 26 Fouls. Hier geht`s zur Statistik!
Weiter geht es für die Tigers Tübingen am kommenden Samstag mit dem Heimspiel gegen die Eisbären Bremerhaven. Hochball in der Volksbank Arena zu Rottenburg ist um 17 Uhr.
Erstes Viertel (13:13):
Die Tigers begannen mit Josh Sharkey, Timo Lanmüller, Elias Valtonen, Isaiah Crawley und Daniel Keppeler. Beide Kontrahenten starteten äußerst schleppend in der Offensive. Crawley brachte die Gäste mit zwei Freiwürfen nach 191 Sekunden erst mit 3:2 in Führung, beide Teams hatten noch merklich Ladehemmung im Angriff. Nach fünf Minuten führten die Gäste mit 7:3, jedoch hatte Sharkey bereits sein zweites Foul gesammelt und musste auf der Bank Platz nehmen. Dies bemerkte man sofort auf dem Feld, die Struktur fehlte. Die Bauermann-Truppe spielte nun vermehrt eine Zonenverteidigung – mit Erfolg. Bis zu Minute sieben legte Rostock einen 6:0-Lauf zum 11:9 auf das Parkett, Jansson nahm seine erste Auszeit. Erst der gute Crawley konnte den nun 8:0-Lauf des Gastgebers mit zwei Punkten stoppen. Spielstand: 13:11 nach neun Minuten für Rostock. Wenig später war das erste Viertel zu Ende, Spielstand 13:13. Sieben Zähler (ein Fehlversuch) erzielten die Schwaben von der Freiwurflinie, aus der Distanz gingen alle fünf Würfe daneben. Das Reboundduell verlor man mit acht zu zehn, obwohl man aus Tübinger Sicht noch recht gut bedient war. Die Dominanz unter den Körben gehörte eindeutig den SEAWOLVES. Topscorer der Begegnung war Crawley mit acht Punkten.
Zweites Viertel (28:22):
Das erste Highlight des Spiels setzte Crawley per Dunking zum 15:15-Ausgleich nach zwölf Minuten. Insgesamt war der US-Amerikaner der einzige Tübinger, der auf den großen Positionen richtig dagegenhalten konnte. Lanmüller war es dann, der im achten Versuch den ersten Dreier für die Raubkatzen zum 20:23 einstreute, gespielt waren 14 Minuten. Das Spiel war geprägt von ordentlicher Verteidigung und keinen guten Quoten im Abschluss. Die Jansson-Truppe hatte erneut massive Probleme bei den Rebounds. Oftmals gestattete man dem Gegner mindestens zwei Chancen in einem Angriff. Trotzdem ließen sich die Raubkatzen nicht abschütteln, die Gästen waren immer in Schlagdistanz. Nach 16 Minuten erzielte Lanmüller den 29:29-Ausgleich. Zuvor bat Bauermann seine Schützlinge mit seiner ersten Auszeit zum Gespräch auf die Bank. Bis 54 Sekunden vor der Halbzeitpause erzielten nur Lanmüller (zwölf) und Crawley (neun) Punkte für die Jansson-Truppe. Troy Simons besorgte mit drei Freiwürfen das 35:36 in Minute 20 – Auszeit Bauermann. Und dieses Gespräch zahlte sich für Rostock aus. Dreier Jarelle Reischel, Korbleger Brad Loesing und der Kontrahent ging mit einem 41:35-Vorsprung in die Kabine. Die Schwaben hatten leider zu viele Ausfälle: Sharkey (zwei), Valtonen (ein) und keine Zähler von Keppeler und Roland Nyama sind einfach viel zu wenig, um gegen einen Gegner besser aussehen zu können. 15 zu 21 Rebounds gegen Tübingen sowie nur zwei Treffer aus der Distanz bei zwölf Versuchen (17 Prozent) waren weitere Ursachen, dass es bei den Schwaben noch nicht rund lief. Crawley war mit 14 Zählern bester Punktesammler auf dem Feld, bei Rostock traf Keith Wright (acht Punkte) am häufigsten.
Drittes Viertel (9:19):
Beide Mannschaften traten wie zu Beginn des ersten Abschnitts nur sehr mühsam im Angriff in Aktion. In Minute 25 klaute sich Simons den Ball und schloss am anderen Ende des Feldes per Dreier erfolgreich zum 44:44 ab. Bis dato waren erst zwölf Zähler gefallen. Bauermann nahm die nächste Auszeit. Die Tübinger vertendelten in der Offensive immer wieder leichtfertig den Ball, dazu waren die Quoten in der Offensive nicht gut. Positiv: In der Defense streckte man sich mächtig und hinderte den Gegner an vielen einfachen Punkten. Auf den großen Positionen war man jedoch deutlich unterlegen. Wright, Till Gloger und Stefan Ilzhöfer waren hier die besseren Spieler. In Minute 26 holten sich die Tigers durch Simons per Dreier zum 47:46 die Führung zurück. Diese konnte man auch bis zum Viertelende halten. Simons traf in der Schlussminute seinen dritten Dreier zum 54:48, Loesing erzielte den 50:56-Zwischenstand nach 30 Minuten. Insgesamt war es der Deutsch-Amerikaner Loesing, der neben 13 Zählern auch das Spiel für die SEAWOLVES in die Hand nahm. Crawley war weiter mit 14 Punkten bester Korbschütze. Auffallend: Dem Gastgeber gelangen nur neun kümmerliche Zähler im dritten Abschnitt, auch ein Verdienst der Tübinger Defense.
Viertes Viertel (33:25):
Das Schlussviertel musste nun wie so oft die Entscheidung bringen. Der bisher blasse Valtonen erzielte mit der ersten Aktion des letzten Spielabschnitts per Dreier das 57:50 für die Gäste. Es war die bisher höchste Führung für die Raubkatzen. Doch die SEAWOLVES blieben dran, Ilzhöfer traf in Minute 34 zum 61:61. Parallel war für Loesing mit 13 Zählern als erstem Akteur auf dem Platz das Spiel mit dem fünften Foul beendet. Die Begegnung war nun auf Messers Schneide. Wer die besseren Nerven hat, wird die Partie gewinnen. Die Führung wechselte mehrfach hin und her. In der 38 Minute musste Keppeler mit dem fünften Foul das Feld verlassen, Sharkey und Lanmüller hatten bereits jeweils vier Fouls gesammelt – Spielstand 75:75. Die letzten 69 Sekunden der Begegnung waren dann Dramatik pur. Crawley und Valtonen trafen jeweils nur einen Freiwurf zum 79:77 bei noch 51 Sekunden zu spielen. Besser machte es RainVeideman, der mit Foul zum 79:79-Ausgleich abschloss, auch der Bonusfreiwurf zum 80:79 ging durch die Tübinger Reuse. Valtonen stand alleine unter dem Korb, brachte den Ball aber nicht unter. Im Anschluss flog der gute Lanmüller mit dem fünften Foul vom Platz. Ilzhöfer und Reischel trafen jeweils beide Freiwürfe und brachten den etwas glücklichen Sieg für Rostock mit 83:79 nach Hause.
Die Stimme zum Spiel:
Danny Jansson (Trainer Tigers Tübingen): “Es ist einfach nur frustrierend. Bereits zum zweiten Mal haben wir gegen Rostock eine sehr gute Möglichkeit verpasst, das Spiel zu gewinnen. Leider waren wir heute erneut nicht dazu in der Lage. Das zweite Viertel war ein Desaster und eine Enttäuschung. Wir haben genauso gespielt, wie es Rostock benötigt hat. Wir hatten kein Tempo mehr im Spiel und haben viele Fehler gemacht. Das dritte Viertel war überzeugend. In der entscheidenden Phase waren die Defense und die Offense dann einfach nicht gut genug, um das Spiel zu gewinnen. Wir müssen daraus weiter lernen und vor allem auch wachsen. Wenn wir einen Schritt weiter in unserer Entwicklung wären, hätten wir das Spiel gegen Rostock heute gewonnen.”
Dschungelgeflüster – der etwas andere Blick rund um das Spiel:
Beide Kontrahenten mit Verletzungssorgen: Beide Mannschaften konnten das Spiel nicht in Bestbesetzung bestreiten. Während bei den SEAWOLVES die Schlüsselspieler Behnam Yakhchali (Knöchel), Chris Carter (Fuß) und Ronalds Zakis (Schulter) verletzungsbedingt ausfielen, plagen auch die Raubkatzen verletzungsbedingte Ausfälle. Am Freitag zog sich Kapitän Enosch Wolf eine Zerrung an der Leiste zu und fiel kurzfristig aus, Besnik Bekteshi fehlt aufgrund seiner Sprunggelenksverletzung weiterhin. Ein Lichtblick: Der 28-Jährige befindet sich wieder im Kraft- und Individualtraining. Eine zeitnahe Rückkehr ins Mannschaftstraining rückt etwas näher. Aufgrund des Ausfalls von Wolf reiste Jekabs Beck mit in die Hansestadt. Der 19-Jährige laborierte seit mehreren Wochen an einer Kniestauchung und kam kurzfristig zum Einsatz. Mirjan Broening (Rücken), Lucas Schiebelhut (Patellasehne) und Matti Sorgius (Fuß) können derzeit gar nicht oder nur eingeschränkt trainieren. “Vor allem für das Training unter der Woche ist dieser Zustand nicht optimal”, betont Athletiktrainer Martin Ströbele.
Team lobt den Busfahrer: Knapp 900 Kilometer einfache Strecke ist die Distanz zwischen Tübingen und Rostock. Die beiden Busfahrer Konstantin Divitajkin und Marco Wannenmacher wählten am Samstag die Strecke über Nürnberg (A6) und Berlin (A9) an die Ostseeküste. Ohne Stau kam der Tübinger Tross am gestrigen Samstagabend früher als gedacht in Rostock an. Es ging gleich zum Training nach Rostock-Bargeshagen, wo sich das Trainingszentrum der SEAWOLVES befindet. Im Anschluss fand der lange Tag einen Abschluss mit der Ankunft im Tri Hotel zu Rostock, wo es sogleich Abendessen gab. Davor klatschte das gesamte Team noch Beifall für Divitajkin, der den Mercedes-Bus Tourismo perfekt über eine scharfe, rechte Kurve bewegte. “Applaus habe ich seit zwei Jahren nicht mehr erhalten”, witzelte der 43-Jährige. An dieser Stelle auch noch einen großen Dank an Ronny Hahn von der Lunchbox, welcher die Mannschaft während des gesamten Aufenthalts mit leckerem Essen verköstigte.
Erstes Rückspiel im zwölften Spiel: Die Saison 2020/2021 ist aufgrund der Corona-Pandemie völlig verzogen, zur Tabelle kann noch keine richtige Aussage gemacht werden. Die Nürnberg Falcons BC haben erst sieben Saisonspiele bestritten. Nahezu das gesamte Team war bereits mit dem Virus infiziert und längere Zeit außer Gefecht. Aktuell ist das Team wieder nicht im Trainingsbetrieb, da die Spieler noch nicht wieder ganz fit sind. So konnten die Raubkatzen gegen die Franken noch keine Partie bestreiten, wie auch nicht gegen Phoenix Hagen. Gegen die ROSTOCK SEAWOLVES hat die Mannschaft von Trainer Danny Jansson am 16. Spieltag jetzt schon das Rückspiel bestritten. Spitzenreiter in Sachen absolvierte Begegnungen sind die Kirchheim Knights, die bereist 15 Partien gespielt haben.